Basketball: Dämonische Defensive
Die Baskets Bamberg werden Meister, weil Amerika für sie nicht das gelobte Land ist.
Im Basketball gibt es einen Spruch, der so alt ist wie der Ballsport selbst: Mit einer guten Offensive gewinnt man Spiele, mit einer guten Defensive aber gewinnt man Meisterschaften. Bambergs Trainer, Dirk Bauermann, lebt nach dieser Weisheit. Er ist der Verteidigungsmeister der Liga. Es kommt nicht von ungefähr, dass das letzte Spiel der Finalserie 64:63 endete. Bauermanns Bamberger lassen nicht viele Punkte zu. Und weil sie beim Verteidigen viel Kraft lassen, bleibt auch ihre Korbausbeute übersichtlich. Es gibt nicht wenige Basketballfans, die Bamberg hassen. Sie unterminierten das Spiel, heißt es, es regiere die reine Destruktion, die Spieler agierten wie aufgedrehte Kampfmaschinen und im Angriff ausgesprochen hölzern.
Dabei verordnet Bauermann seinen Korbjägern nur höchste Disziplin und Konzentration. Sie sollen sich in erster Linie die Erfolgserlebnisse hinten holen, sei es nun in der aggressiven Mann-gegen-Mann-Verteidigung oder in gefinkelten Varianten der "Zone", wie die Raumverteidigung im Basketball heißt. Mit dem Sieg Bambergs hat der Balkan-Stil des europäischen Basketballs über die amerikanische Spielauffassung triumphiert. Nicht Individualisten haben das Spiel geprägt, sondern gefügige Rollenspieler, die von Bauermann instruiert und getriezt worden sind. Wer nach dieser Finalserie Basketball noch immer für einen körperlosen Sport hält, der sollte sich künftig für Volleyball oder Golf begeistern. Bauermann inszeniert Basketball als Kontaktsport. Das mag die Ästheten verschrecken, doch Bauermanns Korbjäger sind erfolgreich, ungemein erfolgreich. Der Coach hat bereits neun Meisterschaften gewonnen. Mit der dämonischen Defensive, versteht sich.
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