Banken nehmen Kund!nnen Geld ab: Mehr Sparen trotz Strafzinsen
Aus Angst vor den Corona-Begleitumständen legen die Menschen in Deutschland mehr Geld zurück – und die Geldinstitute lassen sich dafür bezahlen.
BERLIN taz | In der Corona-Krise werden die Deutschen ihrem Ruf als Nation von Sparer!nnen gerecht. Das glauben die Expert!nnen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), die am Mittwoch für das laufende und das kommende Jahre weiter steigende Sparquoten vorhersagten.
2020 würden die privaten Haushalte von 100 Euro verfügbarem Einkommen etwa 15 Euro zurücklegen, erwarten sie. Erst nach 2021 würde die Quote auf den Vor-Coronastand von etwa 11 Prozent, also jeweils 11 Euro pro 100 Euro, zurückgehen.
„Der massive Anstieg des Sparens ist ein Corona-Sondereffekt“, so BVR-Vorstand Andreas Martin. „Urlaubsreisen und verschobene Autokäufe werden nur allmählich nachgeholt.“
Schon zuletzt hatten die Autor!nnen einer Studie der DZ Bank eine Sparquote von 16 Prozent für das Gesamtjahr 2020 vorhergesagt, nachdem sie im zweiten Quartal mit dem Shutdown 20,1 Prozent betragen habe.
Im internationalen Vergleich sparen die Menschen in Deutschland immer schon viel. Laut DZ-Expert!nnen ist der aktuelle Hauptgrund Sorge vor Einkommenseinbußen wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit.
Ob ein Bankkonto der richtige Ansatz ist sich abzusichern, scheint dabei fraglich. Denn immer mehr Banken und Sparkassen führen just in dieser Zeit ein „Verwahrentgelt für Einlagen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto“ ein. Verbraucherschützer!nnen sprechen auch von „Strafzinsen“.
Konkret hatte das Verbraucherportal biallo.de 1.300 Geldinstitute untersucht und dabei 280 Banken und Sparkassen identifiziert, die Sparer!nnen zur Kasse bitten – teilweise ab dem ersten Euro. Den bundesweit höchsten Strafzins ninmt die Bank 1 Saar: Sie berechnet 0,75 Prozent pro Jahr – und zwar ab 10.000 Euro auf dem privaten Tagesgeld- und Girokonto, wenn die Konten nach dem 27. März eröffnet wurden.