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Autor Cem Gülay zum Mauerfall„Wie aus einem Zombiefilm“

Der Autor Cem Gülay schrieb mit „Kein Döner Land“ ein Buch über eine gespaltene Bundesrepublik. Ein Gespräch über die Wiedervereinigung.

Cem Gülay: „Der Mauerfall war für uns Deutschtürken kein Glücksfall.“ Bild: dpa
Jan Feddersen
Daniel Schulz
Interview von Jan Feddersen und Daniel Schulz

taz: Herr Gülay, heute jährt sich der Mauerfall. Werden Sie feiern?

Cem Gülay: Nein, genauso wenig, wie ich den Ramadan feiere. Ich halte nicht so viel von Feiertagen. Und ganz ehrlich, der Mauerfall war für uns, also für meine Generation von Deutschtürken, kein Glücksfall.

Warum?

Ich sehe das so: Kanzler Kohl musste seine Versprechen halten und Ansagen von oben machen, Ostdeutschen sofort Arbeit zu geben.

Eine steile These.

Beweisen kann ich sie auch nicht. Aber man hat es gemerkt, weil die Deutschtürken, auch die mit guten Schulnoten, auf einmal sehr viel mehr Bewerbungen schreiben mussten. Die Ostdeutschen sollten zuerst eine Chance bekommen, sich in die Gesellschaft einzugliedern.

Cem Gülay

Geboren: 1970 in Hamburg

Lebt inzwischen: in Berlin

Personenstatus: unverheiratet liiert

Sprachen: lernt Griechisch

Merkmal: starker Hamburger Akzent

Ausbildung: Abitur, kein Studi- um, dafür Karriere im kriminellen Rotlichtmilieu Hamburgs

Beruf: u. a. Buchautor. „Türken- Sam“ (2009). Im aktuellen „Kein Döner Land“ (mit Helmut Kuhn, bei dtv) beschreibt er in kurzen Texten das Auseinanderdriften von Biodeutschen und Migranten.

Wissen Sie noch, wo Sie am Abend des Mauerfalls waren?

Ich war, glaube ich, in Deutschland.

Und haben Sie damals schon gedacht, jetzt kommen die Ostdeutschen und nehmen mir meinen künftigen Job weg?

Nein, wir haben uns alle gefreut.

Erinnern Sie sich, was Sie damals empfunden haben?

Also, ich hatte eigentlich für diese Menschen einfach nur Mitleid.

Keine starken Bilder vom Abend der Maueröffnung?

Nicht mehr so direkt. Ich weiß nur, dass die Menschen durch die Mauer kamen, und ich hab mir gedacht: Mein Gott, was für arme Kreaturen! Das sah ja wirklich aus wie aus einem Zombiefilm, wie die durch die Mauer brachen. Die waren blass, die hatten nicht die gleichen Klamotten, nicht den gleichen Haarschnitt.

Sie als Hamburger …

… okay, wir aus Hamburg sind ja da sowieso so ’n bisschen arrogant veranlagt.

Wenn Sie das so sagen …

Jedenfalls haben wir die Trabbis gesehen, und sie haben uns leidgetan, wie die da mit zehn Mann drin gefahren sind. Das sah ja aus wie bei den Türken. Bei denen saßen ganz früher auch sieben, acht Mann in so kleinen Autos. Ehrlich, das war für mich wie ein ganz anderes Volk.

Haben Sie auch Bananen reingesteckt durch die Fenster?

Nein. Ich hab die ganz lieb behandelt. Ich war auch selbst im Osten, kurz nach der Wende, und ich hab überhaupt keine Probleme gehabt in Leipzig. Wenn du in Ostdeutschland die Sprache beherrscht hast, dann hast du keine Probleme bekommen. Ich hatte sogar eine ostdeutsche Freundin.

Wann haben Sie gemerkt: Da kommen jetzt 16 Millionen Einwanderer, die auch alle Arbeit wollen?

Meine Abiturientenfreunde in der Oberstufe haben Angst gehabt vor der Einheit. Die Unis wurden voll in Hamburg, alle wollten in den Westen, vor allem die gebildeten Leute. Da haben meine Freunde gesagt: Für dich als Türke wird’s eh keine Chance geben.

Aber Sie hätten doch studieren dürfen.

