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Baseball-WMDeutsche Würfe

Die Baseball-Weltmeisterschaft verläuft spannender als erwartet, weil Teams aus der zweiten Reihe aufkommen.

Nicht nur die Niederländer gewannen überraschend gegen Kuba. Bild: rts

HAMBURG taz Sigfredo Barros war sichtlich angetan von der deutschen Mannschaft. "Kuba gewann, aber die Deutschen waren die eigentliche Nachricht", schrieb der Sportreporter der kubanischen Tageszeitung Granma und lobte die Baseball-Equipe über den grünen Klee. Erwartet hat der Baseballfachmann von der Insel eine Mannschaft, die den kubanischen Cracks schon nach wenigen Innings nicht mehr standhalten würde. Doch die Deutschen ließen sich nicht ausknocken, sondern hielten mit und hatten erst im letzten Drittel des WM-Spieles das Nachsehen.

Das ist ein Lob aus berufenem Mund. Der Reporter hob die deutsche Mannschaft sogar auf ein Niveau mit Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Etwas dick aufgetragen, denn die beiden genannten Länder sind alles andere als unbeschriebene Blätter im internationalen Baseball, aber im Gegensatz zu den Deutschen bei dieser Weltmeisterschaft nicht dabei. Für die Mannschaft mit dem Bundesadler ist die WM in Taiwan eine Premiere, und zumindest offiziell ist das Team von Coach Jesco Veisz nur zum Lernen nach Taipeh gekommen. Allerdings scheint es nicht verboten, die Großen ein bisschen zu ärgern, und Pitcher Tim Henkenjohann ist den Kubanern aufgrund seiner Schnelligkeit schon unangenehm aufgefallen. 3:7 ging die Partie schließlich verloren. Die Kubaner mussten letztlich mehr zeigen, als ihnen lieb war, um die Deutschen im letzten Spieldrittel zu bezwingen - ein Achtungserfolg, dem die Mannschaft noch ein 2:0 gegen Thailand folgen ließ. Das ist keine schlechte Bilanz für die Newcomer aus Deutschland, die in Europa noch klar hinter den Niederlanden, Italien und Spanien liegen. Allerdings werden die Abstände geringer. Das gilt auch für die internationale Spitze, denn auch die USA und die Kubaner, die beiden traditionellen Übermannschaften, tun sich schwerer mit der erstarkenden Konkurrenz aus Japan, Taiwan, Australien oder Kanada. So hatten die Kubaner Mühe, ihr Auftaktspiel gegen die Australier zu gewinnen, und die US-Amerikaner patzten gegen die starken Italiener.

Während bei den Kubanern allerdings die gesamte erste Mannschaft inklusive der Stars Yuliesky Gourriell und Frederich Cepeda am Start ist, tritt das Mutterland des Baseball nur mit wenigen Major-League-Profis an. Die Weltmeisterschaft passt nicht in deren Terminkalender, weshalb die Kubaner favorisiert sind. Doch bei der Equipe von Trainer Vicente Rey Anglada läuft es noch nicht richtig rund. Mit Alexei Ramírez steht ein zentraler Infielder nicht mehr zur Verfügung. Ende September blieb er bei seiner Frau in der Dominikanischen Republik und will dort professionell spielen, um später in die Major League zu wechseln. Dort spielen eine ganze Reihe kubanischer Baseballer und messen sich mit den besten Spielern der Welt gegen harte Dollar. Davon träumen auch einige der deutschen Spieler, allen voran Pitcher Enorbel Marquez Ramírez. Er ist ein gebürtiger Kubaner, der seit rund zehn Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft hat. KNUT HENKEL

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