Auto rast in Demonstration in München: Fast 30 Verletzte – Söder und Faeser sprechen von Anschlag
In München ist ein Auto in eine Ver.di-Demonstration gefahren. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus, tatverdächtig ist ein afghanischer Flüchtling.
Der Zwischenfall ereignete sich in der Münchner Innenstadt im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Fotos vom Tatort zeigten einen demolierten Mini Cooper und zahlreiche Rettungsfahrzeuge. Auch Hubschrauber waren im Einsatz.
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich offenbar um den afghanischen Staatsbürger Farhad N. Der Spiegel berichtet, der Tatverdächtige habe in der Vergangenheit islamistische Posts abgesetzt. Gesichert ist, dass er 2016 nach Deutschland kam, sein Asylantrag wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aber abgelehnt, zuletzt soll er mit einer Duldung hier gelebt haben. Das BAMF wollte sich auf taz Anfrage zunächst nicht zu dem Fall äußern.
Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte der taz am Donnerstag, dass die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus die Ermittlungen übernommen hat. Es gebe „Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund“ der Tat. Zu möglichen islamistischen Posts des Verdächtigen sagte der Sprecher nichts. Die Bundesanwaltschaft in Berlin hat den Fall bisher noch nicht an sich gezogen.
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Donnerstagnachmittag knapp zu dem Vorfall, den er als „furchtbar“ bezeichnete. Zum Täter sagte er: „Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen.“ Die Bundesregierung plane weitere Abschiebeflüge nach Afghanistan. Bundesinnenministerin Faeser hatte schon am frühen Donnerstagnachmittag gesagt: „Wir haben die Gesetze für die Ausweisung von Gewalttätern und für mehr Abschiebungen massiv verschärft, jetzt müssen sie mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.“ Als einziger Staat in Europa schiebe Deutschland nach Afghanistan ab. „Wir werden das weiter tun.“
Bayerns Ministerpräsident Söder stellte den Vorfall in eine Reihe mit ähnlichen vorangegangen Taten in Aschaffenburg und Magdeburg: „Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen und Betroffenheit zeigen.“ Und weiter: „Es reicht einfach“. In Magdeburg hatte ein wohl psychisch kranker Staatsbürger Saudi-Arabiens ein Auto in einen Weihnachtsmarkt gelenkt. Sechs Menschen starben, viele andere wurden verletzt. In Aschaffenburg hatte ein Asylbewerber aus Afghanistan ein Kleinkind und einen Erwachsenen erstochen und zwei weitere Personen verletzt. Danach hatte die Union erstmals mit der AfD im Bundestag zusammengearbeitet und in einem Antrag gefordert, gar keine Geflüchteten mehr aufzunehmen.
Die getroffene Menschenmenge in München war ein Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi im Zusammenhang mit einem Warnstreik der Erzieher*innen. Angemeldet waren 2.500 Teilnehmer*innen. Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke sagte: „Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von ver.di-Kolleginnen und Kollegen.“ Er dankte den Sicherheits- und Rettungskräften. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) drückte den Opfern sein Mitgefühl aus.
Der Vorfall wirft auch Fragen zum Vorgehen der Polizei auf. In München gilt derzeit eine erhöhte Alarmbereitschaft wegen der bis zum Wochenende dauernden Münchner Sicherheitskonferenz, zu der zahlreiche ranghohe Politiker aus aller Welt erwartet werden. Auch die Verdi-Demonstration wurde von mehreren Polizeiwagen begleitet. Dem Täter fuhr offenbar einige Zeit hinter einem Polizeiwagen her. Dann beschleunigte er und fuhr in die Menge.
Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert, zuletzt am 13.02.2025 um 15:15 Uhr. d. R.
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