Bambule-Odyssee: Mit Acht und Bann belegt
Der Vorgang hat etwas archaisches und hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Wie in der Antike sind die Bewohner des Bauwagenplatzes Bambule gestern aus ihrer Stadt verbannt worden. Daran ändert auch das Angebot eines alternativen Wohnprojektes nichts, denn die Botschaft ist eindeutig: Wer nicht so leben will, wie sich die Rathausmehrheit das vorstellt, muss gehen.
Kommentar von GERNOT KNÖDLER
Gruselig ist die Vertreibung der Bambule-Leute, weil viele von ihnen ihr Zuhause verloren haben. Die Anhänger, die sie sich liebevoll eingerichtet hatten, stehen jetzt in der Hundehalle. Ihre Bewohner fahren im Lastwagen einer ungewissen Zukunft entgegen. Das ist existenziell. In der Antike gab es kaum eine schlimmere Strafe, als der Heimatstadt verwiesen zu werden. Es ist traurig und es ist beschämend für eine reiche und stabile Stadt, dass diese glaubt, sich die Großherzigkeit nicht mehr leisten zu können, für ein paar Freaks eine Ausnahme zu machen.
Außerdem: Wie steht es mit den Sinti und Roma? Bisher haben sie das Recht, im Wohnwagen zu leben, weil sie traditionell nicht sesshaft sind. Weshalb sollte ein frei gewähltes Leben im Wagen weniger legitim sein? Oder sind auch die Sinti und Roma in dieser Stadt künftig nicht mehr wohl gelitten?
Die Bambule-Leute sind derweil unterwegs in Niedersachsen. Die Dörfler werden sich bedanken, dass sie die Probleme der Großstadt lösen sollen.
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