Auswanderermuseum eröffnet neu: Einwanderer museumsreif

Migrationsgeschichte insgesamt: Das Auswandererhaus Bremerhaven eröffnet neu.

Der Neubau des Auswandererhauses, ein weißer Klotz

Bildhaft: An der neuen Museumsfassade hängen Portraits von Ein- und Auswanderern Foto: Michael Bahlo/dpa

BERLIN taz | Diese kleine Großstadt zwischen Weser, Nordsee und angrenzenden Mooren ist ja nicht gerade der Hotspot des zeitgenössischen Geschehens gleich welcher Art: Bremerhaven? Eine No-go-Area für alle, die noch was im Leben wollen, hieß es.

Das hat sich inzwischen geändert. Okay, einst blühten Schiffs- und Fisch­industrie, prägten diese marine Ansiedlung, brachten so etwas wie Wohlstand. Außerdem war diese Stadt der erste deutsche Flecken, den die Rock-’n’-Roll-Legende Elvis Presley am 1. Oktober 1958 sah, als er seinen Militärdienst antrat.

Lange ist das her, sehr lange – aber Bremerhaven hat offenkundig viel getan, um sich wieder ins Gespräch zu bringen, und dazu gehört unbedingt das Deutsche Auswandererhaus direkt an der Weser, hübsch gelegen im Hafenviertel mit seinem auch bei Kindern beliebten Klimahaus, auch nah am wegen eines schwulen Pinguinelternpaares mal über die Stadt hinaus bekannt gewordenen Zoos: Dieses Auswanderer- ist auch ein Einwandererhaus – und es wird am Samstag wiedereröffnet, „feierlich“, wie es heißt.

Und zwar mit einem neuen, hellen Gebäude, das auf 3.340 Quadratmetern eine neue Dauerausstellung zeigt. Alles ist neu geordnet, angerichtet – wer am Sonntag, wenn alles auch für das Publikum geöffnet ist, hingeht, wird die letzten Spuren der handwerkerischen Leistungen fast noch riechen können.

Antirassitischer Blick

Alles in letzter Minute: Das deutet auf intensive Arbeit hin. Um Migrationsgeschichte insgesamt geht es, der der Deutschen in die USA, nach Lateinamerika und sonst wohin, aber eben auch und besonders stark antirassistisch orientiert, im Hinblick auf alle Menschen, für die Deutschland zur neuen Heimat wurde.

Die Einwanderergeschichte wird aus besonders stark antirassistischem Blickwinkel präsentiert

Man kann viele von ihnen auch hören: Menschen, die den Ku­ra­to­r*in­nen des neuen Deutschen Auswandererhauses ein Oral-History-Gespräch wert waren – und deren Geschichten sind wie so oft spannend und berührend. Viele neue Objekte wurden gesammelt und zur Ausstellung gebracht, etwa eine Kollektion von Kinderwagen.

In einem Raum, der „Critical Thinking Station“ heißt, werden die Debatten der vergangenen Jahrzehnte um Migration nachgezeichnet, auch die buchstäblich unselige Aktion der CDU gegen die migrationsfreundliche Politik der rot-grünen Bundesregierung 1998.

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) sagt nun zum neuen Auswandererhaus mit Stolz: „Wir waren die Ersten, wir bleiben die Besten.“ Heißt: Es gibt ja noch andere Museen und Orte, die in Deutschland sich museal mit Migration beschäftigen, aber dieser Ort hat nun für den Neubau wie für die Kuration der neuen Ausstellungsteile Jahre gebraucht, zuletzt war er coronabedingt ohnehin geschlossen: Man spornt sich weiter an. Gut so. Sehr sehenswert, das alles!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.