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BLUTIGE SIGNALE

■ „Four Roses“ in der Villa Kreuzberg

Die Gäste waren an circa fünf Händen abzuzählen. Jeder hatte sich den besten Wandplatz ergattert und war mehr oder weniger gespannt auf die Berliner Ost-West-Newcomer Four Roses. Obwohl durch das reichhaltige Angebot an Berlins Nachwuchsmusikern gut abgedeckt (s. auch Senatsrockwettbewerb 1988, Teil 1-7), bemerkte ich diese unbesiegbare Neugier in mir auf mehr.

In geübt locker-kritischer Position verharrend und mit einer deutschen Volksweise im Ohr („Sah‘ ein Knab‘ ein Röslein stehen“) wandten sich vier junge Männer auf der Bühne dem Musizieren zu. Zwei Gitarren, Drums und Baß lockten erstmal niemanden aus der Reserve. Die doppeldeutige Symbolik einer Rose fiel mir ein. Hübsch anzuschauen, doch auch hinterhältig stachelig. Und die Arbeit im Sägewerk begann.

An Erholung war nicht zu denken, auch wenn es einige sensible Intro-Melodien immer wieder versprachen. Spätestens nach vier Takten befand man sich in hilfloser Bedrängnis. Zwei Gitarristen, die sich instrumental und in gellend -schräger Intonation gegenseitig zusetzten, kamen doch immer zueinander. Der Drummer, der durch peitschende Schläge versuchte, den Streit zu schlichten, geriet jedesmal zwischen die schrill-atonalen Fronten. Nur der Bassist besaß die Macht, den Takt anzugeben und den Stil zu bestimmen. Experimentelle Versatzstücke von Funk, Jazz und Heavy Pop reichten sich die Hände. Das konsequente Schrubben der Saiten traf den noisigen Punkt. Fordernd hieb der Groove auf den Hörenden ein.

Ich roch den süßen Duft, griff gierig nach der Blüte und stach mich an den Dornen. Ich leckte mein eigenes Blut und freute mich an der offenen Wunde. Eineinhalb Stunden dauerte das polyphone Inferno. Dann war alles gesagt.

Connie Kolb

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