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AusstellungGreen Glamour und die Mächte der Finsternis

Der britische Künstler David Thorpe setzt auf bodenständiges Handwerk und sakrale Inszenierungen. Damit erweist er sich als Trendsetter, wie die Ausstellung "Veils and Shelters" im Kunstverein Hannover zeigt.

Raumfüllend: Die Installation "The Defeated Life Restored". Bild: Kunstverein Hannover

Wo er auch hin kommt: Der Mann liegt im Trend. Das klingt gehässig, ist aber gar nicht so gemeint. David Thorpe, Jahrgang 1972, Brite, Lebensschwerpunkte in London und Karlsruhe, kann ja nichts dafür. Er macht nur die Kunst. Die Trends, die denken sich andere aus, zum Beispiel der Chef der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main, Max Hollein. 2005 veranstaltete Hollein die große Ausstellung "Wunschwelten", in der die These belegt werden sollte, dass die jungen, aktuellen Künstler die Romantik wiederentdecken. Es gab Stars und Newcomer in der Ausstellung und dazwischen gab es David Thorpe. Als Newcomer der "Neuen Romantik" - mit dem Hang zum Star.

2009 ist Thorpe einerseits immer noch Romantiker, andererseits ist er Teil zweier neuer Trends in der Kunstwelt. Der eine ist eine "Obsession für Natur und Landschaft", stand in der Hannoverschen Allgemeinen. Der andere ist der Trend zum "handwerklich Präzisen". Davon spricht Ute Stuffer, die Kuratorin des Kunstvereins Hannover, die dort eine David Thorpe-Ausstellung auf die Beine gestellt hat.

Holz, Stein, Glas und Blätter: Thorpe nutzt natürliche Materialien, aus denen er in akribischer, zeitintensiver Arbeit Bilder mit dreidimensionaler Anmutung macht. Oder gleich raumfüllende Installationen. Sein Trend wirkt so vor allem wie ein Anti-Trend: weg vom digitalen Schein, weg von Geschwindigkeit und Warenförmigkeit. Ein Konzept, mit dem Thorpe auf dem Kunstmarkt sehr erfolgreich ist. Er macht, gehässig gesprochen, Green-Glamour-Kunst.

Auf den Bildern sind karge, verlassene Landschaften zu sehen, auf denen der Mensch nur vorkommt anhand der Gebäude, die er in die Landschaften gestellt hat. Es gibt eine himmelstürmende Kathedrale, futuristisch designt bei gleichzeitiger Öko-Bodenständigkeit der Materialien. Die Bäume und Sträucher drumherum sehen fremdartig aus, ein Urwald, der seltsame Blüten schlägt. Die Szenerie hat etwas Asiatisches, was an der Leinwand liegen mag - die ist aus Pergament.

Die Bilder sind auf eine geschmackvolle Art konsensfähig, deutlich sperriger sind dagegen die Installationen. Die mit dem Titel "The Defeated Life Restored" besteht aus Wandschirmen, an denen Aquarelle hängen; in deren Mitte stehen auf Sockeln drei sternförmige Skulpturen. Die Aquarelle zeigen Fantasiepflanzen, akribisch genau gezeichnet, als ginge es um eine naturwissenschaftliche Bestandsaufnahme. Die drei Sterne thronen auf ihren passgenauen Sockeln, als wären es göttliche Devotionalien. Der dazugehörige Gott allerdings dürfte kein freundlicher sein: Die Sternspitzen sehen nach Zerstörungspotential aus. Für die Bewohner dieser eigenartigen Welt kann man hoffen, dass die Sterne nicht vom Himmel gefallen sind.

Streng wirkt das alles und auf eine eigentümliche Weise sakral. Bei der Installation nebenan kommen dann Texte dazu, an die Wände geschlagen wie Thesen und geschrieben in einem Englisch wie aus Shakespeares Tagen. Mit "Oh Segen" geht es los, ein "Überrest flackert im Königreich" und "ein Dröhnen brüllt hervor": eine Mischung aus Gebet und Gedicht, fremdartig wie zuvor die thronenden Sterne. Mit der Konsumfreude des Green Glamour ist hier Schluss, auf einmal geht es eher um eine bierernste Spiritualität neuartiger Inszenierung.

"Veils and Shelters" heißt die Ausstellung, zu deutsch "Schleier und Schutzräume". Thorpe sagt, ihm gehe es "beim Erschaffen von Kunst immer darum, eine Schutzzone herzustellen, ein bewohnbares Universum". Die Bewohner seiner Welt stellt man sich als Meditationsfreaks vor, die mit dem Prinzip Wiederholung arbeiten. Ihr Gebetsteppich ist ein Boden aus Kacheln, den Thorpe mit unüberschaubarer Zahl an Ornamenten versehen hat. In Hannover liegt er auf dem Boden, zum Betreten allerdings ist er nicht gedacht.

Es ist eine irritierende Ausstellung, auch irritierend gut gemacht. Als nächstes wird Ende November an gleicher Stelle der junge deutsche Friedrich Kunath gezeigt. Es wird nicht einfach werden, das Niveau des jungen Briten zu halten.

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