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"Bahnhof des Jahres"Kopfbahnhof macht's Rennen

Die Allianz pro Schiene hat Leipzigs Zentralstation zum "Bahnhof des Jahres" gekürt. Sie biete "unglaublich viel Platz" und "eine spirituelle Erfahrung". Auch Halberstadt erhält eine Auszeichnung.

Kopflastiger geht's nun wirklich nicht mehr: der Leipziger Hauptbahnhof. Bild: imago/euroluftbild.de

BERLIN afp | Ein Kopfbahnhof erhält die Auszeichnung "Bahnhof des Jahres". Die Allianz pro Schiene zeichnete den Leipziger Hauptbahnhof am Montag in der Kategorie Großstadt-Bahnhof mit diesem Titel aus. Der Bahnhof biete Reisenden "unglaublich viel Platz", begründete das Bündnis seine Wahl. Die Vorschläge hatten rund 2000 Teilnehmer aus ganz Deutschland eingesandt, die Entscheidung traf eine Jury aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, des Deutschen Bahnkunden-Verbandes (DBV), des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), des Autoclubs Europa (ACE) und der Allianz pro Schiene.

Die Halle des Leipziger Hauptbahnhofs biete "eine spirituelle Erfahrung" und beruhige dadurch, erklärte die Jury. "Solche Gefühle vermitteln sonst nur Kirchen", urteilte Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann. Der Bahnhof sei übersichtlich und barrierefrei, zudem kämen sich Reisende und Einkäufer des Einkaufszentrums im Bahnhof "niemals in die Quere", fügte der VCD hinzu. In Stuttgart soll der Kopfbahnhof zu einem unterirdisch gelegenen Durchgangsbahnhof umgebaut werden. Das "Stuttgart 21" getaufte Projekt stößt auf massiven Widerstand in der Bevölkerung.

In der Kategorie Kleinstadt-Bahnhof gewann das sachsen-anhaltinische Halberstadt den Titel "Bahnhof des Jahres". Dort sei der im vergangenen Jahr abgeschlossene Umbau sehr gut gelungen, erklärte die Allianz pro Schiene. Die Jury lobte "Schließfächer, saubere Bahnsteige, reichlich Sitzgelegenheiten, außerdem Informationen in Hülle und Fülle".

oel/ck

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5 Kommentare

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  • A
    Anna

    @Henni

    Soll man etwa Autofahrerer und Immobilienspekulanten über den schönsten Bahnhof Deutschlands entscheiden? Pro Bahn hat ein Interesse an gut funktionierende und angenehme Bahnhöfe, auch die Stuttgarter sind sensibilisiert und wollen einfach Lebensqualität und funktionierende Verkehrsinfrastruktur, zumal Stuttgart die größte Feinstaubbelastung in Europa hat. Wenn Daimler und Co. sich über Bahnhöfe auslassen, muss man das echt nicht ernst nehmen. Übrigens wurde auf der Montagsdemo in Stuttgart berichtet, dass eigentlich der Stuttgarter Kopfbahnhof gewonnen hätte, hätte man wirklich nur die Stimmen gezählt und nicht das Gremium entschieden hätte. Mit solchen Auszeichnungen darf man ruhig auch ein Zeichen setzten, damit, was die Bahnfahrer eigentlich wirklich wollen.

  • H
    Henni

    Ich glaube, gelesen zu haben, daß, von den 2000 Teilnehmern, 760 aus Stuttgart waren, die sich, selbstverständlich, für Ihren alten wilhelminischen Kopfbahnhof, aus Vorkriegszeiten ausgesprochen haben.Die S21 Gegner waren also mobilisiert. Und da der Fahrgastverband "Pro Bahn" eindeutig aus gegen S21 ist, kann man schon davon ausgehen, daß Druck auf S21 erzeugt werden sollte. Was ja glücklicherweise nicht gelang.

    Nichts gegen Leipzig HBF. Ein toller Bahnhof, der verdient gewonnen hat.

    @der lentz: Ich glaube, es sollte aber letztendlich ein größeres Stück Schloßpark dazukommen. Natürlich schwer, sich von alten Traditionen zu trennen.

  • B
    Bahnfahrer

    Also genau das alles ist nennt die Auszeichnung, was die meisten großen Bahnhöfe nicht mehr haben.

     

    Zum Beispiel der Berliner Hauptbahnhof: Umsteigen von der S-Bahn (OG2) zu den Fernbahngleisen (UG2 8) mit dem Aufzug, worauf ich mit Kinderwagen angewiesen bin, dauert oft länger als eine halbe Stunde. Um einen Zug sicher zu erreichen, muss ich eine Dreiviertelstunde einplanen. Und habe dann noch keine Fahrkarte gekauft.

     

    Unverständliches Dipl.-Ing.-Bürokratengelalle wie OG1, UG2 verstopfen die Aufzüge mit Umherirrenden; im Eingangsbereich sind Fahrpläne nicht vorgesehen, sondern seitlich versteckt; kaum Sitzplätze in dem Riesengebäude, keine Bahnhofsgaststätte mehr; drei Stockwerke dienen gar nicht dem Bahnverkehr, sondern sind überteuerten schicken langweiligen Kettenläden vorbehalten; aber um für den täglichen Reisebedarf einzukaufen, irrt man wieder umher; und so weiter.

     

    Kurzum:

    - Die meisten Bahnhöfe wurden den Bahnreisenden weggenommen.

    - Die Bahn ist kein Verkehrsunternehmen für Deutschland mehr, sondern ein internationaler Immobilienkonzern.

    - Und dabei gehört dieses angebliche "Privatunternehmen" zu 100 Prozent der öffentlichen Hand!

    ... allen Mehdorns und sonstigen Managern zum Trotz, die viel von Flugzeugen und Autobauern verstehen, aber gar nicht wissen (wollen und können), was Zugfahren ist.

  • L
    Lars

    Mit der "Halle" ist der Querbahnsteig gemeint, Europas Größter und wirklich imposant. Hat also mit Kopf.-oder Durchgangsbahnhof nicht wirklich was zu tun. Ausserdem fahren, seit der Wende dort nur noch halb so viel Züge. Wohin sollen die auch fahren? In stillgelegte Industriegebiete? Im Bahnhof ist so wenig los, da ist sogar Platz, den halben Bahnhof zu sperren und den City-Tunnel zu bauen. Ein richtiger Kopfbahnhof ist das also auch nicht mehr.

    Abschreckendes Beispiel, wie ein Bahnhof nicht sein sollte, ist Potsdam. Ein chaotisches durcheinander von allerlei Geschäften und Freßbuden.Wir haben lange nach Bahnsteigen gesucht.

  • DL
    der lentz

    das mit dem reinen kopfbahnhof ist aber geschichte

    dort wurde ein bahnsteig tiefer gelegt um gleise unter dem bahnhof durch verlegen zu können

    sie haben halt keinen stadtpark zerlegt dafür

    deshalb störts auch keinen

    und der bahnhof ist mit seiner jugendstilarchitektur und ornamentik wirklich nicht mit dem "alten brutalismus" von stuttgart zu vergleichen.

    aber den wollte ja auch niemand aus ästhetischen gründen behalten(ausser dem erben des architekten) sondern aus trotz weil das verwüsten eines stadtparkes wirklich eine saudumme idee war