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Autolärm vertreibt zwei Kitas

■ Gutachten: Bei Ausbau der B101 in Marienfelde liegt der Lärm weit über den Grenzwerten / Kitas sollen verlagert werden, aber niemand weiß, wohin / Bauverwaltung: Lärmschutzmauer muß ausreichen

Beim Ausbau der Bundesstraße 101 in Marienfelde müssen möglicherweise nicht nur Kleingärten, sondern auch zwei Kindertagesstätten weichen. Der erwartete Lärmpegel an der Ausfallstraße im Süden Berlins ist so hoch, daß die Grenzwerte für Kitas weit überschritten werden. Das ist das vorläufige Ergebnis eines Lärmgutachtens, das die Senatsbauverwaltung in Auftrag gegeben hat.

Die bislang zweispurige Marienfelder Allee soll bis 1998 vierspurig ausgebaut werden, wobei die Verkehrsverwaltung ein Ansteigen der „verkehrsbedingten Beeinträchtigungen“ erwartet. Hier sollen die Lkw aus dem geplanten Güterverkehrszentrum bei Großbeeren nach Berlin rollen.

Das aber bedeutet nach Berechnungen des „uve-Zentrums für Logistik und Verkehrsplanung“ eine Verdreifachung des jetzigen Verkehrs. Das Institut hat errechnet, daß der Grenzwert für Lärm nachts um 20 dB/A und tagsüber um 11 dB/A überschritten würde. Der Einbau schallschluckender Fenster und die Errichtung eines 3 bis 4 Meter hohen Lärmschutzwalls seien nötig. Für die Kindertagesstätten, deren Lärmgrenzwert von 57 dB/A schon heute „drastisch überschritten“ werde, haben die Gutachter wenig Hoffnung: „Die beiden Kitas sind wegen der hohen Grenzwertüberschreitungen und direkt an der Straße nicht aktiv zu schützen. Hier wird eine generelle Verlegung empfohlen.“

Wohin die Kitas verlagert werden sollen, weiß niemand. Auch Tempelhofs Stadtrat für Jugend und Sport, Udo Keil (CDU), ist ratlos: „Ich hoffe, daß keiner der dringend benötigten Kita-Plätze verlorengeht.“ Aber auch ohne den Ausbau litten die Kinder momentan durch die Abgase der Autos im Dauerstau auf der Straße. Wenn es denn zu einer Verlegung der Einrichtung komme, so hofft Keil, werde der Bund das als Bauherr bezahlen.

„Unsinnig“ nennt dagegen Bernd Misch von der Senatsbauverwaltung diesen Vorschlag. Das Gutachten sei noch nicht offiziell abgenommen, und es werde mit diesem Vorschlag der Verlegung auch nicht durchgehen: „Ich kann mit eine Verlagerung nicht vorstellen“, meint Misch. Aktuell seien nur „sonstige Maßnahmen“ des Lärmschutzes. „Ein Ingenieur muß in der Lage sein, ein solches Problem zu lösen.“

Da bleibe für die Kita nur eine Drei-Meter-Lärmschutzwand rund um die Kita, meint Martin Borbonus von der „uve“. Diese aber stünde so nahe an der Kita, daß sie die Spielplätze und mehrere Räume der Einrichtung verdunkele, fürchtet der BUND. Bei derartigen Problemen müsse „der Schutz der Kinder im Vordergrund stehen und auch mal eine Verkehrsplanung aufgegeben werden“. Bernhard Pötter

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