Basketball-EM der Junioren: "Unsere Leute kommen nicht zum Zug"
Coach Menz erklärt, warum EM-Platz 5 für die deutsche U20-Auswahl ein Riesenerfolg ist. Und fordert von den Basketball-Erstligisten, dass sie mehr deutsche Spieler einsetzen sollen.
taz: Herr Menz, der 5. Platz der U20 bei der EM in Spanien wird vom Verband als "historisch" und "sensationell" bezeichnet. Bei Platz 3 würden wir das ja noch verstehen?
Frank Menz: Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir zuletzt überhaupt keine Platzierung unter den 12 besten Teams in Europa hatten. In den letzten 20 Jahren nur einmal. Das war 1998 mit der Truppe um Dirk Nowitzki. Wir hatten auf diesem Niveau sehr viele Probleme in den letzten Jahren. Dafür gibt es auch Gründe.
Und zwar?
Uns fehlt die Wettkampfpraxis auf hohem Niveau. Wir haben immer noch das Problem im deutschen Basketball, dass unsere Topspieler normalerweise in ihren Vereinen gar keine Einsatzzeiten kriegen. Wir spielen aber gegen andere Nationen wie Spanien und Italien, deren Spieler tausende Erstliga-Minuten haben. Unsere Leute kommen dort nicht zum Zug. Das wird ein bisschen kompensiert mit der Nachwuchs-Bundesliga, aber auch wirklich nur ein bisschen.
Trotzdem sind Sie auf Platz 5 gekommen.
Wir haben strukturell ja auch sehr viel verändert im deutschen Basketball-Bund in den letzten Jahren. Wir haben eine U16- und eine U19-Bundesliga eingeführt. Wir erkennen die Talente jetzt viel früher, es gibt U13-Sichtungen. Wir haben ein dezentrales Stützpunktkonzept, wo wir als Bundestrainer flächendeckend mit den größten Talenten und deren Vereinstrainern zusammenarbeiten und Inhalte vorgeben können.
47, ist seit 2006 Verbandstrainer. Er sitzt als U20-Coach an der Schnittstelle zwischen Junioren und Senioren.
Sechs Spieler des U20-Teams studieren in den USA. Ist das ein Trend?
Klar ist das ein Trend, und zwar einer, der sich ergeben hat, weil unsere Topspieler in der Bundesliga nicht zum Einsatz kommen und sich deswegen andere Möglichkeiten suchen. Bevor sie in der Bundesliga ohne Spielpraxis auf der Bank sitzen, gehen sie lieber in die USA, wo Basketball einen anderen Stellenwert hat und sie die Möglichkeit haben, mit einem Stipendium ein Studium zu absolvieren. Das ist aber auch keine Optimallösung.
Warum?
Die Toptalente können dort nicht 12 Monate Basketball spielen, einige Monate dürfen sie gar nicht trainieren, in anderen Monaten nur ein paarmal pro Woche. Dann spielen sie auf Positionen, wo sie perspektivisch nicht spielen werden. Sie werden eingesetzt, wo sie gerade gebraucht werden. Da gibt es also auch Probleme. Aber es ist immer noch besser, als in der Bundesliga gar nicht zu spielen.
Was muss sich ändern, damit mal eine Medaille drin ist?
Die Bundesligavereine sollen ab übernächster Saison eine Quote haben: sechs deutsche Spieler im 12er-Kader. Das ist der einzige sinnvolle Schritt. In den zweiten Ligen, also der Pro A und Pro B, haben wir das seit ein paar Jahren und das schlägt sich positiv nieder. In der Pro A mussten in der letzten Saison zwei Deutsche auf dem Feld sein, in der Pro B sogar drei. So versuchen wir peu à peu, etwas zu verändern. Das dauert zwar sehr lange, aber wir sind auf dem richtigen Weg.
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