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Bachmann-Preis für GomringerJury lobt „Verstörungskomödie“

Nora Gomringer hat schon viele Preise gewonnen. Mit einem Text über die Suche nach den Ursachen für den Tod eines Kindes überzeugte sie in Klagenfurt.

Die Preisträgerin bei ihrer Lesung in Klagenfurt. Foto: orf/puch johannes/dpa

Klagenfurt dpa | Die deutsche Lyrikerin Nora Gomringer ist die Siegerin des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Die Jury im österreichischen Klagenfurt zeichnete die in Neunkirchen/Saar geborene 35-jährige Autorin am Sonntag für ihren Text „Recherche“ über den Tod eines 13-Jährigen aus, der in einem Hochhaus vom Balkon gestürzt ist.

Die Jury lobte die vielstimmige „Verstörungskomödie“ als Werk voller Anspielungen mit ständigem Perspektivwechsel. Die Stimme Gomringers, die in Bamberg lebt und dort das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia leitet, sei „stark, klug und präsent“.

Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. An den 39. „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ hatten insgesamt zehn Autorinnen und vier Autoren teilgenommen. Die Auszeichnung ist nach der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt. Aus Spargründen wurden in diesem Jahr nur vier statt der bisherigen fünf Preise vergeben.

Weitere Preisträgerin ist die Österreicherin Valerie Fritsch (26), die mit ihrer Geschichte “Das Bein“ über einen einbeinigen Vater und seinen Sohn sowohl die Jury (Kelag-Preis, 10.000 Euro) wie auch die Zuschauer überzeugte (Publikumspreis, 7000 Euro). Die Rumänin Dana Grigorcea (35), die in Zürich lebt, gewann für eine Familiengeschichte aus der Zeit des Diktators Nicolae Ceausescu den mit 7500 Euro dotierten 3sat-Preis.

„Ganz benommen“

Gomringer, die bisher fast ausschließlich als Lyrikerin hervorgetreten ist, spielt nach diesem Erfolg zumindest mit dem Gedanken an einen Roman – wenn ihre Arbeit als Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia ihr vielleicht einmal die Zeit dazu lasse, meinte sie nach der Preisverleihung. „Ich bin ganz benommen“, bekannte sie.

Die Autorin ist bereits mehrfach preisgekrönt, so erhielt sie unter anderem 2011 den Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache. Damit wurde damals ihr Engagement für den „Poetry Slam“ honoriert, bei dem kürzere Texte vor Publikum vorgetragen und bewertet werden.

Die Mehrzahl der Teilnehmer des Klagenfurter Wettbewerbs stammte aus Deutschland: Neben Nora Gomringer waren Saskia Hennig von Lange (Frankfurt am Main), Katerina Poladjan (Berlin), Ronja von Rönne (Berlin), Sven Recker (Berlin), Peter Truschner (Berlin) und Monique Schwitter (Hamburg) sowie der gebürtige Westfale Tim Krohn dabei.

Das Literaturspektakel kämpft seit Jahren mit finanziellen Engpässen. In diesem Jahr wirkte sich vor allem die hohe Verschuldung des Bundeslands Kärnten aus.

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1 Kommentar

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  • 1G
    1074 (Profil gelöscht)

    Schade fand ich, dass Frau Baar & Frau Schwitter leer ausgingen. Auch den Schweizer Halter fand ich nicht schlecht.

     

    Mein Favorit für den Sommer 2015 war allerdings nicht im Wettbewerb. http://www.amazon.de/SCHWANZRASUR-oder-Brainstorming-eines-Rasenden-ebook/dp/B00PYJGS5I

     

    Ich finde es eine Schande, dass die Verlage nicht einmal die läppische Summe von € 7.000.- mehr aufbringen. Heuer wurde nämlich der Ernst-Willner-Preis gestrichen. Das sagt wohl alles aus. Wir sprechen pro Verlag von ein paar hundert Euro, die sich Konzerne wie Holzbrinck nicht mehr leisten wollen.