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Australischer TV-Spot zu MenstruationWir wollen Blut sehen

In Australien wird in einem Werbespot für Binden erstmals Blut gezeigt. Die vielen Beschwerden zeigen, wie stigmatisiert Menstruation noch immer ist.

Blut auf einer Binde? „Igitt“, denken einige, dabei ist es die Regel Foto: Screenshot Youtube

Aus einem Reagenzglas tropft dunkelrotes Blut. Eine Frau steht unter der Dusche, etwas Blut vermischt sich mit den Wassertropfen auf ihrer Haut und läuft den Oberschenkel herunter. Hände, die sich vor Schmerzen in die Oberschenkel oder die Bettkante krallen – diese Szenen stammen nicht aus dem neusten Tarantino-Film, sondern aus einem australischen TV-Werbespot für Binden der Marke Libra, der Frauen während ihrer Menstruation zeigt. Er ist eine Anlehnung an die Kampagne #BloodNormal, die 2017 von der Schwesterfirma Essity in Großbritannien gestartet wurde.

Als in einer Szene ein Mädchen auf der Toilette ihre Binde austauscht, sieht man erst ein verpixeltes Bild bevor das Blut darunter sichtbar wird. Darüber steht geschrieben: „Warum ist es inakzeptabel, Periodenblut zu zeigen?“ Am Schluss der Appell: „Perioden sind normal, sie zu zeigen, sollte das auch sein.“

Das sahen einige der Zuschauer*innen jedoch anders. Seit der TV-Premiere erreichten die australische Regulierungsbehörde 600 Zuschriften mit Beschwerden über den „widerlichen“ und „erniedrigenden“ Werbespot. Er zwinge Eltern, ihren Kindern eine Erklärung abzugeben.

Außerdem sei es zu jeder Tageszeit falsch, Mädchen blutend zu zeigen, so die Kritik. Kriegsfilme, Actionthriller und Rumgeballer scheinen eine Ausnahme zu sein, da ist es völlig in Ordnung, blutende Mädchen als Opfer von meist körperlicher und sexualisierter Gewalt zu zeigen – gern auch während der Primetime. Aber Blut auf der Binde? Oder ein roter Tampon? Das geht vielen scheinbar zu weit.

Die australische Regulierungsbehörde sah das glücklicherweise anders und wies alle Beschwerden ab. Mit der Begründung, dass der Spot die Gleichstellung und Enttabuisierung der Menstruation fördere. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack.

Denn obwohl es mittlerweile zahlreiche Aktionen, Bücher und Kunstwerke gibt, die dem Stigma Menstruation etwas entgegensetzen wollen, zeigen die Reaktionen, dass es noch nicht abgebaut ist. Frauen tauschen Tampons aus, als würden sie mit Drogen dealen, und in der Krankmeldung werden die Unterleibsschmerzen zur Migräne. Die Menstruation ist etwas Intimes, darüber spricht man nicht – schon gar nicht im Fernsehen.

Menstruation, das heißt für viele Schmerzen im Unterleib, Pickel im Gesicht und Blut in der Unterhose. Und zwar rot oder braun, nicht hellblau oder violett. Wie sollen Mädchen und Frauen einen selbstbewussten Umgang mit ihrem Körper und ihrer Menstruation kennenlernen, wenn diese in der Werbung aus Granatapfelkernen, Glitzerpailletten oder babyblauer Farbe besteht?

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1 Kommentar

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  • "Er zwinge Eltern, ihren Kindern eine Erklärung abzugeben." Na dann mal los! Wenn die Kinder dafür noch zu jung sind, haben sie vor der Glotze eh nicht viel verloren. Vor den Werbeblöcken erst recht nicht.