Bahnhof Ostkreuz: Das Rostkreuz ist fertig poliert
Mit neuen Bahnsteigen für Regional- und S-Bahn ist das Ostkreuz nach zwölfjährigem Umbau wieder ganz am Netz. Nur zwei Jahre später als geplant.
Vieles hat sich in den vergangenen zwölf Jahren an Deutschlands meistfrequentiertem Bahnhof verändert. Aus dem zugigen „Rostkreuz“ ist ein moderner gläsern-stählerner Bahnhof geworden. In der Ringbahnhalle, die bereits 2012 fertiggestellt wurde, sind dieselben Fressketten wie überall zu finden. Dagegen bildet der schon seit 20 Jahren bestehende Imbiss eine Konstante, und das, obwohl er aufgrund der Bauarbeiten um satte zwölf Mal den Standort wechseln musste.
Die Modernisierung bei laufendem Betrieb hat schlussendlich etwa zwei Jahre länger gedauert als ursprünglich geplant. Die Kosten haben sich von ursprünglich veranschlagten 411 Millionen auf 500 Millionen Euro erhöht. Im Vergleich zu anderen Großprojekten in der Stadt sind das vertretbare Zahlen. Für Donnerstag hat sich dann auch Bahn-Vorstandschef Richard Lutz angekündigt, um das neue Gebäude persönlich abzunehmen.
Unterwegs sein wird er dann auf den nun fertiggestellten neuen Ost-West-Bahnsteigen. Spartanisch geht es dort zu, Wartehäuschen gibt es nicht, lediglich einen Windschutz hat die Bahn aufgestellt. Am Bahnsteig mit den Gleisen 7 und 8 hält ab Sonntag auch die Regionalbahn nach und von Kostrzyn (Küstrin), die bislang am Bahnhof Lichtenberg endete. Die ersten Regionalzüge fahren bereits seit 2015 über das Ostkreuz, das damit Lichtenberg mehr und mehr den Rang als Fernbahnhof abgelaufen hat.
Ende des S-Bahn-Engpasses
Der Bahnsteig nebenan, die Gleise 5 und 6, beenden endlich den S-Bahn-Engpass auf dieser Strecke. Die aus Wartenberg kommende S75 wird dann nicht mehr am Ostkreuz enden, sondern wieder bis Westkreuz weitergeführt. Durch die neuen Bahnsteige sind zukünftig auch wieder Parallelfahrten von zwei S-Bahnen möglich. Mit insgesamt etwa 555.000 Zughalten im Jahr ist das Ostkreuz der größte Bahnhof des Landes.
Ganz abgeschlossen sind die Bauarbeiten aber noch nicht. Ein neues Empfangsgebäude, in dem es auch Toiletten geben wird, will die Bahn im nächsten Jahr in Betrieb nehmen. Auch auf den Bahnhofsvorplätzen ist noch einiges zu tun. Für die durchschnittlich 123.000 Menschen, die täglich am Ostkreuz ein-, aus- oder umsteigen, gehören die größten Widrigkeiten, die der Umbau mit sich brachte, aber nun der Vergangenheit an.
Lawatsch, der, wie er lachend verrät, Vegetarier ist, freut sich über die großen Fortschritte. Der Ausbau sorge nämlich für neue Kundschaft. Dabei geht es ihm nicht nur um den finanziellen Aspekt. Das Schönste an seiner Arbeit am Ostkreuz ist für ihn das Aufeinandertreffen von verschiedensten Menschen. „Hier trifft Anwalt auf Freigeist und Bauarbeiter“, berichtet er der taz, „ich arbeite hier am Puls des Lebens.“
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