piwik no script img

Ausweise jetzt auch mit FingerabdruckE-Pass der zweiten Stufe

Die neue Generation der Reisepässe speichert nun auch biometrische Fingerabdrücke. Die Bundesdruckerei zeigt, wie die Pässe entstehen.

Große Widerstände gegen den elektronischen Fingerabdruck im Pass erwartet man in der Bundesdruckerei nicht. Bild: dpa

Thomas Prinzler schaut angestrengt unangestrengt. Ein neutraler Gesichtsausdruck sei wichtig, hatte man ihm gesagt. Es blitzt. Auf dem Bildschirm erscheint sein Gesicht. Auf dem Foto spiegelt sich das Licht in einem Brillenglas, ein Ohr ist verdeckt. Ein kleiner roter Punkt in der rechten unteren Ecke zeigt an, dass das Bild so nicht verwertbar ist. "Wir übernehmen es trotzdem", sagt Joachim Küter. Denn der Leiter Produktmarketing bei der Bundesdruckerei will demonstrieren, wie eine neue Generation Reisepässe entsteht.

Seit 2005 sind in deutschen Pässen Chips eingebaut, die persönliche Daten wie die Staatsangehörigkeit und das Geburtsdatum sowie ein Foto des Inhabers speichert. Ab 1. November wird dort auch der Abdruck beider Zeigefinger vermerkt sein. Damit setzt die Bundesregierung eine Verordnung der Europäischen Union vom Dezember 2004 um. Im Showroom der Berliner Bundesdruckerei demonstriert Küter wie das konkret aussieht.

Der Raum ist so grau wie der Bildschirm, vor dem Küter steht. Einziger Farbtupfer ist der gelbe Türrahmen des Notausgangs. Prinzler blickt auf ein kleines schwarzes Kästchen. Dort soll er seinen Fingerabdruck einlesen lassen. 2,5 Minuten dauert das im Schnitt. Am Ende hält Prinzler den Pass der Bundesdruckerei in den Händen. Ein letzter Gang führt ihn zum Lesegerät. Das baut eine verschlüsselte Verbindung zum Chip in Prinzlers Reisepass auf und zeigt Foto, Fingerabdruck, Familienname auf einem Display an.

Die neuen Pässe sollen für weltweit gleiche Standards sorgen, die dann wiederum die Kontrollen erleichtern. Und sie sollen Fälschungen verhindern. "Die deutschen Dokumente zählen schon zu den fälschungssichersten der Welt", sagt der Direktor für Informationstechnologie im Innenministerium, Martin Schallbruch. Von einigen europäischen Ländern habe man das aber nicht sagen können. "Mit der Einführung der Chips wird ein europaweiter Standard erreicht, der noch über dem deutschen Niveau liegt." Damit könne die Sicherheit der Schengen-Außengrenzen langfristig erhöht werden. Da die alten Pässe ihre Gültigkeit nicht verlieren, wird es allerdings noch zehn Jahre dauern, bis alle Dokumente mit dem System ausgestattet sind.

Schon heute besitzen 4,3 Millionen Deutsche einen Reisepass mit Chip. Dass darauf nun auch ihr Fingerabdruck gespeichert wird, werden die Bürger als Tatsache annehmen, erwartet Schallbruch. Das zeige ein Feldversuch in 28 Passbehörden, in denen schon Abdrücke genommen wurden. "Wir waren überrascht, wie reibungslos das verlief." Anders als das Foto des Passinhabers werden die Meldeämter die Fingerabdrücke nicht speichern. "Sie werden nach der Produktion des Passes vernichtet", sagte Schallbruch.

Der Umgang mit biometrischen Daten benötige entsprechende Sicherheitsmechanismen, ergänzt Cord Bartels, Manager bei NXP Semiconductors. Das Unternehmen stellt Chips für Pässe her. Damit überhaupt Daten übermittelt werden, darf das Lesegerät maximal zehn Zentimeter vom Chip entfernt sein. Der Reisepass selbst sendet keine Informationen aus. Zudem werden die Informationen verschlüsselt übertragen. "Der Pass kann gar nicht unbemerkt gelesen werden", sagt Matthias Merx, Leiter Systemhaus der Bundesdruckerei.

Bis Ende des Jahres, schätzen die Experten, werden die Bürger von rund 40 Staaten, darunter Japaner und US-Amerikaner, mit standardisierten Pässe inklusive eingebauten Chips reisen. In Europa, wo viele Menschen eher den Personalausweis als den Reisepass bei sich tragen, beginnt man außerdem, auch die Identifikationskarten mit elektronischen Daten zu versehen. Die Italiener haben dies schon 2006 eingeführt, Spanien beginnt 2008 mit einer Pilotphase. In Deutschland, Großbritannien und Frankreich laufen die Planungen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!