Australischer Geheimdienst gehackt: Die Spur soll nach China führen
Hacker aus China sollen sich die Baupläne der neuen Geheimdienstzentrale in Canberra beschafft haben. Das australische Außenministerium schweigt zu dem Vorfall.
SYDNEY afp/ap | Peinliche Schlappe für den //researchers.anu.edu.au/researchers/ball-dj:australischen Geheimdienst: Chinesische Hacker haben sich offenbar die Baupläne für die neue Zentrale in Canberra besorgt. Bei einem Cyberangriff von einem chinesischen Server aus sei auf Daten über die Verkabelung des riesigen Gebäudes, über die Raumanordnung und Ausstattung mit Informationstechnik zugegriffen worden, berichtete der australische Sender ABC am Dienstag.
Außenminister Bob Carr sagte, die Regierung sei von den „Spekulationen“ nicht überrascht. Eine Stellungnahme, ob er Peking für den mutmaßlichen Hackerangriff verantwortlich mache, lehnte er ab. Ministerpräsidentin Julia Gillard sprach von „unbegründeten Berichten“.
Laut der ABC-Enthüllungen wurde auf die Dokumente von einer Firma zugegriffen, die beim Bau der Geheimdienstzentrale beteiligt war. Sicherheitsexperten mutmaßten in der Sendung, die Cyberattacke sei für eine Kostenexplosion und für die Verzögerung der eigentlich für April geplanten Gebäudeeröffnung verantwortlich.
Der Neubau der //researchers.anu.edu.au/researchers/ball-dj:Australian Security Intelligence Organization (ASIO) soll umgerechnet rund 470 Millionen Euro kosten und rund 1.800 Mitarbeitern Platz bieten. Der Umzug ist für dieses Jahr geplant.
Aus den Bauplänen gehe hervor, in welchen Räumen vermutlich sensible Gespräche stattfinden würden und wie man Wanzen anbringen könne, wurde der Verteidigungsexperte Desmond Ball, vom der Australian National University's Strategic and Defence Studies Centre (SDSC), zitiert.
In der jüngeren Vergangenheit häuften sich Berichte über aus Peking gesteuerte Hackerangriffe. 2011 wurden angeblich die Computer des australischen Regierungschefs, des Außen- und des Verteidigungsministers ausspioniert, auch dahinter sollen Chinesen gesteckt haben.
Wegen des Verdachts auf Industriespionage wurde der chinesische Telekomgigant Huawei 2012 vom Bieterwettbewerb für die Breitbandversorgung ausgeschlossen. In diesem Jahr wurde das Computersystem der australischen Notenbank gehackt, was von einigen Experten auf eine Infizierung durch eine Spionagesoftware aus China zurückgeführt wurde.
Außenminister Carr bemühte sich, die Tragweite der neuen Berichte herunterzuspielen. Die Spekulationen hätten „absolut keine Auswirkungen auf eine strategische Partnerschaft“ mit Peking. „Wir haben mit China enorme Kooperationsfelder“, sagte der Chefdiplomat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten