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Basketballstar Satou SaballyDer ersehnte Moment

Mit einer Glanzleistung hat Satou Sabally ihr Team ins Finale der WNBA geführt. Sie könnte der zweite deutsche Basketballsuperstar in den USA werden.

Lange mit Problemen, jetzt endlich voll da: Satou Sabally (links) Foto: Samantha Chow/ap

Es gibt kaum eine bessere Kennerin des Basketballs der Frauen als Sue Bird. Die New Yorkerin hat 20 Jahre lang in der Profiliga WNBA gespielt, vier Meisterschaften gewonnen und war 13 Mal im All-Star-Aufgebot. Und so war es überaus glaubhaft, als sie versicherte, dass der endgültige Durchbruch von Satou Sabally für sie nicht die geringste Überraschung war: „Satou war schon immer da“, sagte Bird in ihrem Podcast, „es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr Moment kommt.“

Nun ist der Moment der Berlinerin da. Mit einer Glanzleistung führte sie am vergangenen Wochenende ihre Phoenix Mercury ins WNBA Finale. Und egal, ob sie dort gegen die Indiana Fever oder die Las Vegas Aces spielen – der Titel muss ihnen hart abgerungen werden. Damit unterstrich die 26-Jährige in ihrer fünften WNBA-Saison ihren Status als eine der dominanten Spielerinnen in der besten Liga der Welt.

Da kommt freilich sofort wieder der Vergleich mit Dirk Nowitzki in den Sinn, der Sabally seit Beginn ihrer Profikarriere verfolgt. Er ist zwar abgenutzt, aber zu treffend, als dass man der Versuchung widerstehen könnte. Wie Nowitzki wurde sie als junge Spielerin aus Deutschland nach Dallas geholt. Und wie Nowitzki besitzt sie die einzigartige Fähigkeit, Körpergröße und Kraft mit Wendigkeit und Vielseitigkeit zu verbinden.

Gerade erst im letzten Spiel gegen Minnesota war diese Kombination, die ihr den Spitznamen des seltenen Fabelwesens „Einhorn“ eintrug, wieder zu beobachten. Sabally konnte sich nach Bedarf unter dem Korb durchsetzen oder aus der Dreipunkt-Distanz treffen oder den Ball an ihre formidablen Partnerinnen Alyssa Thomas, DeWanna Bonner oder Kalheah Copper verteilen.

Lange Wartezeit

Doch genau wie Nowitzki musste sie lange warten, bis sie als Franchise-Spielerin eines meisterschaftstauglichen Teams den Status in der Liga bekam, der ihren Fähigkeiten entspricht. Sogar ihre kleine Schwester Nyara kam ihr zuvor, als sie im vergangenen Jahr zusammen mit den New York Liberty und Leonie Fiebich die Meisterschaft gewann. Doch nun ist endlich Sabally dran. „Es wäre verlogen, wenn wir behaupteten, dass wir mit weniger als dem Titelgewinn zufrieden wären.“

Sabally tat sich in ihren ersten Profi­jahren trotz ihres schon im College bewiesenen außergewöhnlichen Talents schwer. Ihre Rookie Saison 2020 fand während Covid im Quarantänelager statt – nicht gerade ein glanzvoller Einstand. Hinzu kamen Verletzungen, die sie auch in den folgenden zwei Spielzeiten immer wieder zurückwarfen. Die junge Berufsspielerin tat sich mit der Dreifachbelastung der WNBA-Saison, der Saison für Fenerbahçe Istanbul und im Nationalteam schwer. „Ich habe 365 Tage auf dem Platz gestanden“, sagte sie im Rückblick.

Spielen trotz Schmerzen

Immer wieder spielte sie trotz Schmerzen durch, wie zuletzt beim olympischen Turnier in Paris, doch der Körper ließ sich nicht dauerhaft überstimmen. So kam ihr Durchbruch in der WNBA erst in der Saison, in der sie international kürzer trat. Obwohl sie nach dem Auskurieren ihrer Olympia-Verletzung spät in die Saison startete, legte sie 2024 die besten Statistiken ihrer Karriere vor. Doch schon während dieser letzten Spielzeit in Dallas plante sie ihren Wechsel. „Die Zeit, in der ich mich einfach nur gefreut habe, in der WNBA dabei zu sein, war vorbei.“ Sabally wollte gewinnen.

In Phoenix fand sie dazu ideale Bedingungen. Sie konnte dort mit Alyssa Thomas und Kahleah Copper ein beinahe unschlagbares Powertrio bilden. Hinzu kamen professionelle Bedingungen, von denen sie in Dallas nur träumen konnte – von der physiotherapeutischen Betreuung bis hin zur Ernährung. „Wir mussten uns in Dallas am Spieltag um unser eigenes Essen kümmern.“

Mit dem Finaleinzug hat Sabally nun erneut in den USA die Aufmerksamkeit auf den boomenden deutschen Basketball gelenkt. Dennis Schroeder und die Wagner-Brüder sind unter Basketballkennern längst ein Begriff, Satous jüngere Schwester und Leonie Fiebich kennen wenigstens die WNBA-Fans.

Nun hat Satou nach Dirk Nowitzki die Chance, als zweite Deutsche im US-Profibasketball ein Superstar zu werden. Eine Rolle, die sie gerne annimmt. „Ich repräsentiere hier internationale Gewässer“, sagte sie mit einer nicht ganz geglückten Metapher nach dem Spiel gegen Minnesota. Doch es war klar, was gemeint war: Sabally ist stolz darauf, auf der großen Bühne als Berlinerin mit afrikanischen Wurzeln aufzufallen. Nach Möglichkeit natürlich mit einem Pokal in der Hand.

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