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Basketball der FrauenAcht Wochen Asche

Die neue „Unrivaled“-Liga füllt das Kalenderjahr für den Basketball der Frauen. Es gibt eine Menge Geld für die Stars. Wird das Format Erfolg haben?

Satou Sabally wurde auf eigenen Wunsch von den Dallas Wings zu den Phoenix Mercury transferiert Foto: Lynne Sladky/ap

D ie beste deutsche Basketballerin Satou Sabally hat ein neues Team. Am Sonntag wurde die 26-Jährige auf eigenen Wunsch innerhalb der amerikanischen WNBA von Dallas Wings zu den Phoenix Mercury transferiert. Möchte man sich anlässlich des Wechsels die Highlights ihrer Zeit bei Dallas anschauen, stößt man online allerdings zurzeit auf Sabally im Trikot des Phantom BC – ein weiteres Team, bei dem sie aktuell unter dem Spitznamen „unicorn“ aufläuft.

Die Phoenix Mercury sind Saballys Arbeitgeber für die fünfmonatige Saison der größten Frauenbasketballliga der Welt. Wie viele andere Stars ist sie nun in der neu gegründeten Liga „Unrivaled“ unter Vertrag. Es ist üblich, das Kalenderjahr mit mehreren Saisons zu füllen, um geringe Gehälter zu kompensieren. Die hohen Ambitionen der neuen Unrivaled-Liga und das große mediale Echo zu Beginn dieses Jahres wirft jedoch die Frage auf, ob diese Liga mehr sein könnte als eine Überbrückung der WNBA-Spielpause.

Seit dem 17. Januar läuft der Spielbetrieb der neuen Liga. Basketballfans, die sich erste Spielausschnitte anschauen, werden zunächst verwundert sein: In einer Halle mit nur 800 Zuschauern wird drei gegen drei gespielt. Jedoch nicht wie üblich auf einen Korb, sondern auf einem verkleinerten Full-Court. Außerdem endet jedes Spiel mit dem Erreichen einer Punktzahl und somit immer mit einem spielentscheidenden letzten Wurf. Der Grund ist die klar formulierte und zentrale Ambition, ein in erster Linie erfolgreiches Unterhaltungsprodukt zu entwickeln.

Der Liga-Präsident Alex Bazzell vergleicht die Liga mit einer Broadway-Show. Die Liga warb einen außergewöhnlich hohen Fernsehvertrag über sechs Jahre ein und sammelte bereits über 35 Millionen Dollar durch diverse Sponsoringverträge und in Form von Investitionen verschiedener Größen des US-Sports wie der ehemaligen Fußballerin Megan Rapinoe, Tennisspielerin Coco Gauff und dem Olympiasieger Michael Phelps.

Ohne Konkurrenz

Im Wortsinn konkurrenzlos ist Unrivaled in der Verteilung dieser Einnahmen. So werden zusätzlich zu den insgesamt 8 Millionen Dollar an Gehältern auch 15 Prozent der Anteile an der Liga unter den Spielerinnen aufgeteilt. Diese Art der Gewinnverteilung und Gehaltsstruktur ist im Teamsport der Frauen unerreicht, insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Unrivaled-Saison nur acht Wochen dauert.

Dennoch profitieren nur insgesamt 36 Profis von diesem Ansatz des Empowerments. Die Stars setzen ein wichtiges Zeichen gegenüber dem internationalen Geschäft der Sportvermarktung, doch handelt es sich bei ihnen um die wenigen gutverdienenden Basketballerinnen weltweit. Um Stars zu entwickeln und zu inszenieren, braucht es neben Ausbildungsstrukturen Tausende Gegnerinnen und Mitspielerinnen, die in diesem Geschäftsmodell leer ausgehen.

Wenn der Megastar Caitlin Clark in ihrem College in Iowa die Hallen reihenweise ausverkauft, profitiert davon die gesamte Basketball-Infrastruktur der Universitäten in den USA. Das ist bei Unrivaled anders. Die Liga lebt von ihren Gesichtern und Superstars, der Teamsport selber aber nicht.

Um ein Zugpferd für den Basketball zu werden, ist Unrivaled auf den medialen Erfolg angewiesen

Um ein Zugpferd für den Frauenbasketball zu werden, ist Unrivaled umso mehr auf den medialen Erfolg angewiesen. Dieser scheint allerdings auszubleiben. 364.000 Menschen schauten das Auftaktspiel, doch die Zahlen sinken seit zwei Wochen beständig und befinden sich unter dem Durchschnitt eines gewöhnlichen WNBA-Spiels.

Für Spielerinnen wie Satou Sabally ist die Teilnahme an der neuen Liga dennoch eine Errungenschaft. Es ist davon auszugehen, dass sie in der achtwöchigen Saison bei Phantom BC ähnlich viel verdient wie in der gesamten WNBA-Saison bei Phoenix Mercury, wo sie für 215.000 US-Dollar unter Vertrag steht.

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