Basketballerin im Fokus: Ein Dreier ist ein Dreier
Caitlin Clark bricht alle Rekorde im College-Sport. Sie spielen zu sehen, ist zurzeit eine der größten Attraktionen im amerikanischen Basketball.
The greatest college basketball player of all time“ ist eine Frau. Caitlin Clark spielt für die University of Iowa und bricht dort einen Rekord nach dem anderen. Zuletzt fiel der 54 Jahre alte Rekord der meisten Punkte in einer College-Basketballkarriere. Die Legende des Männerbasketballs „Pistol Pete“ Maravich stellte diesen im Jahr 1970 mit scheinbar unerreichbaren 3.527 Punkten auf. Caitlin Clark brach ihn am 15. Februar. Am vergangenen Sonntag gewann sie mit ihrer Uni zum dritten Mal in Folge den Titel der Big10-Conference.
Auf spektakuläre Weise dominiert die Aufbauspielerin ihre Konkurrenz mit schier unglaublichen Dreipunktewürfen vom Mittelkreis des Basketballfeldes. Vergleichbar ist ihre Spielweise nur mit der des NBA-Giganten Stephen Curry. Geht es um Caitlin Clark, braucht nicht unterschieden zu werden zwischen Männer- und Frauen-Basketball.
Doch neben ihrem sportlichen Erfolg ist besonders eines bemerkenswert: Niemand, der in den USA College-Basketball spielt, ist zurzeit annähernd so berühmt wie Caitlin Clark. So beeindruckend ihre Leistungen auf dem Feld sind, noch historischer ist die Begeisterung, die ihr von Seiten der Fans entgegenschlägt. Clark spielen zu sehen ist eine der größten Attraktionen im amerikanischen Sport.
30 der 32 Heimspiele der University of Iowa waren diese Saison ausverkauft und bei Auswärtsspielen kommen im Durchschnitt mehr als doppelt so viele Zuschauer in die gegnerischen Arenen wie gewöhnlich. Im Oktober spielte das Frauenbasketballteam im Football-Stadion der Universität vor unglaublichen 55.646 Menschen. Kein Rekord ist sicher, wenn die 22-Jährige auftritt.
Phänomenale TV-Quoten
Gerade für den Frauensport sind diese Zahlen außergewöhnlich. Oft wird hier das fehlende Interesse der Zuschauer als Argument gegen mediale Berichterstattung und Investitionen angeführt. Der Caitlin-Clark-Boom widerspricht dieser Logik. Das zeigt sich vor allem an den Einschaltquoten von Clarks Spielen. Zwei Millionen Menschen verfolgen im Schnitt die Spiele der Iowa Hawkeyes. Im Finale des NCAA Tournaments im vergangenen Jahr gegen die LSU Tigers rund um Clarks größte Rivalin Angel Reese waren es sogar fast 10 Millionen Fernsehzuschauer. Die Einschaltquoten des College-Basketballs der Frauen sind in dieser Saison erstmals höher als die der Männer.
Diese vor einigen Jahren noch unvorstellbaren Zahlen zeigen auch einen finanziellen Effekt. Caitlin Clark ist gemäß den Regeln des College-Sports eine Amateurin und bekommt kein Geld fürs Basketballspielen. Dank einer Regeländerung ist es den „student athletes“ aber mittlerweile erlaubt, Werbeeinnahmen zu generieren. Der Wert von Clarks Verträgen mit verschiedenen Firmen wird auf rund 3 Millionen US-Dollar geschätzt – ein Betrag, der auch für Profisportlerinnen nur schwer erreichbar ist.
Doch sie ist nicht die einzige Basketballerin unter den zehn Topverdiener*innen im College-Sport – Angel Reese ist die andere – und es sind nicht nur Clarks Highlight-Videos, die im Netz kursieren. Caitlin Clark ist die Speerspitze eines generellen Trends im College-Basketball. Es gilt: Ein Dreier ist ein Dreier und Superstars sind Superstars – egal ob Männer oder Frauen.
Nach dieser Saison wird Caitlin Clark nicht mehr am College spielen, sondern in der Profiliga WNBA. Dort ist der Frauenbasketballboom noch nicht angekommen, die Einschaltquoten sind niedrig und die Hallen oft halb leer. Auch Clarks voraussichtliches Gehalt als Erstjahresprofi von ca. 70.000 US-Dollar sind kein großer Anreiz angesichts ihrer Einnahmen aus Werbeverträgen aus College-Zeiten.
Wird Caitlin Clark die Begeisterung für Frauenbasketball auch in der WNBA entfachen? Indiana Fever, die Clark voraussichtlich an erster Stelle der Talent-Draft auswählen werden, machen sich diesbezüglich große Hoffnungen. Immerhin sind die Ticketverkäufe für die nächste Saison seit der Ankündigung ihrer Ankunft schon spürbar gestiegen.
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