Autobombe explodiert in Syrien: Schwerer Anschlag in Syrien

Die Explosion einer Autobombe in einem Randbezirk von Damaskus ist für das Land ungewöhnlich - doch gab es in diesem Jahr bereits zwei politische Morde.

Eine Autobombe explodierte am Samstag in Damaskus: Zerborstene Scheiben im Umkreis. Bild: dpa

KAIRO taz Die Regierung in Damaskus weist gern stolz darauf hin, dass Syrien zu den sichersten und stabilsten der Region zählt. Und das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ländern wie dem Irak und dem Libanon. Die relative Ruhe war nicht zuletzt dem omnipräsenten Geheimdienst geschuldet. Doch auch der konnte nicht verhindern, was am Wochenende in einem der Außenbezirke von Damaskus geschah. Eine 200 Kilogramm schwere Autobombe riss mindestens 17 Menschen in den Tod, weitere 14 wurden verletzt.

Zunächst übernahm niemand für diesen scheinbar willkürlichen Anschlag die Verantwortung. Sicherheitskräfte sperrten den Ort des Geschehens in der Nähe der Flughafenstraße und unweit des schiitischen Schreins und Pilgerorts Saida Zeinab ab. Der Innenminister, Bassam Abdul Majed, nannte das Ganze im Staatsfernsehen eine "feige terroristische Tat". Die Regierung könne im Moment noch nicht mit dem Finger auf die Täter deuten, aber man arbeite mit Hochtouren daran, diese ausfindig zu machen. Alle Opfer seien Zivilisten.

Zwar hat Syrien seit Jahrzehnten keinen Anschlag dieses Ausmaßes mehr erlebt, allerdings gab es in diesem Jahr bereits zwei politische Morde. Im Februar fiel der einstige Hisbollah-Sicherheitschef Imad Mughnijah in Damaskus einer Autobombe zum Opfer. Spekuliert wurde damals, ob Israel dahinter steckte, ob es sich um einen Machtkampf innerhalb der Hisbollah handelte oder ob Mughnijah in Damaskus in Ungnade gefallen war.

Im August gab es erneut Anlass für Spekulationen, als Brigadegeneral Muhammad Suleiman in der Nähe der Hafenstadt Tartus von einem Scharfschützen erschossen wurde. Der enge Sicherheitsberater des syrischen Präsidenten Baschar Assad war ausgerechnet der Verbindungsoffizier zwischen der Regierung in Damaskus und den Inspektoren der UN-Atomenergiebehörde, die dem Verdacht nachgingen, Syrien könnte sein eigenes Atomprogramm entwickeln.

Erst am vergangenen Freitag äußerte sich ein sichtlich verärgerter Mohammad El-Baradei, Chef der UN-Behörde in Wien, dazu. Der Mord an Suleiman werde die Untersuchungen ernsthaft verzögern, verkündete er.

Auch der Anschlag vom Wochenende löste intensive Spekulationen aus. Am Ort des Geschehens leben viele irakische Flüchtlinge. Werden also jetzt auch in Syrien die irakischen Streitigkeiten ausgetragen? "Unglücklicherweise hat der US-Antiterrorkrieg den Terror nur weiter verbreitet", erklärte der syrische Außenminister Walid Muallem dazu. In unmittelbarer Nähe des Anschlagsorts befindet sich ein Posten des Geheimdienstes, der sich gern militanter Islamisten annimmt.

Steckt also eine solche Gruppe dahinter? Gerätselt wird auch, ob der Anschlag mit einer schärferen Kontrolle der Schmuggelwege in den Libanon in Zusammenhang stehen könnte. Die syrischen Truppen wurden dort vor wenigen Tagen verstärkt.

Für den im Exil lebenden Chef der in Syrien verbotenen Muslimbrüder gibt es zwei Optionen. Es könnte sich um eine extremistische Gruppe handeln oder um einen Machtkampf innerhalb des Sicherheitsapparats, glaubt Sadreddin Bayanuni. "Der Sicherheitsapparat hat seine eigenen Terrorgruppen gegründet und in die Nachbarländer Irak und Syrien entsandt", spekuliert er: "Vielleicht sind einige von denen jetzt außer Kontrolle geraten". KARIM EL-GAWHARY

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.