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Baubeginn für 2013 angesetztIran plant zweites Atomkraftwerk

Der iranische Atomprogramm-Chef Fereidun Abbassi Dawani will 2013 ein zweites AKW in Buschehr bauen lassen. Zudem sieht er „keinen Grund“, die Uran-Anreicherung zu stoppen.

Kriegt bald einen kleinen Bruder: Der Atomreaktor in Buschehr. Bild: dpa

TEHERAN afp | Der Iran will ein zweites Atomkraft bauen. Wie das Staatsfernsehen am Sonntag unter Berufung auf Atomprogramm-Chef Fereidun Abbassi Dawani berichtete, sollen die Bauarbeiten 2013 im südlichen Buschehr beginnen, wo das bisher einzige Atomkraftwerk des Landes steht. Teheran sieht nach Angaben von Dawani auch keinen Grund, die umstrittene Anreicherung von Uran auf 20 Prozent aufzugeben und Kontrollen in der Militäranlage in Parschin zuzulassen.

Das neue Atomkraftwerk soll eine Leistung von tausend Megawatt haben und im „kommenden Jahr“ gebaut werden, wie Dawani ankündigte. Dabei bezog er sich auf den iranischen Kalender, bei dem das Jahr 2013 im März beginnt.

In Buschehr war im Herbst 2011 nach jahrzehntelanger Bauzeit das erste iranische Atomkraftwerk in Betrieb gegangen. Seine volle Leistung von tausend Megawatt wird es nach Angaben von Dawani aber erst im November erreichen. Der Bau war vor der iranischen Revolution 1979 von Deutschland unterstützt worden. 1995 hatte Russland die Arbeiten fortgesetzt und liefert auch den notwendigen Brennstoff. Ob Russland auch am Bau des neuen Kraftwerks beteiligt ist, sagte Dawani nicht.

Mehrere westliche Regierungen verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich an einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist dies zurück. Erst vor wenigen Tagen hatte der Iran in Bagdad mit den UN-Vetomächten und Deutschland über sein Atomprogramm beraten. Bei dem Treffen wurde lediglich vereinbart, Mitte Juni zu weiteren Verhandlungen in Moskau zusammenzukommen.

Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Urananreicherung. Der Westen versucht den Iran davon abzubringen, Uran auf 20 Prozent anzureichern. Für den Betrieb von Atomkraftwerken ist nur ein Anreicherungsgrad von drei bis fünf Prozent nötig. In den Atomanlagen von Fordo und Natans reichert Teheran das Uran aber auf bis zu 20 Prozent an, um es als Brennstoff für seinen Forschungsreaktor in Teheran zu nutzen. Es wird befürchtet, dass der Iran dort später auch waffenfähiges Uran mit einem Anreicherungsgrad von 90 Prozent produzieren könnte.

Atomprogramm-Chef Dawani sagte der Zeitung Korrassan, dass Teheran „keinen Grund“ sehe, die Anreicherung auf 20 Prozent zu stoppen. Der Iran produziere nur soviel angereichertes Uran, wie er für den Forschungsreaktor benötige.

IAEA: 27-prozentiges Uran in Proben entdeckt

Am Freitag hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, dass in Proben aus Fordo auch Spuren von auf 27 Prozent angereichertem Uran gefunden wurden. Der höhere Anreicherungsgrad könnte nach Einschätzung von Experten allerdings auch auf einen technischen Defekt zurückzuführen sein. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte den Iran jedoch auf, sich im Atomstreit weiter um „internationales Vertrauen“ zu bemühen.

Der Iran spielte die Enthüllung herunter. IAEA-Botschafter Ali Asghar Soltanieh sagte der Nachrichtenagentur Irna, der höhere Anreicherungsgrad sei eine „normale technische Frage“ und könne auch in jedem anderen Land vorkommen.

Wie Atomprogramm-Chef Dawani sagte, ist Teheran „noch nicht überzeugt“, warum es Kontrollen der IAEA in der Militäranlage in Parschin zulassen sollte, die bei der Behörde als möglicher Standort für Atomexperimente gilt. Es handele sich nicht um eine Atomanlage, sondern um einen „Militärkomplex“, sagte er der Nachrichtenagentur Isna.

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6 Kommentare

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  • MA
    Meryem Azimi

    Iranische friedliche Nuklearaktivitäten kann man aus den gleichen Gründen kritisieren,aus denen man die Nutzung von Atomenergie überall auf der Welt kritisiert,nämlich aus Gründen der Sicherheit und des Umweltschutzes. Ansonsten hat das Land nun einmal das Recht dazu und die IAEA muss es bei der Umsetzung sogar unterstützen, denn das ist eine seiner Aufgaben. Die IAEA selber hat im Rahmen ihrer Befugnisse keinerlei Unstimmigkeiten beim Urananreicherungsprogramm der Iraner gefunden - und Entgegenkommen darüber hinaus, wie es z.B. eine Inspektion von Parchin bedeuten würde,werden sich die Iraner gut überlegen-bisher hat es ihnen ja nichts genutzt, wenn sie über ihre Verpflichtungen hinausgegangen sind. Im Gegenteil, ein Land wie die USA, das den NPT bricht (indem es seinen Abrüstungsverpflichtungen nicht nachkommt), verhängt Sanktionen über Iran. Dass das iranische Atomprogramm nur ein Vorwand ist, ein Land in die Knie zu zwingen,dass sich den US-Hegemonialbestrebungen so frech widersetzt, muss doch für jeden offensichtlich sein. Ansonsten soll man doch bitte den Iranern überlassen,welche Staatsform und Regierung sie wollen. Schließlich haben sie sich ihre Verfassung selber gegeben und ihre Bürger haben mehr Freiheiten, als in mancher Diktatur mit der der angeblich freie Westen bestens zusammenarbeitet.

