Ausstellungsempfehlung für Berlin: Hinter den Kulissen
Kulturtipp der Woche: Celina Basra und Melina Gerstemann dechiffrieren in der Galerie im Turm Rollen und Strukturen im Kunstbetrieb. Die taz sprach mit den Kuratorinnen
Sie stellen sich quasi selbst aus, die beiden Kuratorinnen der Galerie im Turm, Celina Basra und Melina Gerstemann, sich und ihre Arbeitswelt. Eine klassische Ausstellung erwartet einen also nicht, stattdessen ein Blick hinter die Kulissen und in die Köpfe.
Zum Auftakt ihres zweiten und letzten Jahres als wissenschaftliche Volontärinnen haben Basra und Gerstemann die Galerie in einen halb fiktiven, halb realen Arbeitsplatz verwandelt und ihre Schreibtische – normalerweise haben sie ihr Büro im Kunstquartier Bethanien – dort aufgestellt und mit Schaukel, Hängematte, kleiner Bibliothek und Ausstellungsfläche ergänzt.
Sehr wörtlich kann man den Titel der Schau nehmen: „Work Play Display“. Zwei Projektoren werfen die Desktops der Rechner an die Wand, in einer Sitzgruppe finden Gespräche mit Künstlern statt, vorbereitende für kommende Ausstellungen, resümierende über solche des vergangenen Jahres. Celina & Melina sorgen für Transparenz, sie beleuchten ihre eigenen Rollen sowie die Strukturen, der mal glanzvollen, oft prekären Kunstwelt.
Einblick (658): Celina Basra und Melina Gerstemann, Kuratorinnen
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
Galerie im Turm, Di.–So. 11–19 Uhr, bis 5. 3., Frankfurter Tor 1
Celina Basra und Melina Gerstemann: Begeistert hat uns der Beitrag „The Happy Museum“ von Simon Fujiwara in der Akademie der Künste während der Berlin Biennale. Verspielte Öffnung des Kunstbegriffs im Duktus musealer Ernsthaftigkeit – Wahrheit und Fiktion verschwimmen in der klugen Sammlung zu Indizien des Glücks. Wie wollen wir leben und arbeiten? Diese Frage beschäftigt uns nachhaltig. Wir nehmen uns zu wenig Zeit für Ausstellungsbesuche. Gemäldegalerie, Alte Nationalgalerie erden uns.
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin könnt ihr empfehlen?
Wir hören gerade „Work Life Balance“ und „Vernissage“ von Pisse.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet euch zurzeit durch den Alltag?
Magazine sind teuer. Kalender sind unsere Gehirne. Leeres Papier ist schön.
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Celina Basra (*1986) und Melina Gerstemann (*1983) haben Kunstgeschichte, Kommunikationswissenschaften und Kulturwissenschaften studiert. Als wissenschaftliche Volontärinnen kuratieren sie seit 2016 und bis Ende 2017 die Galerie im Turm am Frankfurter Tor. Ihre Fragen richten sich derzeit vor allem an die Bedeutung von Arbeit und Zeit im Feld der Kunstproduktion. Celina & Melina stellen die komplexen und dynamischen Rollen, Beziehungen und Lebensentwürfe des Kunstbetriebs in den Fokus des Ausstellungsprogramms für 2017. Aktuell zeigen sie in der Galerie im Turm „Work Play Display“.
Was ist euer nächstes Projekt?
„A Gallerina’s Dream (Arbeitstitel)“ mit Stefan Panhans und Andrea Winkler im März in der Galerie im Turm (Celina). Die Ausstellungen mit Viron Erol Vert im Juni im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien und in der Galerie ab Mitte Mai mit Eric Winkler (Melina).
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten Freude?
Lichtschalter sind toll. Räume denken. Zeit nehmen. Teekanne, Schokolade, Termine, Termine, Termine.
Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz.
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