: BASF ohne Bänder und Salz
■ Chemiekonzern will die Mehrheit der Bergbautochter Kali & Salz und Ton- und Videobändergeschäft verkaufen
Berlin (taz) – Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF will die Mehrheit an seiner Bergbautochter Kali & Salz und das Geschäft mit Kassetten und Videobändern verkaufen. 51 Prozent der Kali & Salz AG sollen an den kanadischen Bergbaukonzern Potash Corporation of Saskatchewan (PCS) gehen. Die Bändersparte will BASF an den türkischen Raks- Mischkonzern veräußern.
BASF versucht sich in beiden Fällen von Unternehmensteilen zu trennen, die in den vergangenen Jahren keine Gewinne abgeworfen hatten. Das Magnetbandgeschäft der BASF habe seit 1990 rund 600 Millionen Mark Verluste gebracht, sagte BASF-Vorstand Max Dietrich Kley gestern. Man sehe selbst keine Chance, in die Gewinnzone zu kommen. Daher wolle man an den Konzern aus Izmir verkaufen.
Kali & Salz, die in einem politisch umstrittenen Geschäft den ehemaligen DDR-Kalibergbau übernommen hatte, war auch nach dieser Übernahme 1993 und der Schließung des Bergwerks Bischofferode nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Dabei hatte die EU-Kommission für die Umstrukturierung der ostdeutschen Kaliwirtschaft 1,54 Milliarden Mark an Beihilfen zugelassen.
PCS hat als weltgrößter Kalikonzern im vergangenen Jahr mit 4.600 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Milliarden Mark und steigende Gewinne erwirtschaftet. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben auch weltweit die Nummer drei im Phosphatgeschäft.
Die IG Bergbau und Energie, in der fast alle der 8.300 Angestellten der Kali & Salz organisiert sind, sieht der Übernahme durch PCS mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits biete das Zusammengehen mit einem potenten Partner auf dem Weltmarkt Chancen. Andererseits gebe es „natürlich auch die Gefahr einer Marktbereinigung“, so Gewerkschaftssprecher Christoph Meer.
Bei der Treuhandnachfolgerin BvS begrüßte man den Einstieg der Kanadier dagegen ohne jeden Einwand. Die PCS habe versprochen, alle Verträge einzuhalten, von daher sehe man keine neue Gefahr für die Arbeitsplätze im Osten.
Börsenmakler in Frankfurt reagierten mit regen Geschäften auf die Verkaufsnachrichten. Der BASF-Kurs verbesserte sich um drei Prozent, weil der Konzern einigen Verlustbringer loszuwerden scheint. Die Aktien Kali & Salz gingen hingegen deutlich zurück von 209 Mark pro Stück auf 190 Mark. Hermann-Josef Tenhagen
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