  • G
    GWalter

    Jedes Land hat dazu das Recht

    warum soll man dort keine Atommeiler bauen, wenn andere sie auch haben ??

     

    Es gibt keinen Grund dafür, besonders wenn man noch betrachtet, dass Israel den Atomwaffen-Sperrvertrag NICHT unterzeichnet hat, aber genug davon hat.

     

    Auch die Lüge der USA und GB vor dem 2, Iran-Krieg sollte man nicht vergessen !!

     

    Nachher waren keinerlei Atomwaffen gefunden worden.

     

    Alles nur Parolen um einen Angriffskrieg zu initieren um letztlich den Dollar zu retten, denn auch der Iran möchte sein Öl nicht nur ausschließlich in Dollars verkaufen.

     

    Wie zuvor Saddam Hussein und Ghaddafi !!!

  • K
    kraino

    meine freundin melika wurde heute von basidschi erschossen - ich freue mich auf atomkraftwerke, baumelnde schwule und eine deutsche linke die den massenmord in iran immer noch schönredet.

  • A
    Anna

    Wieviel Atomkraftwerke haben wir noch mal? Wer hat schon mehrfach Atomwaffen auf (Zivile-)Menschen abgefeuert?

    Ach ja, wir sind ja die "Guten", wir dürfen das. Außerdem wo kämen wir hin, wenn es noch mehr Länder gibt, die den Planeten gefährden und ausbeuten. Das reicht nicht für alle. Da müssen die anderen schön in Schach gehalten werden, damit sie uns Rohstoffe und Arbeitskraft schön billig geben.

    Unerträglich, das Journalisten immer noch nicht aufklären, wer eigentlich die "Bösen" sind. Nämlich wir mit unserem immensen, unsinnigen Konsum und der Gier einiger weniger!

    Wie soll der Iran wirtschaftlich mithalten, wenn ihnen versagt wird, was wir dürfen?

  • TH
    Thomas Hemberger

    Tja, wer hätte das gedacht ..?

     

    Unter dem Deckmantel der "friedlichen Nutzung der Kernenergie" treibt das iranische Mullahregime sein Streben nach atomarer Bewaffnung (im besten Einvernehmen mit dem in Moskau herrschenden antidemokratischen Putin-Klüngel) weiter munter voran, allen trottelig-naiven Appeasement-Bemühungen von Seiten der EU-Außenbeauftragten und des (von Moskau und Peking blockierten) UN-Sicherheitsrats zum unverhohlenen Hohn.

     

    Und was sagen unsere ach so friedensbewegten linken Atomkraftgegner in Deutschland dazu?

     

    Bestenfalls gar nichts.

    Schlimmstenfalls unterstützen sie mit mehr als nur "klammheimlicher Freude" das aggressive und dauervertragsbrüchige Streben des iranischen Folter- und Mordregimes nach atomarer Bewaffnung.

     

    Auch die berechtigten Sorgen sehr vieler Iraner und der Menschen in den an Iran angrenzenden Staaten, vor einem möglichen Supergau in einer der Nuklearanlagen des erdbebenreichen Iran, juckt unsere hiesigen linken Atomkraftgegner offensichtlich nicht im Geringsten.

     

    In Deutschland rufen linke Kernkraftgegner derzeit zu einem noch schnelleren und radikaleren Ausstieg aus der hierzulande ausschließlich friedlich genutzten Kernenergie auf,

    während sie zugleich für das Mullahregime im Iran ausdrücklich dessen Recht auf "friedliche Nutzung der Atomkraft" unterstreichen und einfordern, -wohlwissend, dass es den radikalislamistischen Zwangsbeherrschern des Iran um den Griff nach Atomwaffen geht (und um deren massenvernichtenden EINSATZ!), und ganz und gar nicht um die friedliche Nutzung der Kernenergie im Iran (die ja eigentlich schon problematisch genug sein sollte, für glaubwürdige tatsächliche Gegner der Kernenergienutzung).

     

    Exakt die selben doppelten Standarts in Bezug auf Irans Mullahkratie kennzeichnen weite Teile der hiesigen Linken auch, wenn es z.B. um die Themenbereiche Pazifismus, Menschenrechte, Frauenrechte, Antisemitismus oder Homophobie geht.

     

    Irgendwie merkwürdig, finde ich ...

  • T
    Thomas

    Gibt es schon Bestrebungen der Grünen in den Iran zu gehen und dagegen zu protestieren? Zu schotter, Menschenketten zu bilden usw? Oder gehört die Atomkraft auch zum Islam und darf in deren Ländern nicht kritisiert werden?