Ja, aber einen Job bekommen? Hätte ich damals gewusst, dass es eine Globalisierung geben wird, sodass du überallhin kannst, dass Bildung letztendlich Freiheit bedeutet, dann hätte ich natürlich meine Schule beendet. Und wäre ich kein Gangster geworden, aber dann war ich schon zu tief drin in dem ganzen Mist. Aber um es mal klar zu sagen: Die Einheit ist vollkommen in Ordnung. Aber man hätte das fairer und gerechter machen können.

Wann kam der Moment, wo Sie gemerkt haben: Die armen Kreaturen, die Ihnen eben noch leidgetan haben, werden für Sie Konkurrenten?

Man hat gemerkt, dass die bevorzugt wurden – bei allen. Viele Westdeutsche hatten vielleicht auch ein schlechtes Gewissen gegenüber Ostdeutschen, weil man das Glück hatte, mit den Amerikanern und Engländern neu starten zu können, nicht mit den Russen.

Viele Ostdeutsche haben sich nicht bevorzugt gefühlt, im Gegenteil.

Versteh ich nicht. Die Menschen im Westen haben nach 1990 echt große Lasten auf sich genommen. Man hat den Solidarzuschlag eingeführt, den übrigens auch jeder Migrant bezahlt hat, der gearbeitet hat. Deshalb ist es sehr hart, natürlich gerade für die arbeitenden Migranten, zu hören: Die Türken nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Obwohl, ich kann es auch ein wenig verstehen.

Was?

Die Ostdeutschen kamen rüber und sahen Türken mit Mercedes oder Opel. Die dachten: Wir haben’s doch eher verdient, weil wir Deutsche sind.

Missgunst?

Klar, Megafutterneid. Und die Forderung, ganz, ganz schnell alles haben zu wollen. Deswegen hat der Kohl das auch eingelöst mit dem 1:1-Umtausch Mark gegen DDR-Mark, wo heute alle sagen, das war ökonomisch falsch. War aber nun einmal nicht anders möglich, die Menschen zu beruhigen. Damit die nicht ins Extreme verfallen und natürlich schön CDU wählen.

Dabei haben Ihre Eltern mit dafür gesorgt, dass im Osten vieles saniert und gebaut werden konnte.

Vielleicht sollte man das den Schülern in Ostdeutschland auch mal sagen, wenn die ein bisschen rechtsextrem oder türkenfeindlich eingestellt sind. Das hat mich auch an Sarrazin aufgeregt. Vor allem dieser Satz, der etwa so geht: Die Türken sind nicht produktiv, außer im Obst- und Gemüsehandel.

Natürlich bekommen einige eine Zeit lang Hartz IV oder arbeiten am Obststand, im Dönerladen oder beim Onkel im Kiosk – aber viele machen das nach tausend abgelehnten Bewerbungen. Und dann schimpft noch jemand auf sie, dass die nicht produktiv sind. Das ist, psychisch gesehen, als ob jemand am Alexanderplatz am Boden liegt und alle treten noch mal rein.

Haben Sie die Ostdeutschen jemals als Ausländer wahrgenommen? Es gibt ja diesen Begriff des Migranten im eigenen Land.

Das waren für mich immer Deutsche. Ostdeutsche, klar. Nicht Ausländer.

Aber warum? Sie kamen aus einem anderen Land, mit einer anderen Kultur, einem anderen politischen System.

Aber es war ein Land vor dem Zweiten Weltkrieg. Mit einer gemeinsamen Geschichte. Koreaner sind für mich auch Koreaner, ob Nord- oder Südkoreaner.

Aus Ihrer Sicht ist es also gar nicht verständlich, dass viele Ostdeutsche sich in der Bundesrepublik fremd fühlen?

Nein. Wir haben eine Kanzlerin, wir haben einen Bundespräsidenten aus Ostdeutschland – mehr geht nicht. Und Matthias Sammer ist ein hohes Tier im Fußball und übrigens ein Superkerl, der im Fußball viel getan hat, gerade für Leute mit Migrationshintergrund.

Warum haben sich Ostdeutsche und Migranten eigentlich nie zusammengetan gegen die Mehrheitsgesellschaft. Und gesagt: Wir mischen jetzt hier mal den Laden auf?

Ostdeutsche und Migranten?

Ja.

Boah, nee, das geht, glaube ich, nicht.

Warum nicht?

Na ja, eigentlich habe ich auch immer so gedacht – im Grunde sitzen wir doch im selben Boot. Aber die Ostdeutschen wollen das nicht. Ich glaube, dass die Ostdeutschen den Wessis beweisen wollen, dass sie bessere Deutsche sind.

