Banken-Stresstest in den USA: Dollardealer haben dazugelernt
Nach dem aktuellen Stresstest der US-Notenbank Fed ist die Mehrzahl der US-Großbanken für kommende Krisen gerüstet. Allerdings gibt es auch Problemfälle.
NEW YORK dpa | Die meisten amerikanischen Großbanken scheinen ihre Hausaufgaben nach der Finanzkrise gemacht zu haben: Nach den Ergebnissen des jüngsten Stresstests der US-Notenbank Fed würden 15 der 19 wichtigsten Finanzkonzerne des Landes einen neuerlichen katastrophalen Wirtschafts-abschwung überstehen.
Zu den Banken, deren Geldreserven unter die gesetzlich vorgeschriebene Schwelle rutschen würden, zählt allerdings die Citigroup. Sie hatte während der letzten Finanzkrise vom Staat gerettet werden müssen. Die US-Banken seien heute wesentlich besser aufgestellt als zu Zeiten der Finanzkreise, erklärte die Fed am Dienstag. Nach den Zahlen der Fed summierte sich das Kapitalpolster der 19 Banken Ende 2011 auf 759 Milliarden Dollar (576 Mrd Euro); Anfang 2009 und damit mitten in der Finanzkrise waren es nur 420 Milliarden Dollar.
Der Anstieg lag allerdings auch daran, dass die Fed als Aufsichtsbehörde peinlichst darauf geachtet hat, dass die Banken ihre Ausgaben zügeln und etwa die Ausschüttung von Dividenden einschränken.
Bei dem jährlich wiederkehrenden Stresstest rechnet die Fed durch, was mit den Rücklagen der Finanzfirmen passieren würde, wenn Märkte und Wirtschaft taumeln. Der Stresstest soll damit sicherstellen, dass die Banken genug Geld für magere Zeiten auf der hohen Kante haben.
EBA-Test im Dezember 2011
Die europäische Bankenaufsicht EBA hatte im Dezember die Ergebnisse ihres eigenen Stresstests verkündet - dabei kam heraus, dass 31 der 65 größten europäischen Institute (ohne Griechenland) frisches Kapital brauchen, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Allerdings sind die Stresstests dies- und jenseits des Atlantiks nur schwer vergleichbar. Die Fed unterstellte bei ihrem Test unter anderem, dass die Aktienkurse um die Hälfte einbrechen, dass die Häuserpreise um 21 Prozent schmelzen und dass die Arbeitslosenquote auf 13 Prozent hochschnellt.
Zum Vergleich: Momentan liegt sie bei 8,3 Prozent, Höchststand in der Rezession waren 9,9 Prozent. Der Gesamtverlust, den die Finanzkonzerne in diesem Schreckensszenario schultern müssten, läge auf neun Monate verteilt bei 534 Milliarden Dollar.
In den Stresstest flossen auch die geplanten Kapitalmaßnahmen der Banken bis Ende 2013, beispielsweise Dividenden und Aktienrückkäufe. Aus den Unterlagen der Fed ergibt sich, dass die Citigroup ihre Reserven zu stark anzapfen wollte und deshalb den Test knapp nicht schaffte. Das Institut kündigte an, bei der Fed einen überarbeiteten Plan einreichen zu wollen.
Bank of America spart massiv
Auch die auf Privatkunden spezialisierten Banken Suntrust und Ally Financial (die frühere General-Motors-Finanztochter GMAC) patzten, genauso wie der Versicherungskonzern Metlife. Dieser beschwerte sich, dass der Stesstest für Versicherungen ungeeignet sei und versicherte: „Metlife ist finanziell stark.“
Die Bank of America meisterte den Stresstest dagegen - das problembeladene Geldhaus spart seit der Finanzkrise massiv und zahlt nur noch eine Minidividende von 1 Cent im Quartal. Dagegen hob der starke Branchenprimus JPMorgan Chase seine quartalsweise Ausschüttung nach dem Bestehen des Stresstests von 25 auf 30 Cent an und erklärte überdies, eigene Aktien im Wert von 15 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Auch andere Finanzfirmen erhöhten ihre Dividenden, nachdem sie von der Fed grünes Licht bekommen hatten.
JPMorgan hatte das Bestehen des Stresstests und seine großzügigen Geldgeschenke bereits während der Handelszeit an der Wall Street verkündet. Die Aktie stieg bis zum Börsenschluss um 7 Prozent und trieb auch andere Finanztitel in die Höhe. Der gesamte Dow Jones Index legte um fast 2 Prozent zu. Nachdem allerdings nachbörslich bekanntwurde, dass nicht alle Banken den Stresstest bestanden haben, fielen die Kurse teils wieder. Die Citigroup büßte mehr als 3 Prozent ein.
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