: Barak geht, Peres bleibt
Interne Opposition zwingt den Chef der israelischen Arbeitspartei zum Rücktritt. Dieser beschuldigt seinen Nachfolger Scharon, das Vertrauensverhältnis zerstört zu haben
BERLIN taz ■ Einen Tag nach Ehud Baraks Rücktritt hat der gewählte israelische Regierungschef Ariel Scharon dessen Rivalen Schimon Peres das Verteidigungsministerium angeboten. Am Dienstagabend hatte Barak Scharon einen Brief geschickt, in dem er seinen sofortigen Rücktritt von allen politischen Ämtern sowie den Verzicht auf das angebotene Verteidigungsministerium kundtat.
Bereits direkt nach seiner massiven Niederlage bei der Premierministerwahlen am 6. Februar hatte Barak seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Dass sich Schimon Peres dann jedoch angeschickte, in eine große Koalition mit Scharons Likud einzusteigen, hat Barak jedoch offenbar so gewurmt, dass er seinerseits die Verhandlungsführung übernahm und sich das Verteidigungsministerium anbieten ließ, aus „Pflichtgefühl und nationaler Verantwortung“, wie er in seinem Abschiedsschreiben an Scharon formulierte. Baraks spezifische Ausformung des Pflichtgefühls hat jedoch in seiner Arbeitspartei heftigen Unmut ausgelöst; zahlreiche prominente Mitglieder haben seinen Rücktritt gefordert. Sie müssen am kommenden Montag auf dem Parteitag die Liste der Kandidaten für Ministerposten einer großen Koalition absegnen und hätten Barak mit großer Wahrscheinlichkeit eine Absage erteilt. Die Mehrheit der Arbeitspartei befürwortet eine große Koalition. Baraks Nachfolger im Parteivorsitz könnte Schimon Peres werden.
Barak beschuldigte in seinem Brief Scharon, das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen beiden zerstört zu haben. Angesichts der Labour-internen Kritik an Barak hatte Scharon in den letzten Tagen erklärt, eine große Koalition sei auch ohne Barak vorstellbar. Ferner empörte sich Barak über eine Formulierung Scharons, der kürzlich erklärt hatte, Barak sei ein sehr guter Soldat, er werde unter ihm gut funktionieren.
Die israelische Presse kommentierte den Rücktritt Baraks ohne Mitleid. Durch seine „Ein-Mann-Herrschaft“ habe Barak am Schluss keine Verbündeten mehr gehabt, kritisierte die konservative Tageszeitung The Jerusalem Post. ANT
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