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Ausstellungsempfehlung für BerlinZwischen Pommesbänken

Die Ausstellung „Someday's“ verwandelt den Projektraum Kinderhook & Caracas in ein TV-Set. Die taz sprach mit dem Künstler_innenduo Aurora Sander.

Aurora Sander, Josep Maynou und Jessica Lauren Elizabeth Taylor, „Someday's“, 2017, Installationsansicht / CONGLOMERATE Foto: Trevor Good
Beate Scheder
Interview von Beate Scheder

Wer die skulpturalen Arbeiten des norwegischen Duos Aurora Sander kennt, wird sich gewiss schon einmal gefragt haben, was für Abenteuer diese wohl erlebten, wenn sie zu Leben erweckt würden.

Ellinor Aurora Aasgaard und Bror Sander Berg Størseth bauen aus Alltagsgegenständen, Designobjekten und Bastelmaterial ironische Charaktere zusammen, die zwischen Hoch- und Populärkultur changieren, Kunstmarkt- und Konsumkritik in irrwitzige Formen übersetzen, die – wenn überhaupt – nur einer Nonsense-Funktion folgen.

Bei Kinderhook & Caracas sind nun einige von diesen zu Protagonisten und Requisiten der Kinderserie „Someday’s“ arrangiert, die Aurora Sander gemeinsam mit Josep Maynou und Jessica Lauren Elizabeth Taylor gestalteten.

Die Ausstellung

Kinderhook & Caracas

nach Vereinbarung: info@kinderhook-caracas.com

Bis 5. 8.,

Kreuzbergstr. 42e

Wie in jeder guten TV-Serie gibt es bei „Someday’s“ ein Restaurant, samt Sushi- und Pommesbänken und ausgesuchten Leckereien auf der Tageskarte, etwa dem „LGBT Sandwich“ – Salat, Guacamole, Bacon und Tomaten auf Mehrkornbrot und verängstigter Butter. Für weitere Szenen, die im Herbst bei Conglomerate laufen werden, steht unter anderem ein Pappmaché-Klo und eine Wollmaus-Parade parat.

Die Ausstellung funktioniert wie ein Trailer, aber auch wie eine Wunderkammer, die sich durch zeitgenössische Irrungen und Wirrungen pflügt.

Einblick (683): Aurora Sander, Künstler_innenduo

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Aurora Sander: Wir waren eine Weile nicht in der Stadt, deshalb ist das schon länger her – aber wir fanden die Einzelausstellung von Lu Yang „Welcome to LuYang Hell“, die in der Galerie Société während des Gallery Weekends eröffnet wurde, sehr erfrischend, sowohl was die Haltung betrifft als auch die Ästhetik.

Im Interview: Aurora Sander

Ellinor Aurora Aasgaard (*1991, Kristiansand, Norwegen) und Bror Sander Berg Størseth (*1987, Bærum, Norwegen) bilden das Künstler_innenduo Aurora Sander. Ihre Arbeiten waren bei diversen Gruppen- und Einzelausstellungen u. a. in Norwegen, Deutschland und China zu sehen. Ab September nehmen sie an der Moskau Biennale teil. Aktuell läuft bei Kinderhook & Caracas ihre Ausstellung „Someday’s“.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin könnt ihr empfehlen?

Wir sind begeistert von dem Veranstaltungsort Tropez im Sommerbad Humboldthain. Viele interessante Sachen finden dort in diesen Sommer statt, darunter „Europool“, organisiert vom Clubkonzept Creamcake. Creamcake lädt Leute aus ihrer Community ein, aktuelle Themen zu diskutieren und zu performen.

Am 30. Juli organisiert Broken Dimanche Press bei Tropez eine Lesung, an der unter anderem unsere Berliner Lieblingsdichterin Alizee Lenox beteiligt ist. Außerdem behalten wir Jessica Lauren Elizabeth Taylors Projekte im Auge: Muttererde beginnt im Dezember bei District Berlin, ihr diskursiver Salon „Black in Berlin“, in dem es um Rassismus und Politik geht, findet monatlich statt.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet euch zurzeit durch den Alltag?

The Little Book of Hollywood Cliches von Roger Ebert.

Was ist euer nächstes Projekt?

Unser nächstes Projekt ist die Fortsetzung einer Skulpturenserie mit dem Titel „Air­cleaninglady“. Einfach gesagt, es ist das Porträt einer Airbnb-Putzfrau. Wir werden die Serie auf der siebten Moskau Biennale zeigen, die Mitte September eröffnen wird.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten Freude?

Mittagessen und geliebte Menschen.

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz.

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