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„BLG muß marktnah werden“

■ Rolf Stuchtey, neuer Vorstand beim Bremer Umschlag-Monopolisten

Seit 30 Jahren hat die Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) das Monopol auf den Umschlag in den Bremer und Bremerhavener Freihäfen. Doch die Aktiengesellschaft im Mehrheitsbesitz der Stadtgemeinde Bremen wird sich womöglich bald auf Konkurrenz einstellen müssen. Eine Arbeitsgruppe aus BLG- Vorstand und den zuständigen Senatoren für Häfen und Finanzen wird in den nächsten vier Wochen damit beginnen, Vorschläge für eine Neufassung des Rahmenvertrags zu beraten, der seit 1963 das BLG-Monopol auf den Bremer Hafenumschlag festlegt. „Die Neuordnung der Hafenwirtschaft kommt durch die Harmonisierung innerhalb der EG sowieso“, meint dazu der künftige BLG-Vorstandsvorsitzende, Prof. Rolf Stuchtey, „wir unterstützen das total. Aber wer so einen Prozeß einleitet, muß ihn auch schnell wieder zu Ende bringen, um Verunsicherung bei unseren Kunden und in der Belegschaft zu verhindern.“

Bevor er vor sechs Monaten in den BLG-Vorstand kam, war Stuchtey sechs Jahre lang Ökonomie-Professor an der Bremer Universität und dort als Leiter des „Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik“ ein ausgewiesener Verfechter von Schienen- und Binnenschiffsverkehr als Alternative zur Straße. Als Beamter hat er sich nicht nur beurlauben lassen, sondern richtig gekündigt: „Ich wollte nicht mehr nur reden, sondern mein Wissen auch tatsächlich in wirtschaftliches Handeln umsetzen“, sagt Stuchtey, der bereits an der Bremer Uni immer „die Arbeitgeberposition“ bezogen habe. Mit dem Vertreter der Arbeitnehmerposition im Fachbereich Wirtschaft, Rudolf Hickel, verbindet ihn seitdem, „daß wir in aller Freundschaft sehr gut miteinander streiten können“.

Innerhalb der BLG versteht sich Stuchtey als „typischer Manager“. Als erste Maßnahme hat er das Unternehmen in drei Geschäftsfelder unterteilt und die Belegschaft über Frühpensionierungen um rund 20 Prozent auf 3.500 MitarbeiterInnen reduziert. „Ich will die BLG marktnah und erfolgreich organisieren“, sagt er, „dazu gehört auch, daß es heute hier vielleicht etwas ruppiger zugeht als vor einen Jahr.“

Gegen private Konkurrenz hat Stuchtey dabei im Prinzip nichts einzuwenden, schränkt aber ein: „Das Interesse kann nicht von uns, das muß aus dem Markt kommen. Ich werde als Lobbyist meines Unternehmens nicht dafür werben, daß wir Fremdfirmen beim Hafenumschlag zulassen, aber wenn es dazu kommt, werden wir den Ball natürlich aufnehmen.“ Und auch mit einem Teilverkauf des Staatsbetriebs BLG hätte Stuchtey „überhaupt kein Problem“. Entscheiden müsse über Umschlagsmonopol und Privatisierung allerdings „der Eigentümer“, das heißt der Bremer Senat. Ase

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