Sind Sie auch Deutscher?

Ob ich Deutscher bin? Äh – ich bin alewitischer Hamburger.

Typisch – bloß kein Schwarzrotgold!

Ich bin Europäer. Wir leben doch jetzt in Europa. Deutscher? Von mir aus. Hamburger Deutscher.

Warum trauen Sie sich nicht zu sagen: Ich bin Deutscher, was sonst?

Meine alewitische Bescheidenheit? Man möchte sich nicht aufdrängen.

Sie haben auf einer Veranstaltung gesagt, dass Deutscher zu sein für viele migrantische Jugendliche gleichbedeutend sei wie schwach sein. Haben Sie Angst, als schwach zu gelten?

Ich hab vor nichts Angst, nur vor Gott. Wenn ich sage: Ich bin Deutscher, ist das komisch. So weit ist das Land noch nicht. Wenn ich sage, ich heiße Cem Gülay, sagt immer irgendwer: Und woher kommst du? Wieso sprichst du so gut deutsch? Du bist doch Türke, oder? Tausendmal gehört. Ich kann nichts nehmen, was mir nicht von der Mehrheitsgesellschaft angeboten wird.

Wäre hier nicht nehmen besser denn geben?

Selbst Markus Lanz sagt, er habe als Südtiroler einen Migrationshintergrund. Der „Tagesthemen“-Mann Ingo Zamperoni hat viele Hassmails bekommen, weil er sich als Deutschitaliener bezeichnete. Warum soll ich sagen, ich bin Deutscher, wenn nicht mal ein Italiener das sagen kann?

Also dürfen die Ostdeutschen, die erst seit 20 Jahren hier sind, sagen, deutsch zu sein – und Sie, dessen Familie viel länger hier lebt, dürfen das nicht?

Es gibt doch auch so viele Deutsche, gerade aus dem linken Lager, die „Ich bin Deutscher“ zu sagen immer als ganz schlimm empfunden haben. Die sagen: Ich bin Berliner, ich bin Bayer. Sie wollen unbedingt von mir hören: Ich bin Deutscher, oder was?

Nein. Im Grunde genommen bestreiten Sie aber, dass Wasser nass ist, so deutsch, wie Sie auf uns wirken.

Ja, man sagt mir schon, dass ich unglaublich deutsche Verhaltensmuster habe. Nörgeln …

Wären Ihre Eltern stolz auf Sie, wenn Sie sich zum Deutschsein bekennen würden?

Wenn ich mich zum Deutschtum bekennen würde?

Deutschsein.

Ich glaube, wenn ich Deutscher gewesen wäre, richtiger Deutscher, dann hätte ich hier alles schaffen können. Aber das ist mir verweigert worden. Ich wäre vielleicht Außenminister. Die Ostdeutschen haben es bis zur Kanzlerin und bis zum Bundespräsidenten geschafft.

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17 Kommentare

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  • O
    Ossi

    @Michael Klein

     

    Wenn ich gewußt hätte, was mich in diesen bunten eigentlich schwarzenkopf-Viertel erwartet, hätte ich mir das Begrüßungsgeld vermutlich nicht geholt und die paar Monate gewartet, bis die DMark zu uns rübergekommen ist.

    Nachher ist man immer schlauer...

  • MK
    Michael Klein

    @Ossi!

    Es hat Euch keiner gezwungen, nach Neukölln zu kommen um die 100 DM abzuholen, was von den Steuergeldern der arbeitenden Bevölkerung abging! Schon vergessen was?

  • O
    ossi

    "Das sah ja wirklich aus wie aus einem Zombiefilm, wie die durch die Mauer brachen."

     

    So gings uns Ossis auch, als wir in Neuköln und Kreuzberg ankamen um unsere 100 DM abzuholen.

  • C
    cubemountain

    Ich wurde z.b. neulich von Auländerbeauftragten in unserer Stadt gefragt ob Ich bei Ihnen mitarbeiten würde. Ich verneinte da ja mein Vater Deutscher ist und Ich seit 5 generationen hier lebe.

    Mir kommt es so vor als wenn man mich als Ausländer sieht. Leider zählt hier bei uns meist das äußere Erscheinungsbild. Meine Kinder sind Mischlinge mit einem Deutschen Urgroßvater der auch im Krieg damals war.

