BUNDESTAGSWAHL-SERVICE (8):Karolina Meyer-Schilf ÜBER AfD: Stets traditionsbewusst
CDU, SPD, Grüne und Linke sind im Bundestag. In Bremen wollen am 24. September noch weitere Kleinstparteien zur Wahl antreten. taz.bremen stellt sie vor – anhand der vier wichtigsten Faktoren. Heute: die Alternative für Deutschland (AfD)
Street Credibility: na ja
Das auf Bundesebene hauptsächlich aus AkademikerInnen bestehende Spitzenpersonal hat zwar wenig Stallgeruch, aber das gleicht die Parteibasis aus. Vor allem Teile der Parteijugend pflegen in Bremen enge Kontakte zur Identitären Bewegung und damit in rechtsextreme Kreise.
Digitale Präsenz: hoch
Auch wenn AfDler gelegentlich mit der Maus abrutschen, sind sie vor allem im Internet präsent. Während alle anderen Parteien schon längst für die Bundestagswahl plakatiert haben, sucht man AfD-Poster auf Bremens Straßen noch vergeblich. Das liege, so die Partei auf Facebook, an „totalitären Maßnahmen linksradikaler und linksextremistischer Organisationen und Gruppen“, die immer die Plakate kaputt machen. Und weil die Bremer AfD nicht nur knapp bei Kasse, sondern auch traditionsbewusst ist, hat sie sich für den modernen Straßenwahlkampf à la 1928 entschieden. Sie schickt nun „Wahlplakate auf Rädern“ durch die Stadt. Unterschied: Auf dem Plakat-Kraftwagen von heute steht nicht „Deutschland erwache“.
Weirdness: maximal
Just zu diesem Thema erreichte die taz ein Schreiben des Bremerhavener Kandidaten Thomas Jürgewitz:
„Liebe Pressevertreter, die Grünen hängen offensichtlich ihre Plakate unter dem Motto ‚Grün + behindert‘ auf, kostet eigentlich Kohle und ist auch bestimmt irgendwie schlecht fürs (politische) Klima; Schluß mit ‚Pinky-Bär‘, oder hat der einen SB-Ausweis mit ‚aG‘!? Hängen dort in der Hafenstr. seit 9 Tagen, obwohl ja die Presse und Herr Keipke vom Ordnungsamt dicht dran sind! Was sagt die Sparkasse? ‚Gut‘! Na denn..Das hätte uns mal passieren sollen! Beste Grüße vom Straßenwahlkampf, Thomas Jürgewitz.“ Reicht, oder?
Durchhaltevermögen: hoch
Die Ausdauer, mit der etwa besagter Jürgewitz versucht hat, in die Bürgerschaft zu kommen, muss ihm erst mal einer nachmachen. Allein, genützt hat es nichts: Die erneute Auszählung aller Bremerhavener Stimmen der vorigen Bürgerschaftswahl ergab immer noch 4,99 Prozent.
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