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Bau-Paket soll Faulenviertel retten

■ Altenwohnungen anstelle des Parkhauses Diepenau und Neubau an der Faulenstraße: Beirat Mitte umjubelt Investoren-Pläne / Auch Koalitions-Abgeordnete signalisieren Zustimmung

Das schlecht genutzte Parkhaus Diepenau mit Weserblick wird abgerissen. Stattdessen entstehen in bester Fluß-Lage im Faulenquartier komfortable Altenwohnungen für gehobene Ansprüche. Die verlorengegangenen Parkplätze werden in einem Neubau an der Faulenstraße neu errichtet. Hier finden neben Einzelhandel auch Küchen und medizinische Einrichtungen der Alten-Residenz, weitere Seniorenwohnungen sowie Büros Platz.

Mit diesem Paket-Plan zur Aufwertung des Faulenquartiers erntete der Bauunternehmer Michael Bongartz bei der Sitzung des Ortsbeirats Mitte am Montag abend einhelligen Beifall. Beide Projekte – Parkhaus Diepenau und Neubebauung des Grundstücks von Eggers & Franke und dem ehemaligen Kaufhaus Bamberger – sind nach Bongartz' Worten nur als Mischkalkulation machbar. Die Altenwohnungen sollen das Neubauprojekt subventionieren, das Stadtteilpolitiker dringend zur Belebung der westlichen Innenstadt und als Pendant zu Saturn Hansa an der Faulenstraße wünschen. Falls nicht schnell gehandelt werde, drohe Saturn Hansa abzuwandern und der geplante Einzelhandel stünde so allein auf weiter Flur wie heute schon der Elektronik-Shop, der viel Geld für Werbung und Sonderangebote ausgeben muß, um Kunden anzulocken.

Die Stadt müsse fünf bis zehn Millionen Mark als Restwert des Parkhauses Diepenau zuschießen, sagte Bongartz der taz. Wenn in diesem Jahr eine Entscheidung in seinem Sinne fällt, sei von einem Kölner Immobilienfonds eine Finanzierung von bis zu 100 Millionen Mark zu bekommen. Auf dem Immobilienmarkt sei genügend Kapital auf der Suche nach geeigneten Anlagemöglichkeiten.

Und Altenwohnungen mit gehobenem Standard scheinen eine sichere Sache in Bremen. Zielgruppe für die 100 bis 120 Wohnungen sei etwa das gutsituierte pensionierte Lehrerehepaar, auf Millionärsklientel könne man nicht setzen, so die Experten. Alexander Künzel, Vorstand der Bremer Heimstiftung, die 17 Seniorenresidenzen betreibt, hält die Diepenau auch für einen „geeigneten Standort“. Als Betreiber stünde der Paritätische Wohlfahrtsverband bereit. „Ein Stück des Belegungsrisikos tragen wir“, sagt Geschäftsführer Jürgen Wäcken. „Wir halten das für realistisch.“Es gehe darum , wohlhabende Senioren nicht ins Umland abwandern zu lassen.

Alles hängt also am Abriß des Parkhauses Diepenau. Das 1974 gebaute Parkhaus macht dem Betreiber Brepark ohnehin Sorgen, ist offiziell nur zu unter 40 Prozent genutzt. Doch politisch ist eine Abrißentscheidung noch nicht getroffen. Allenfalls eine kleine Lösung mit dem Bau von Altenwohnungen auf einem Drittel der Parkhausfläche zum Fluß hin ist mit dem baupolitischen Sprecher der SPD, Carlo Schreiber, zu machen. Andere in der SPD-Fraktion sehen das allerdings anders. Der CDU-Baupolitiker Dieter Focke sieht allerdings kein Problem, solange die Parkplätze in der Nähe ersetzt werden.

Der Beirat Mitte ist in Sachen Faulenquartier so einig wie selten. Alle Fraktionen fordern einen breiten Fußgängerüberweg an der Brill-Kreuzung und Baugebote für die vielen Baulücken des Quartiers. Georg Ahlswede aus der Baubehörde stellte eine Teil-Schließung des Brill-Tunnels in Aussicht, um an der Sparkassen-Seite des Brill einen kleinen Platz zu schaffen. Außerdem soll im Zuge des Umbaus der Faulenstraße die Straßenbahn weiter vom Sparkassen-Eingang wegrücken. Joachim Fahrun

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