: Autobahnpläne für den Papierkorb
A20: Erste Bewertung der Trassen sieht wenig Bedarf für Hamburg-Umfahrung im Kreis Stade. Bürgerinitiative gegen Westtrasse fordert Planungsstopp. Harburger SPD will die A26 statt der Ortsumgehung Finkenwerder
von GERNOT KNÖDLER
Der Bau einer Autobahn westlich um Hamburg herum würde sich auf niedersächsischem Gebiet kaum lohnen. Zu diesem Ergebnis sind Untersuchungen der Trassenvarianten für den Bundesverkehrswegeplan gekommen, welche die Bundesregierung jetzt den Ländern vorgelegt hat. Die Bürgerinitiative gegen den Bau der Westtrasse A20 hat von Niedersachsens Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel (SPD) deshalb verlangt, er solle die „offensichtlich sinnlosen“ Planungen für A20 und A22 im Kreis Stade stoppen. „Tragen Sie mit einem klaren Wort zur Beruhigung der Bevölkerung bei“, bat BI-Sprecherin Patricia Hager.
Der Nutzen der Autobahn A26 durch das Alte Land ist im Ergebnis der Untersuchung dagegen deutlich zu erkennen. Weil sie nach den jüngsten Äußerungen von Senatsmitgliedern bereits 2010 fertig sein soll, hat die Harburger SPD den Senat aufgefordert, er möge auf den Bau der Ortsumgehung Finkenwerder verzichten.
Die im Stader Raum geplante Hamburg-Umgehung ist die Verlängerung der Ostseeautobahn A20, die bis kurz vor Lübeck fertiggestellt ist. In weitem Bogen soll sie nordwestlich um Hamburg herum geführt werden und nach den Vorstellungen der Landesregierungen von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen die Elbe bei Glückstadt unterqueren. Von dort aus würde sie an die A26 angeschlossen und bei Heidenau oder Zeven mit der A1 verbunden. Ein Alptraum der Inititiative gegen die Westtrasse wäre eine zusätzliche Abzweigung Richtung Bremerhaven als „Küstenautobahn“ A22. Die Flächenländer versprechen sich von den Projekten eine Belebung des platten Landes.
Die Westtrassen-Initiative verbreitete die Ergebnisse der Trassenuntersuchungen mit größter Genugtuung, weil nur eine Variante der Westtrasse knapp ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von Faktor 3 erreicht. Nach dem alten Bundesverkehrswegeplan ist das die Voraussetzung dafür, dass ein Projekt überhaupt in den „vordringlichen Bedarf“ aufgenommen wird und somit Realisierungschanchen hat. Er wird von der rot-grünen Bundesregierung derzeit komplett überarbeitet und wohl erst in der kommenden Legislaturperiode verabschiedet.
Nach Informationen, die die Bürgerinitiative veröffentlichte, erreichte die A20-Variante mit einer Elb-Querung bei Grünendeich über die A26 nach Apensen und Hollenstedt mit 3,1 das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis, gefolgt von einer Glückstadt-Variante von Drochtersen über Himmelpforten und Bremervörde nach Zeven. Alle anderen Varianten bis auf eine wären dem mittleren Bedarf zuzurechnen.
Diese Bewertung muss nach Auskunft des Bundesverkehrsministeriums allerdings noch von den Ländern auf Fehlerhaftigkeit und Plausibilität geprüft werden. Außerdem wird sie auf Veranlassung von Rot-Grün um eine „Umweltrisikoeinschätzung“ (URE) und eine „Raumwirkungsanalyse“ (RWA) ergänzt, bei der es um die Erreichbarkeit von Gebieten und die Entlastung anderer Verkehrskorridore geht.
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