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BPs Ölpest größer als angenommenÖlteppiche auch unter dem Meer

Ein neuer Versuch, das Leck unter Wasser zu stopfen, ist gescheitert. Das Problem ist womöglich größer als angenommen: Denn Ölteppiche treiben auch unter der Meeresoberfläche.

Öl sprudelt aus dem Rohr: Standbild aus einem Video von einem der Lecks tief unterm Meer. Bild: ap/bp

WASHINGTON afp/ap | Die Ingenieure des Ölkonzerns BP haben einen weiteren Rückschlag in ihren Bemühungen erlitten, das offene Bohrloch im Golf von Mexiko zu schließen. Am Samstag war der Versuch fehlgeschlagen, eine neue Rohrleitung in 1,6 Kilometern Tiefe mit der geborstenen Steigleitung zu verbinden. Die Bemühungen mithilfe ferngesteuerter Roboter sollten jedoch am Sonntag fortgesetzt werden.

"Wir haben so etwas noch nie gemacht und brauchen Zeit, um es richtig zu machen", erklärte BP-Sprecher Jon Pack. In der kommenden Woche wollen Experten dann versuchen, das größere der beiden Lecks mit Gummi- und Fasermüll zu stopfen und zuzubetonieren. BP hofft, dass eine der Übergangslösungen funktionieren wird, bis ein Ersatzbohrloch einsatzbereit ist. Dies wird noch mindestens zwei Monate dauern.

Seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor mehr als drei Wochen fließen täglich mindestens 800.000 Liter Öl in den Golf. Doch Wissenschaftler glauben, dass die Menge die bisherigen Schätzungen der Küstenwache um das Zehnfache überschreiten könnte.

Forscherin Samantha Joye erklärte, sie und ihre Kollegen hätten mehrere Lagen von Ölteppichen unter der Meeresoberfläche entdeckt, von denen einer 16 Kilometer lang, fünf Kilometer breit und hunderte Meter dick gewesen sei. Dies würde bedeuten, dass die Ölpest im Golf von Mexiko bereits zur größten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA geworden ist.

In der Zwischenzeit setzt das Unternehmen verstärkt auf den Einsatz von Chemikalien in der Nähe des Meeresbodens, sagte BP-Manager Doug Suttles. "Es scheint, dass diese Lösemittel funktionieren. Durch sie gelangt viel weniger Öl an die Meeresoberfläche als zuvor." Das Mittel zersetze das Öl, damit es natürlich im Meer abgebaut werden könne.

Die US-Umweltbehörde hatte den Einsatz nach, wie sie mitteilte, zahlreichen Untersuchungen zugelassen. Bisher durfte BP den Stoff nur an der Wasseroberfläche verwenden. Umweltschützer kritisieren allerdings, es gebe keine Erkenntnisse über die Auswirkungen der Chemikalien auf das Leben am Meeresboden.

US-Innenminister Ken Salazar kündigte an, am Sonntagnachmittag werde auf höchster Regierungsebene über das weitere Vorgehen entschieden. Er und Heimatschutzministerin Janet Napolitano forderten BP-Chef Tony Hayward in einem Brief zur Abgabe einer Garantie auf, dass der Konzern alle Kosten und Schadenersatzforderungen bezahlen werde – auch über die gesetzliche Haftungsgrenze von 75 Millionen Dollar hinaus.

Dies hatte BP-Chef Tony Hayward allerdings schon in der vergangenen Woche bei einer Kongressanhörung zugesagt. Fast 400 Millionen Dollar hat der Konzern für die Arbeiten im Golf von Mexiko bereits ausgegeben.

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8 Kommentare

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  • FN
    Felix Nagel

    "Das Mittel zersetze das Öl, damit es natürlich im Meer abgebaut werden könne." Wir sprechen hier von schwerem, ungereinigten Rohöl -- das wird nicht durch aufsprühen von einer Lösung biologisch abbaubar.

     

    Ich habe von durchs Meer wabernden Wolken aus dieser Emulsion gelesen, die jedes Lebenwesen tötet das in sie gelangt. Das wird noch ein böses Nachspiel haben. Natürlich nicht für BP -- die sind ja systemrelevant...

  • IS
    Intwo Seconds

    Gegen Unfälle kann sich niemand 100% absichern, gegen die Dummheit seiner Manager schon. Und hier Augenwischerei zu treiben und den Dreck buchstäbich unter den Teppich der Wasseroberfläche zu kehren ist nicht nur dumm sondern in der Konsequenz mehr als kriminell. Dies ist die willentliche Zerstörung der Natur zum Zwecke der Eingrenzung finanzieller Folgeschäden des Konzerns. Die einzige Möglichkeit als Konsument hier einzuwirken ist der absolute Boykot von BP Produkten. Für mich hat sich diese Marke aufgrund umweltpolitscher Misswirtschaft disqulifiziert - Sie wird von meiner Seite so lange kein Geld mehr erhalten bis die Übernahme von Folgenschäden vom Verursacher annerkannt sind.

