piwik no script img

Banker bleiben bei Polen-Hilfe hart

■ Weltbank und IWF dämpfen Hoffnungen in Warschau und Budapest / Genscher und Roth (SPD) für Ostblock-Hilfsplan

Bonn (ap/dpa) - Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben Hoffnungen der neuen Regierung Polens auf rasche Kredite zur Unterstützung von Reformen und der angeschlagenen Wirtschaft gedämpft. Polen, mit 39 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet, hofft seit dem Wiederbeitritt zu den beiden Organisationen im Juni 1986 auf finanziellen Beistand.

Im Falle Ungarns, das seit 1982 Mitglied ist und bereits mehrere Weltbank- und IWF-Kredite erhalten hat, beunruhigt die Washingtoner Banker, daß eine übermäßige Wirtschaftstätigkeit und zu hohe Staatsausgaben zu Inflation führen und damit die Beziehungen zu den Gläubigerbanken gefährden, wie es vorsichtig heißt.

Wie der für Europa zuständige Weltbank-Vizepräsident Thalwitz bei der Vorlage des Jahresberichtes 1989 sagte, wird die Weltbank keinen Kredit bewilligen, solange Polen nicht einen mit seinen offiziellen Geldgebern, privaten Gläubigerbanken, IWF und mit ihr abgestimmten Plan für Reformen habe.

Der Vorschlag eines westeuropäischen Wirtschaftsprogramms zur Unterstützung der Reformpolitiker in Osteuropa findet in der Bundesrepublik immer mehr Befürworter. In Anlehnung an den Marshall-Plan, mit dem die USA nach dem Zweiten Weltkrieg Westeuropa unterstützt hatten, schlug Außenminister Genscher gestern einen „Europa-Plan des Westens“ vor. Der SPD-Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth präsentierte am Samstag ebenfalls ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Ankurbelung der polnischen und ungarischen Wirtschaft. Seine detaillierten Vorschläge sehen unter anderem den Aufbau eines europäischen Fonds zur Unterstützung von Existenzgründungen, zur Modernisierung von Betrieben und zum grenzüberschreitenden Umweltschutz vor. Außerdem soll nach den Vorstellungen Roths Westeuropa seine Einfuhrbeschränkungen gegenüber Polen und Ungarn vollständig aufheben und Privatinvestitionen in den beiden Ländern durch staatliche Teilhaberschaft absichern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen