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Autos"Klimaanlage kann ökologisch sein"

Mehr Sicherheit bedeutet auch mehr Umweltschutz, sagt Eckehard Schnieder von der Uni Braunschweig. Druck auf die Wirtschaft sei nötig.

Test einer Kohlendioxid-Klimaanlage bei Daimler-Benz Bild: dpa
Interview von Stephan Kosch

taz: Herr Schnieder, eine neue schwedische Studie legt nahe, dass umweltfreundliche Autos unsicherer sind als große Spritschlucker. Stimmt das?

Eckehard Schnieder: Nein, so einen direkten Zusammenhang kann man nicht herstellen. Allerdings brauchen viele Sicherheitssysteme im Auto auch Energie. Zum Beispiel eine Klimaanlage...

...ein teures und ökologisch fragwürdiges Feature, das lediglich dem Komfort dient, oder?

Eben nicht nur. In einem stark aufgeheizten Auto wird der Fahrer schneller müde und unaufmerksam - das geht zulasten der Verkehrssicherheit und erhöht die Unfallzahlen. Und dann muss wieder Energie und Material für die Reparaturen eingesetzt werden

Also sind Klimaanlagen am Ende ökologisch?

Für sich genommen nicht, aber sie können zu einer besseren ökologischen Gesamtbilanz führen, wenn man den volkswirtschaftlichen Lebenszyklus eines Autos berücksichtigt. Ich gebe zu, das ist eine extreme Betrachtung. Aber sie zeigt, dass die Diskussion nicht auf die Frage umweltfreundlich oder sicher reduziert werden kann.

Aber wenn Sie sich doch entscheiden müssten?

Im Zweifel entscheide ich mich immer für Investitionen in die Sicherheit, weil es sich langfristig rechnet. Ein elektronischer Abstandshalter in einem Lkw macht das Fahrzeug teurer, kann aber Unfälle mit riesigen Umweltschäden verhindern.

Das hilft der Volkswirtschaft und den Versicherungen. Aber was ist mit dem einzelnen Verbraucher? Er muss mehr für das Auto bezahlen und er hat den höheren Spritverbrauch.

Kommt drauf an. Abstandsregeler und Tempomat kosten zwar einerseits, senken aber auch den Spritverbrauch und sorgen für mehr Sicherheit. Aber natürlich gibt es auch Sicherheitstechnik, die den Verbrauch erhöht. Das liegt aber auch daran, dass die jeweiligen Aggregate im Auto, die all die Sicherheitstechnik mit Strom versorgen, nicht so sparsam sind, wie sie sein könnten.

Woran liegt das?

Weil es keinen entsprechenden Druck im Markt gibt. Generatoren in einem Kraftwerk haben einen Wirkungsgrad, der um mindestens 30 Prozent über dem in Autos liegt. Hier gibt es noch erhebliches Potenzial.

Wie kann man das denn nutzen?

Der beste Innovator sind staatliche Vorgaben. Wenn der Staat Anreize für einen geringeren Verbrauch setzt, zum Beispiel durch feste Emissionsgrenzen, werden die Unternehmen aktiv. Und die Innovationen kommen schneller in den Markt als bei Selbstverpflichtungen. Die Technologie ist ja da, sie muss nur eingebaut werden.

Allerdings werden die Unternehmen die Kosten für ihre Innovationen an den Kunden weitergeben. Können sich am Ende nur Reiche sicherere Autos leisten?

Mehr Sicherheit kostet mehr, das ist wohl nicht zu ändern. Aber man hat ja auch hier Möglichkeiten, die Gesamtbilanz wieder auszugleichen.

Zum Beispiel?

Es gibt bereits jetzt Versicherungsgesellschaften, die für eine bessere Ausstattung in der Sicherheitstechnik ihren Kunden Rabatte gewähren. Denn die sparen, weil sie weniger für Unfälle ausgeben müssen. Der Autofahrer kann sich also einen Teil der zusätzlichen Kosten zurückholen.

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