Autobahn-Ausbau: Grüne sehen A 100 in der Sackgasse
Ein Gutachten im Auftrag der Grünen listet eine Reihe von Mängeln bei den Planungen zum Ausbau der Autobahn auf.
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Die Gegner des Ausbaus der A100 sehen sich seit Freitag durch ein neues Gutachten gestärkt. Die von den Grünen in Auftrag gegebene Arbeit der Marburger Fachagentur RegioConsult, die sich mit Verkehrs-und Umweltmanagement beschäftigt, findet in den bislang vorliegenden Planungsunterlagen eine Reihe von Mängeln. "Aufgrund der bisherigen Sichtung der Unterlagen ist das Projekt aus fachlicher Sicht nicht genehmigungsfähig", sagte Projektleiter Wulf Hahn der taz.
Im Zentrum der Kritik steht der Verkehrsknotenpunkt Elsenbrücke. Schon heute ist nach Angaben der Gutachter die Belastung höher als die Kapazität. "Der Verkehr soll in Zukunft noch zunehmen", so Hahn. Er bezeichnet die Planung daher als "nicht funktionsfähig". Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Claudia Hämmerling, ergänzte: "Der Senat will das Verkehrsaufkommen durch ein nicht näher erklärtes Konzept reduzieren." Wenn eine Entlastung in Zukunft machbar wäre, müsste sie doch auch heute schon möglich sein, argumentiert sie.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht an der Elsenbrücke derzeit noch keinen Handlungsbedarf. Wenn der Verkehr an dem Knotenpunkt mit dem Ausbau zunehme, solle der Verkehrsfluss über Ampelschaltungen so reguliert werden, dass möglichst wenig Stau entstehe, so ein Sprecher.
Eine zweite zentrale Kritik der Gutachter bezieht sich auf das Zusammenspiel zwischen dem aktuell geplanten 16. und dem für später geplanten 17. Bauabschnitt. Es sei ständige Rechtsprechung, dass der zunächst geplante Bauabschnitt auch ohne den darauf folgenden funktionieren müsse, erklärte Hahn. Das sei aber nicht gegeben. Im Gegenteil: Selbst der Senat verweise darauf, dass sich eine volle Entlastung erst mit dem 17. Bauabschnitt einstelle, so Hahn.
Neben weiteren Aspekten zu Umweltschutz und Verkehrsführung bemängeln die Gutachter zudem, dass im Vorfeld nicht alle Varianten für den Trassenverlauf untersucht wurden. Eine Möglichkeit, eine Trasse in Tunnellage zu bauen, sei zu früh verworfen worden, weil bei ihr eine zu starke Steigung vorgesehen war. Hämmerling kritisierte, man hätte hier eine realistische Steigung berechnen müssen, was zwar im Ergebnis teurer gewesen wäre, aber eine Abwägung zwischen den Kosten und dem Wohl der Anwohner ermöglicht hätte. "Das werden wir beanstanden und fordern, dass es der Senat noch mal macht."
Die Grünen wollen nun mithilfe des Gutachtens Argumente formulieren, die Betroffene als Einwände vorbringen können. Sobald sämtliche Planungsunterlagen vorliegen, soll es zudem ein Folgegutachten geben. Die Bürgerinitiative gegen den Autobahnausbau und der Bund für Umwelt und Naturschutz rufen derweil für Samstag zu einem symbolischen Trauermarsch auf - für die Platanen und alle anderen Bäume, die der Autobahn weichen sollen.
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