    Meiner Meinung nach wurden die Menschen nach dem Mauerfall so gut eingegliedert das Ich bis heute darauf ja eifersüchtig bin. Und dann redet man von Integration in der Politik. Das Ich nicht lache.

    Damals wurde gar nicht geredet als die Mauer fiel. Es lief für die meisten wie geschmiert gut.

    Die Politik soll bloß nicht darüber reden. Immer wenn nur geredet wird kommt nichts aberauch gar nichts dabei raus. Also handeln Sie statt nur zu reden. Alles andere glaube Ich nicht.

    Ich habe mich selbst in Deutschland eingelebt und brauche weder Politik,Intgration, noch sonst etwas zu meiner Person. Meiner Meinung nach sind die meisten nicht so Deutsch wie Ich es bin. Zu meiner Peron hatte Ich ja vorher schon etwas geschrieben.

  • B
    @BRD

    "In der Zone ist ja nur der keulenschwingende Rest geblieben, verwaltet von abgehalfterten Westpolitikern."

     

    Falls das keine Ironie sein sollte: Sie kennen die Rankingliste bei Pisa und ähnlichen Tests?

  • B
    BRD

    @ Maitre:

    Natürlich sind die erst seit 20 Jahren (inzwischen sind das ein paar mehr) hier. Hier im Westen, wo jeder Ostdeutsche hin ist, der nur für ein Fünferl Hirn hatte. In der Zone ist ja nur der keulenschwingende Rest geblieben, verwaltet von abgehalfterten Westpolitikern.

  • D
    D.J. (P.S.)

    P.S.: Sarrazins nicht sonderlich respektvoller Satz bezog sich konkret auf die Situation in Berlin (freilich war er als Mitglied des Senats nicht völlig unschuldig an einer im Deutschlandvergleich katastrophalen Ingegrationsbilanz). In München z.B. wäre der Satz gewiss nicht so gefallen.

  • D
    D.J.

    "Man hat den Solidarzuschlag eingeführt, den übrigens auch jeder Migrant bezahlt hat, der gearbeitet hat."

     

    Auch die Ostdeutschen bezahlen ihn.

     

    "Deshalb ist es sehr hart, natürlich gerade für die arbeitenden Migranten, zu hören: Die Türken nehmen uns die Arbeitsplätze weg."

     

    Ich bin jetzt 46, seit 22 Jahren im Westen (nach wie vor viele Kontakte in den Osten) und habe mein ganzes Leben noch nie diesen Spruch gehört (außer in den Medien).

     

    Ob sich jemand mit deutscher Staatsangehörigkeit als Deutscher, Türke, Eskimo oder was immer bezeichnet, ist mir völlig gleichgültig. Problematisch ist es dann, wenn Türkischstämmige das Wort "Deutscher" fast als Beleidigung auffassen und sich auf diese Weise selbst ausgrenzen (sicher nicht Herr Gülay, der als Alevit relativ offen ist, aber weit verbreitet).

     

    Im Übrigen erinnert mich das häufige deutschtürkische Selbstmitleid samt Verantwortungsdelegation an uns Ossis in den 90ern. Das "Gejammer" war teils durchaus begründet (hohe Arbeitslosigkeit, völlige Brüche in fast allen Biographien), doch haben die Ossis daraus gelernt und neigen mittlerweile nach meinem Empfinden zu einer höheren Selbstständigkeit, Flexibilität und Risikobereitschaft als Westdeutsche.

  • B
    ber

    Bei den Themen Geldumtausch und Solizuschlag hätte man als (informierter und wacher) Journalist Gülay eigentlich korrigieren müssen. Und das Interview wurde sogar von zwei Leuten geführt ...

  • T
    tommy

    Seltsames Interview, wobei das noch nicht mal so sehr an Herrn Gülay als an den Fragen der taz-ler liegt. Wann werden westdeutsche Linke endlich die Einheit akzeptieren und ihren Frieden mit den Ostdeutschen machen?

  • M
    Maitre

    "Also dürfen die Ostdeutschen, die erst seit 20 Jahren hier sind, sagen, deutsch zu sein – und Sie, dessen Familie viel länger hier lebt, dürfen das nicht?"

     

    Was ist denn das für eine minderbemittelte Frage? Sind die Ostdeutschen erst seit 20 Jahren "Deutsche", weil sie erst seit 20 Jahren "hier sind"? Wo waren die denn vorher? In Russland? War die DDR denn nicht auch deutsch? Welch Arroganz in dieser Frage: Nur Bundesdeutsche sind die wahren Deutschen?

