: Autonomie macht Arbeit
■ Lehrerverband kritisiert Bildungspläne: Spaltung der Bildungsnivaus
Der Deutsche Lehrerverband Hamburg (DLH) fürchtet sich vor der Schule ohne Goethe. Geht es nämlich nach den Vorschlägen für die neuen Bildungspläne der Schulbehörde, kann bald jede Schule selber entscheiden, an welchen Werken ihre SchülerInnen Textarbeit verrichten und Interpretieren lernen. „Dann werden manche vielleicht Goethe ihren Schülern nicht mehr zumuten“, argwöhnt Reinhard Behrens vom Lehrerverband und füchtet um Niveau und Vergleichbarkeit der Hamburger Schulen.
Nach etwa zweijähriger Arbeit liegt nun Teil eins der Bildungspläne bereit, die die einstigen Lehrpläne ersetzen sollen. Die Teile zwei und drei folgen im kommenden Sommer. Dann sollen Diskussion Verbesserungsvorschläge ergeben und die Bildungspläne zum Schuljahr 2002/2003 in Kraft treten.
Der DLH nennt die Bildungspläne „eine Enttäuschung“. Sie hätten das lange Warten nicht gelohnt. „Sie bieten in ihrer gegenwärtigen Form den Lehrenden nur höchst allgemeine, eher unverbindliche Hinweise und passen nicht in eine Zeit, in der Standardisierung und Vergleichbarkeit von der Öffentlichkeit und der Politik eingefordert und von vielen Lehrern angestrebt werden“, sagt Behrens. Ein Umzug innerhalb Hamburgs werde den Schülern dadurch erschwert. Besonders problematisch seien Unterschiede an den Grundschulen, denn „wenn die Kinder dort so unterschiedlich unterrichtet werden, kann es leicht passieren, dass sie mit unterschiedlichen Leistungsniveaus auf den weiterführenden Schulen ankommen“, sagt DLH-Vorsitzender Arno Becker.
Die Schulbehörde sieht das naturgemäß anders: „Die größere Freiheit passt zu der größeren Eigenständigekit der Schulen“, sagt Uwe Grieger. Schulen bekommen beispielsweise mehr Autonomie bei den Einstellungen und können eigene Profile entwickeln.
Die Lehrer-Gewerkschaft DLH wittert in dieser größeren Freiheit aber auch mehr Arbeit. „Wir sind keine Lehrer, die von der Behörde kommandiert werden wollen, aber die politische Verantwortung an den Schulen sollte die Behörde übernehmen.“ Nun sollten die Fachlehrer zusätzlich zu ihrer pädagogischen Arbeit auch noch Lehrprogramme entwickeln. „Es reicht“, sagt Behrens. san
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