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BLG vor Sprung in die Marktwirtschaft

■ Streit um Startbedingungen der neuen Hafen-Gesellschaft offenbar entschärft

Der Koloß Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) bewegt sich unter dem Druck der roten Zahlen aus dem Hafengeschäft. Die BLG möchte ein modernes Logistik-Unternehmen werden. Die Voraussetzungen für einen Umbau des öffentlich-rechtlichen Umschlagsbetriebes in eine privatrechtlich organisierte Kommanditgesellschaft sind offenbar besser als je zuvor. Wie die taz aus sicherer Quelle erfuhr, stehen BLG und Hafenressort in wichtigen Streitfragen wie der Überlassung von stadteigenen Gebäuden und Anlagen an die neue Gesellschaft vor einer pragmatischen Einigung. Auch für den schwierigsten Brocken, die zig-millionenschweren Pensionslasten für die BLG-Beschäftigten, zeichnet sich Bewegung ab.

BLG-Chef Hans Pöhl hofft, mit der neuen Beweglichkeit auch Beteiligungen und strategische Allianzen mit anderen Unternehmen der Logistik-Wirtschaft eingehen zu können. „Nur Container-Kisten ein- und auszuladen, das bringt kein Geld mehr“, so BLG-Sprecher Hajo Weil.

Um für die ob der mächtigen neuen Konkurrenz mißtrauischen Spediteure und Stauer ein Zeichen zu setzen, kündigte Pöhl vor den Mitgliedern der Bremischen Hafenvertretung an, die BLG werde ihr „sogenanntes Umschlagsmonopol aufgeben“ und auch Hafenreviere rechts der Weser an die Stadt zurückgeben. Diese einmalig offenen Worte deuten Kenner der Hafenwirtschaft als Anzeichen dafür, daß es Fortschritte in der Diskussion um die neue Struktur der BLG gegeben habe.

Geplant ist offenbar, die bisher im Auftrag der Stadtgemeinde treuhänderisch von der BLG ohne Pacht verwalteten Hafenanlagen der BLG entweder zur Miete, zur Pacht oder zum Verkauf zu überlassen. Bisher war umstritten, in welchem Umfang die Stadt der BLG Anlagen überläßt und die Gesellschaft auf diese Weise mit Eigenkapital ausstattet.

Wie zu hören war, solle nun pragamatisch jede einzelne Liegenschaft untersucht werden. Wenn in einem Schuppen oder an einer Kaje etwas zukunftsträchtiges geschehe, etwa durch ein Joint-Venture mit einem anderen Unternehmen, könne man die Anlagen verkaufen. Bei unsicheren Geschäfts-Aussichten biete sich eine Vermietung an. Auch wenn die BLG wie angekündigt den Europahafen räume, werde auf betriebliche Abläufe Rücksicht genommen, hieß es aus der Hafenbehörde.

Allerdings müsse die BLG dann Erbpacht an die Stadt bezahlen. Im Überseehafen könnten nach einem Rückzug der BLG Distributions- und Logistik-Unternehmen angesiedelt werden. „Schon heute packt die Chemie-Spedition Lexzau Scharbau in Schuppen 18 ihre Spezialcontainer, die per Binnenschiff nach Bremerhaven gehen“, gab der Chef der Bremischen Hafenvertretung, Helmut Detgen, die gewünschte Entwicklungsrichtung an.

Die Frage der mit 25 Millionen Mark jährlich veranschlagten Pensionslasten der BLG ist aber noch ungeklärt. BLG-Sprecher Weil betont, die neue BLG könne nicht mit diesem Klotz am Bein den Kampf am markt aufnehmen. Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD) hatte es jedoch stets abgelehnt, die Stadtkasse damit zu belasten. Möglicherweise wird nun versucht, neue Kooperationspartner der BLG aus der Hafenwirtschaft zur Übernahme eines Teils der Kosten zu bringen, wenn die BLG im Gegenzug Anlagen in die Geschäftsehe einbringt. jof

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