  • OA
    Ossi aus Hambuerg

    Das ist ja unterste Schublade, wie kann dien taz einem solchen Spinner ein Forum bieten? "Hätte ich gewusst, dass es mal die Globalisierung gibt, hätte ich die Schule nicht abgebrochen". Er kann sich ja tausend Gründe ausdenken für sein persönliches Versagen, aber das das Nichtwissen um die Globalisierung sowie die Wiedervereinigung und damit die Ostdeutschen daran Schuld seien, ist derart wirr, dass man das eigentlich nur in der "Wahrheit" drucken sollte.

  • L
    LeO

    "..die waren (so) blass.." Großartige unkorrekte Provokation, dieses Interview. Mehr haben all drei Autoren bestimmt auch nicht gewollt. Soweit ist auch alles schick. Doof werden dann nur

    unkommentierte Halbwahrheiten wie der 1:1 Umtausch. Nehmen Nachgeborene das so hin, wird aus der unterhaltsamen Unkorrektheit dann doch Polemik. Der Umtausch beschränkte sich seinerzeit auf 2.000 Mark der DDR.. Das klingt dann schon nicht mehr so reißerisch, aber wie wir wissen hat es ja den Zombis für Bananen und Schrottautos gereicht...

  • K
    keetenheuve

    "Also dürfen die Ostdeutschen, die erst seit 20 Jahren hier sind, sagen, deutsch zu sein – und Sie, dessen Familie viel länger hier lebt, dürfen das nicht?"

    Wie kann man eigentlich solche Fragen stellen? Macht sich denn der Journalist vorher überhaupt keine Gedanken? Gibt es nicht einen Lektor o. ä., der vor der Veröffentlichung das schlimmste verhindert?

  • C
    cubemountain

    Ich bin geboren 1965 in Deutschland.

    Meine Mutter Urgroßmutter,Großmutter und Mutter mittlerweile 75 Jahre alt. Ich bin die 4. Generation.

    Mein Sohn ist die 5.generation.

    Mutter ist Türkin. Der Vater Deutscher.

    Nur mal so am Rande gesagt es wird in den Medien von 3. Generation gesprochen, darüber kann Ich nur lachen.

    Ich bin länger hier in Deutschland mit meiner Familie als so mancher angebliche Deutsche.

    Da Ich mehr der Mütterlichen Seite ähnlich bin habe Ich in meinem Leben so einiges mitgemacht und das hat mich geprägt. Von schlägen einer Grundschullehrerin aus einer bestimmten Zeit Deutschlands bis in der Ausbildung wo man versucht hat mich zu schikanieren.

    Als Ich heiratete bekamen wir als die Mauer fiel keine Wohnung von der Stadt. Andere würden bevorzugt. Auch als meine Frau beim Arbeitsamt nach Arbeit fragte das gleiche. Zu letzt kämen Türken. Ich sagte das Ich Deutscher sei.

    Sie können es sich denken. So mancher in Politik als auch in den Medien weiß weniger über Deutschland als Ich.

    Ich bin Ehrenamtlich in der Feuerwehr. Nebenher noch im Sportverein und arbeite auch als Betriebesrat in einer größeren Firma im Ort.

    Meine beiden Kinder gehen auf ein Gymnasium was hier im Süden Deutschlands nicht so häufig vorkommt. Ich passe auf die beiden auf das Ihnen nicht das gleiche passiert wie mir. Ich könnte noch so vieles über benachteiligung erzählen aber das will man wahrscheinlich nicht unbedingt hören oder lesen.

  • RB
    Ralle Bumskopp

    "...die Ostdeutschen, die erst seit 20 Jahren hier sind..."

    Aber sonst geht's Euch gut?! Wo soll ich (Ossi) denn davor gewesen sein? Es geht doch um Deutschland, oder?

    Übrigens wär's mir lieber wenn Deutschland nicht hier wäre, wo ich bin.

  • U
    Uve

    "Ich glaube, wenn ich Deutscher gewesen wäre, richtiger Deutscher, dann hätte ich hier alles schaffen können."

    Nein, lieber Cem. Hätten Sie ihre Schule beendet, wie Sie ja selber sagen, dann hätten Sie hier alles schaffen können. Aber nur dann!

     

    "Ich hab vor nichts Angst, nur vor Gott."

    Ja deutscher geht es doch nicht.

    Wie sagte schon Bismarck: " Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!"