Austausch über sexuelle Vorlieben: Erst reden, dann erleben
Die Anbahnung sexuellen Kontakts ist bei allen Spielarten eine Kunst der einvernehmlichen Kommunikation. Das gilt nicht zuletzt für BDSM.
E s ist Frühling, und vielleicht sind Sie dabei, sich zu verlieben? Kann doch nicht sein, dass sich alle grade bloß auf die Nerven gehen. Eben noch hab ich über ein Paar gelesen, das durch die Isolation erst zum Paar wurde. Süß! Vielleicht verlieben Sie sich auch neu in eine langjährige Partner*in, mit der Sie trotz gleicher Meldeadresse zuletzt nur noch sporadisch gewhatsappt hatten. Doppelt süß. Eines ist jedenfalls wichtig beim Kennenlernen: Früher oder später werden Sie Ihre sexuellen Vorlieben abstimmen. Sind wir beide kinky? Sind wir kink-kompatibel? Fünf Varianten für die Klärung in der Anbahnung.
Die „Tür ins Haus“. Bei Ihnen steht SM ganz vorn im Datingprofil? Gasmaske hängt an der Garderobe? Sie laufen in Fetischklamotten zum Bäcker? Sie brauchen diesen Ratgeber nicht. Seien Sie einfach lieb und nicht arrogant, wenn Sie jemandem aus der Blümchengemeinde begegnen.
Die „Subtile Tür ins Haus“. Sie lassen „aus Versehen“ eine Bondage-Webseite gut sichtbar geöffnet, wenn Ihr Date zu Besuch kommt. Oder ein Halsband auf der Kommode liegen. Die Kitzelfeder auf dem Nachttisch. Vorteil: Sie lassen Ihr Date entscheiden, ob sie*er das Gesprächsangebot aufgreift oder ignoriert. Unverbindlich und classy. Nachteil: Kommt schnell als inszeniert oder schmierig rüber.
Die „Nonverbale“. Irgendwann wird es körperlich. Früher oder später, je nach persönlichem Komfort. Testen Sie vorsichtig, wie Ihr Date auf bestimmte Berührungen reagiert. Fingernägel über die Haut, leichte Klapse, angedeuteter Griff nach dem Hals. Bekommen Sie zustimmende Signale, tasten Sie sich vor. Wenn nicht – klar: aufhören! Spätestens dann müssen Sie verbal klären, wo die Grenzen sind.
Die „Große Ansprache“. Das ist die, wo Sie sich hinsetzen, ernst gucken, die Hände falten und „dir mal was sagen“ müssen. Wo Sie sich offenbaren, mit Gravitas, über Ihre Lust – und am Ende versichern, dass das „aber alles kein Muss ist“. Vorteil: Kann man proben. Nachteil: Sie schulden niemandem eine Haftungsausschlusserklärung. Niemand hat das Recht, davon auszugehen, dass Sie vanilla sind. Und selbstverständlich ist Ihr Begehren ein „Muss“. Wer mit Ihnen sein will, muss sich zumindest ernsthaft mit dem befassen, was Sie anmacht.
Die „Beiläufige“. „Ich war grad meine Freundin am fesseln, da ruft meine Schwester an...“ Elegant eingeflochten, nicht weiter beachtet. Souverän und cool – wirkt es auf die einen. Pretentious womöglich auf die anderen. Sie dürfen es nicht bewusst machen, sonst wirkt es gewollt. Wenn Sie jedoch tatsächlich eine entspannte Einstellung zu Kinks haben, dann wird es von allein passieren.
Entscheidend ist: Sie verlangen nicht zu viel, wenn Sie anderes wollen als Blümchen. Ihr Date kann sich freuen, dass Sie offen sind. Er*sie muss gar nichts machen, aber schon zuhören. Sonst: next. All das gilt nicht bloß für Kinks, sondern für alles, was Sie bei sich als Klärungssache wahrnehmen. Schönes Verlieben!
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