Ausstellungsempfehlung für Berlin: Das Denken, ein endloser Loop
Immer im Kreis herum geht es in der Ausstellung von Isabella Fürnkäs, die gerade bei Italic zu sehen ist. Die taz sprach mit der Künstlerin.
Wenn man außen am Kunstraum Italic vorbeigeht, könnte man meinen, dass da tatsächlich zwei Personen drinstehen, die sich zu unterhalten versuchen. Versuchen ist der richtige Ausdruck, die Konversation der gesichtslosen Puppen, wiedergegeben von zwei Abspielgeräten, führt nämlich ins Leere. Die beiden reden aneinander vorbei.
„Ich hab Stimmen gehört / Und ich fürchte, es waren deine“, heißt es in einem Gedicht von Jil Blume, das Isabella Fürnkäs für das Infoblatt ihrer Einzelausstellung „The Loop“ ausgewählt hat. Darum geht es nämlich in der Schau, um die endlosen Schleifen des Denkens wie des Redens, in denen man doch nur um sich selbst kreist.
Für „The Loop“ hat die Künstlerin außerdem Zeichnungen aus den Jahren 2007 bis 2017 ausgewählt, was abgesehen von deren Sujets aus zweierlei Hinsicht interessant ist: Lange Zeit verstand Fürnkäs ihre Zeichnungen als Studien, behielt sie für sich. Und: Vor einem Jahr hörte sie mit dem Zeichnen auf. Manche Loops klingen also irgendwann doch aus, hallen aber auch dann noch nach.
Einblick 751: Isabella Fürnkäs
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
Isabella Fürnkäs: Angeregt hat mich Raphaela Vogels aktuelle Ausstellung in der Berlinischen Galerie, es war eine gute Inszenierung. Ansonsten war die von Archivio Conz und der Performance Agency organisierte Bootsfahrt „Between Points“ sehr gut, die Performances fanden am Ufer statt und waren überraschend. PS120 in der Potsdamer Straße ist immer einen Besuch wert. Vor allem in Wien habe ich diesen Herbst sehr viele gute Ausstellungen gesehen.
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?
Es kommt ja immer auf die DJs an, die spielen, bzw. die Partyreihe. Mir fallen in Berlin viele Clubs ein, aber ich gehe gar nicht mehr so viel aus, bzw. eher dann, wenn Freunde auflegen. Dienstags in der Olfe ist es auf jeden Fall gemütlich. Im HAU oder im Roten Salon der Volksbühne gibt es oft gute Performances, Theaterstücke oder Konzerte. In Düsseldorf kann ich den „Salon des Amateurs“ empfehlen.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Magazine lese ich ehrlich gesagt kaum noch. Ich bin in Tokio nicht mit den typischen Magazinen aufgewachsen, mein Bruder hat mir aber öfters die Spex nach Japan geschickt, die kam dann etwas später an. Shared Social Media Content von Leuten in meinen FB-Stream ist für den Alltag effizient und auch entertaining. Unglaublich gut ist „Differenz und Wiederholung“ von Deleuze, das lese ich genüsslich diesen Winter.
Isabella Fürnkäs (*1988, Tokio) lebt in Düsseldorf und Berlin. Sie studierte in Zürich, Wien, Berlin und Düsseldorf, wo sie 2018 als Meisterschülerin Andreas Gurskys ihr Diplom abschloss. In ihren Rauminstallationen, Zeichnungen, Sound- und Videoarbeiten sowie Performances verhandelt sie Themen wie Isolation, Körperlichkeit und Kommunikationsstrukturen. Sie verbindet digitale mit anarchischen Medien und hinterfragt dabei Identität, Selbstwahrnehmung und Erinnerung. Ihre Performances wurden etwa im Kölnischen Kunstverein, der Akademie der Künste der Welt Köln und der Pogobar der KW Institute for Contemporary Art Berlin gezeigt. Derzeit sind ihre Arbeiten u. a. bei Italic zu sehen.
Was ist dein nächstes Projekt?
2019 habe ich erst mal eine sechsmonatige Residenz in Tel Aviv, von Januar bis Juni. Danach ist der Plan, mein Atelier endlich auszubauen und besser zu strukturieren. Ansonsten hoffe ich auf viele Freiräume für Freunde und Familie und viel richtig genutzte Zeit.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
I-Phone-Notes, Plateauschuhe und mein Bett.
Dieser Text erscheint im taz Plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer donnerstags in der Printausgabe der taz.