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Ausstellungsempfehlung für BerlinWenn Bildern Haare wachsen

Marlon Wobst hat ein neues Material für sich entdeckt: Wollfilz. Zu sehen gibt es diese Bilder bei Schwarz Contemporary. Die taz sprach mit dem Künstler.

Marlon Wobst, „Haare“, 2018. Installationsansicht bei Schwarz Contemporary Foto: def image, Courtesy: SCHWARZ CONTEMPORARY
Beate Scheder
Interview von Beate Scheder

Wenn einer wie Marlon Wobst seiner jüngsten Einzelausstellung bei Schwarz Contemporary den Titel „Haare“ gibt, ist man versucht, selbige weniger auf Köpfen denn auf Körpern zu suchen. Menschliche Körper, oft gänzlich entblößte, gehören schließlich zu den liebsten Sujets des Berliner Malers.

Wobst zeigt sie ungeschönt beim Sex, Sonnenbad oder Sport, wobei sie dann in der Regel funktional bekleidet sind, sowie in allerlei mitunter merkwürdigen oder auch albernen Posen, wie sie Körper nun einmal hin und wieder einnehmen.

In Wirklichkeit beziehen sich die „Haare“ jedoch auf das Material der Arbeiten, denn der Wollfilz aus dem Bastelbedarf, den Wobst kürzlich für sich entdeckte, besteht bekanntlich aus kuschelig weichem, unentwirrbar verwickeltem Tierhaar.

Die Art und Weise, wie der Künstler damit in fröhlicher Unverfrorenheit arbeitet, erinnert durchaus an jene anthroposophisch angehauchten Püppchen oder Kissenbezüge, die auf Kunsthandwerkermärkten angeboten werden, was den eigenwilligen Humor der Bilder nur noch verstärkt.

Die Ausstellung

Schwarz Contemporary,

Sanderstr. 28,

mittwochs bis samstags 12–18 Uhr,

bis 30. September

Auf die Spitze treibt Wobst diesen im größten der Filzbilder. Es handelt sich um die Reproduktion eines zufällig gefundenen Einkaufszettels, den man sich nicht besser ausdenken könnte: „Kaffe Kaffe Wasser Sahne Schnaps Kaffesahne“.

Mit der Ausstellung ist Schwarz Contemporary für den VBKI-Preis Berliner Galerien nominiert, der zur Art Week verliehen wird.

Einblick 740: Marlon Wobst, Maler

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Bild: Holger Niehaus
Im Interview: 

Marlon Wobst ist 1980 in Wiesbaden geboren und studierte an der Akademie für Bildende Künste in Mainz sowie der Universität der Künste in Berlin, wo er Meisterschüler bei Robert Lucander war. Seine Malerei stellt er regelmäßig in seinen Galerien in Berlin, Paris und Kopenhagen aus. Institutionelle Ausstellungen hatte er unter anderem im Kunstverein Siegen (2018), in der Nordheimer Scheune in Nordheim bei Heilbronn (2017) und in der Kunsthal Charlottenborg in Kopenhagen (2016). Seine aktuelle Einzelausstellung „Haare“ ist bei Schwarz Contemporary zu sehen.

Marlon Wobst: Die „Berlinzulage“ im Künstlerhaus Bethanien an der Kottbusser Straße ist ein sehenswerter Überblick über die traumhafte Zeit West-Berlins zu Zeiten der Berliner Mauer, in der so ziemlich alles möglich war und es für alle genug (bezahlbaren) Platz gab. Ich mochte am liebsten die Arbeiten der Künstlergruppe endart!

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Ich habe mir dieses Jahr zwei Wünsche erfüllt: die Rolling Stones im Olympiastadion und Nick Cave in der Waldbühne – zwei legendäre Konzerte! Zufällig bin ich dann noch bei Anderson Paak in der Columbiahalle gelandet, was auch der Hammer war. Und auf jeden Fall schaue ich mir Les Trucs am 15. September im Ballhaus beim KGB Festival an.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Die Autobiographie Fuzz One – A Bronx Childhood. Vincent Fedorchak zieht 1970 mit acht Jahren von Gary, Indiana nach New York City in die Bronx und erlebt und gestaltet die Geburtsstunde des Graffiti mit.

Was ist dein nächstes Projekt?

Gerade arbeite ich noch an einer Publikation zur aktuellen Ausstellung „Haare“ bei Schwarz Contemporary, die noch bis zum 30. September läuft. Ach ja, und natürlich Daumen drücken: Meine Ausstellung ist neben zwei weiteren für den VBKI-Preis Berliner Galerien 2018 nominiert, die Preisverleihung findet am 28. September im Rahmen der Berlin Art Week statt.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Ich habe ein 1A-Pizzateig-Rezept entdeckt, außerdem hat mir mein Schwiegervater einen Pfannenschaber aus starrem Kunststoff geschenkt, mit dem man wirklich restlos alles aus der Pfanne gekratzt bekommt. Und: Meine Töchter!

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer donnerstags in der Printausgabe der taz.

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