  • FS
    Franz-Joseph Schlösser

    Wer solche Projekte anpackt, sollte im voraus daran denken, welcher Alarmplan bestht. Ein gieriger Blick auf gewaltige Oelmengen genügt nicht. Man (BP) muss auch das Zeug haben, mit Schwieigkeiten fertig zu werden, sonst sollen sie bitte die Finger von einem solchen Abenteuer lassen.

  • K
    karl

    @ Vic

     

    Das kann so pauschal nicht festgestellt werden, denn ob seebodennah überhaupt eine nennswerte Sauerstoffsättigung in diesem Seegebiet gegeben ist belibt unklar. Normalerweise herrschen bodennah schon stark reduzierende Bedingungen und die zugehörige Mikrofauna kommt üblicherweise ganz gut mit einer solchen Nährstofflawine zurecht. Aber noch lange kein Grund solche Pfuscharbeit zuzulassen. Denn mehr als ca. 3 m Ölsuspension p.a. schaffen, zumindest im Süßwasser, auch die Reduzierer nicht.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • AB
    Anette Betina Roming

    Viel Vergnügen wünsche ich, wir sind eine Welt und bildet euch bloß nicht ein, daß wir von der Ölpest nichts abbekommen. Was mich am allermeisten empört ist, daß wir Deutschen eines der Länder mit erheblichem Bedarf an Erdölprodukten sind. Wir sind zum großen Teil Mitverantwortlich an den Umweltzerstörungen und der Armut in der ganzen Welt. Wie sagte Chief Seattle vor dem Amerikanischen Kongress : Erst wenn Ihr feststellen werdet, daß man Geld nicht essen kann,................... .

    Guten Appetit.

  • V
    vic

    ""Es scheint, dass diese Lösemittel funktionieren. Durch sie gelangt viel weniger Öl an die Meeresoberfläche als zuvor.""

    Na wunderbar. Wenn man nichts sieht, ist es nicht schlimm, oder wie?

    Wer nicht nur TV-Shows sieht, weiß evtl. um das vielfältige Leben am Meeresboden, das damit für sehr lange Zeit vernichtet ist. Kleinstlebewesen, Sauerstoffversorgung, alles tot.

    Es ist so, als ob Menschen auf Müllkippen leben würden, nur schlimmer.

  • JK
    Jürgen Klein

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    Hallo Zusammen!

    Wie bitte schließt man ein Bohrloch?

    Wissen das die Spezialisten?

     

    Nachdem die Katastrophe nun ein unglaubliches Ausmaß angenommen hat, muß ich meinen Gedanken mal freien Lauf lassen.

    Wenn ein Bohrloch nicht abgedichtet werden kann, sollte man doch versuchen, das unkontrollierte Austreten des Erdöls wenigstens einzudämmen.

     

    Koppel/Trichter über das Leck ist in Ordnung, jedoch sollte die Öffnung am oberen Ende des Trichters so groß sein,dass das ÖL ungehindert in einen großen Schlauch aus Kunststoff, wichtig mit Meereswasser gefüllt und mit einem Auffangbecken an der Meeresoberfläche verbunden, aufsteigen kann.

    Ist das Öl der Oberfläche angelangt, kann es kontrolliert in Tankschiffe abgepumpt werden.

     

    Die Ingenieure haben nun Zeit eine endgültige Lösung zu entwickeln.

     

    Das an der Oberfläche treibende Öl sollte mit allen verfügbaren Schiffen abgesaugt, abgeschöpft... werden.

    Die Ficherboote sollten mit Ölaufnahmevorichtungen ausgestattet werden und das aufgenommene Öl sollte von BP abgekauft werden.

    ÖL statt Fische!!!!!!!!!

    Es ist furchtbar mit anzusehen wie sich die Verantwortlichen gegenseitig die Schuld zugewiesen und unsere Umwelt verseucht wird.

     

    mit Freundlichem Gruß

    Jürgen Klein

  • J
    Justice

    Hab eine Lösung konstruiert, die einfach umsetzbar ist und 100 % funktioniert. Der Plan ist auf http://www.no-p.eu zu sehen. Hab ihn an die Unfallzentrale übermittelt. Übermitteln Sie es doch nochmal.