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BUNDESPRÄSIDENT RAU HÄLT GRUNDSATZREDE ZUM THEMA BILDUNGSchule soll Spaß machen

Der sächsische Bildungsminister Rößler, ein Schul-Hardliner, für den Leistung und Kopfnoten alles sind, trat nervös von einem Bein aufs andere. Bayerns Kultusminister Zehetmair lief rot an vor Wut, und sogar Hamburgs grüne Wissenschaftssenatorin Sager zupfte unruhig an ihrem Kostüm: Was sagt der denn bloß über Bildung, fragten sie sich gestern – natürlich nur insgeheim und für sich. Offiziell freuten sie sich, dass das Staatsoberhaupt gekommen war, „um eine Grundsatzrede zur Bildung zu halten.“

Es war eine Sch. . .-Rede, mögen Rößler und all die Bildungstechnokraten in der ersten Reihe des erlauchten Auditoriums in Berlin gedacht haben. Denn an keinem Punkt stimmt ihre praktische Politik mit dem überein, was Bundespräsident Johannes Rau sich an Veränderungen in Schule und Hochschule so vorstellt. Rau möchte mehr Geld für Bildung, ganz besonders für Grundschulen und Kindergärten. Die Finanzminister aber diktieren ihren Kultuskollegen gern den Satz: Auf keinen Fall zusätzliche Finanzmittel in alte Strukturen, sprich in staatliche Schulen und Hochschulen. An Abc-Schützen und Vorschüler denkt ohnehin, außer Rau, niemand.

Der Präsident wünscht sich weiter, dass der „alarmierenden Abbrecherquote“ in den Hochschulen durch mehr Beratung entgegengetreten wird. Viele Wissenschaftsminister aber haben vor allem im Sinn, schnell Studiengebühren einzuführen – und damit die Zahl der Abbrecher zunächst drastisch zu erhöhen.

Nein, Raus Grundsatzrede zum Rohstoff des 21. Jahrhunderts, zum Wissen, war kein Flop. Sie war mutig, weil sie antizyklisch war. Der Präsident traute sich in einer Weise gegen den Strom zu schwimmen, dass es einem Spaß machte, ihm zuzuhören. Sein Vorgänger Roman Herzog hatte mit dem Wörtchen „Kuschelpädagogik“ die ganze Alternativschulbewegung denunziert. Johannes Rau sagte nun das einzig Richtige dazu. Das nämlich, was eigentlich oberstes Prinzip jeder Bildungsreform sein müsste: dass Schule und Hochschule wieder Spaß machen sollen. CHRISTIAN FÜLLER

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