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Ausstellungsempfehlung für BerlinKonkrete Präsenz

Im KW werden 20 präparierte Pianos aus dem Archivio Conz zur Bühne von Performances. Die taz sprach mit einer der darstellenden Künstler:innen.

Ein wohlpräpariertes Klavier: Rasa Todosijevic, Ohne Titel, 2004, Courtesy Archivio Conz, Berlin Foto: Giorgia Palmisano
Sophie Jung
Interview von Sophie Jung

Aristokrat, Schaufenstergestalter, Angestellter des britischen Kurzweil-Königs Edward VIII. oder Verleger von grandiosen Buchtiteln wie „Zehn bis zwölf (und wenn man richtig liest Alle) Hirnrezepte gross und sehr schräg geschrieben“ – Francesco Conz (1935–2010) war eine schillernde Figur.

Und er sammelte Kunst. 3.000 Objekte des Fluxus, des Wiener Aktionismus oder der Konkreten Poesie legte er zu einem ganzen Archiv einer Avantgarde der 1970er Jahre zusammen. Sie verstaubten nach seinem Tod zunächst in einem Berliner Lagerraum, bis die zwei Galeristen Stefania Palumbo und Gigiotto Del Vecchio die Sammlung mit vereinzelten Ausstellungen wiederbelebten.

Zur Ausstellung

Broken Sounds / Remote Music—Prepared Pianos from the Archivio Conz Collection. Bis 19. Januar, tgl. 11-19 Uhr; Performances tgl., Info unter www.kw-berlin.de, Auguststr. 69

So auch die nächsten Tage: 20 präparierte Klaviere aus dem Archivio Conz werden in der Halle der KW aufgestellt. Nicht nur als museale Objekte von Künstler:innen wie Dorothy Iannone oder Nam June Paik, sondern als Gegenstände der Aktion. Belebt werden sie in Performances von Philipp Sollmann, Charlemagne Palestine oder Nina Kurtela (s.u.). Letztere will in ihrer Choreografie eine konkrete Präsenz der Zuschauer:innen inmitten einer Kunst hervorrufen, die diese schon einmal vor fünfzig Jahren einforderte.

Einblick 807: Nina Kurtela, Bildende Künstlerin & Tänzerin

taz: Nina, welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Nina Kurtela: Es ist schon eine ganze Weile her, aber Covered in Time and History: The Films of Ana Mendieta im Gropius-Bau hat mich definitiv berührt.

Bild: Sanjin Kaštelan
Im Interview: 

Nina Kurtela (1981, Zaghreb) greift in ihren meist ortsspezifischen Videoarbeiten, Installationen, Performances und Choreografien die Motive von Dauer und Wiederholung auf. So auch bei ihrer Darbietung 24 Moments, die sie jetzt im Rahmen von Broken Sounds des Archivio Conz (s. o.) vorstellen wird. Kurtela, die seit 2007 in Berlin wohnt, hinterfragt in ihrer grenzüberschreitenden Praxis unsere Vorstellungen von immaterieller Arbeit, Identität, Zugehörigkeit und Heimat. Ihre Projekte werden international in verschiedenen Kontexten präsentiert - in Museen und Galerien, bei Theater- und Tanzfestivals und im öffentlichen Raum. Kurtela ist Mitbegründerin der Kunstplattform Jagoda aus Zaghreb.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Ich habe mich in letzter Zeit nicht viel mit Clubs und Ausgehen beschäftigt, aber bis heute ist die Reihe 3am, die von 2014–2018 alle paar Monate im Flutgraben stattfand, meine absolute Lieblingsparty in Berlin gewesen.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Das letzte Buch, das ich wirklich gerne gelesen habe, war „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon. Gerade hole ich wieder den Klassiker „Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation“ von Silvia Federici hervor. Aber meine größte Entdeckung im letzten Jahr war die junge, in Kroatien geborene Dichterin Monika Herceg.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ich arbeite an dem Künstlerbuch „The Wall in Art“ (Arbeitstitel!) zusammen mit eben jener Monika Herceg, der Forscherin Ana Ofak und der Gestalterin Rafaela Dražić. Von 2014–2017 besuchte ich fast 300 Berliner Kunsträume und fotografierte Fragmente von ihren Wänden. Das Buch wird aus einem Archiv mit fast 300 dieser digitalen Fotos bestehen. Es geht dabei auch um theoretische Aspekte, um Mauern oder Wände in der Politik, der Wirtschaft, ihre soziologische und kulturelle Implikation in Berlin, aber auch die Mauer als globales Phänomen in einer Ära, in der der Nationalismus zur neuen Norm wurde.

tazPlan

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz

Welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Meine morgendliche Routine ist mir wichtig. Am meisten genieße ich es, nach der Übungsroutine einen Kaffee zu trinken und in Ruhe über den anstehenden und die kommenden Tage nachzudenken, bevor Alltagsbusiness und Chaos wieder die Macht übernehmen. Aber das gelingt mir nur im Idealfall.

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