Ausstellung über Menstruation: Aus der Tabuzone geholt

Die Ausstellung „Menstrualities“ in der Alten Münze widmet sich der Menstruation. Es geht um die Macht von Körperflüssigkeiten.

Kunstwerk: An Eierstöcken hängen Wagschalen

Zoe Claire Miller: „Reproductive Justice in Lavender“ Foto: Marjorie Brunet Plaza

Beim Eintreten in den Vorraum der Ausstellungsräume Alte Münze am Molkenmarkt empfängt einen dunkelrotes Licht und dumpfe Klänge langsamer, elektronischer Musik. Dazu leise Aufnahmen aus dem Inneren eines Körpers. Eine große Darstellung eines Uterus aus Stoff hängt von der Decke.

Es geht um Menstruation in der neuen Ausstellung „Menstrualities“ und um verschiedene Aspekte jener: soziale, kulturelle und politische. Bei dieser Ausstellung soll ein Bewusstsein für Menstruation vor allem aus nicht-binären, queeren und intersektionalen Positionen geschaffen werden.

Der erste Schritt in die Ausstellungsräume in Mitte führt durch einen Vorhang, dann durch einen Gang. Raum hinter Raum reihen sich multimediale Kunst, Animationen, Gemälde, bildende Kunst und Zeichnungen aneinander. Die Räumlichkeiten in der Alten Münze sind groß und weitläufig. Menschen können problemlos schlendern, herumstehen und vor allem: Die Anwesenden können sich unterhalten. Hier wird nicht nur ein Raum für unkonventionelle Kunst geschaffen, sondern eben auch ein Raum für Austausch über ein sonst tabuisiertes Thema.

Über die weiße Frau hinaus

Greta Belen, Besucherin der Ausstellung, steht in Raum Nummer drei und schaut sich um. „Mir gefällt es hier besonders gut, weil die Ausstellung das Thema intersektional betrachtet“, sagt sie. „Die Ausstellung ist experimentell und abstrakt. Ich mag, dass der Fokus auf Diversität liegt und nicht nur auf der Sichtweise weißer Frauen beruht. Da habe ich mich selbst noch nie repräsentiert gefühlt.“

An der anderen Seite des Raumes sprudelt plötzlich Wasser nach oben. Beim genaueren Hinschauen wird ein Brunnen erkennbar, welcher in viereckige Sektionen unterteilt ist. Rot gefärbte, dickflüssige Flüssigkeit sprudelt im Sekundentakt ohne festen Rythhmus nach oben und hört kurz danach wieder auf.

Das Schild daneben klärt auf: Die Bühnenbildnerinnen Juliette Collas und Salomé Lubczanski haben ihr Werk mit dem Titel „Secrection“ der Gartenarchitektur in Versailles nachempfunden. Warum? Die barocken Brunnen seien ein Beispiel für eine Machtdemonstration über die Natur. Hier dagegen würden sie zu einem Werkzeug für die Emanzipation des Natürlichen umgedeutet: Es gehe um die Macht von Körpern und von Körperflüssigkeiten.

Helena D., eine andere Besucherin der Ausstellung, empfindet den Ansatz von „Menstrualities“ ebenfalls als eine Bereicherung. Sie kritisiert jedoch: „Ich finde es schade, dass die Texte zu den Werken alle ein wenig hochgestochen formuliert sind. Nicht alle verstehen sie und damit bleibt es oft nur für eine kleine Gruppe von Menschen zugänglich.“

Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Noch bis zum 15. Oktober kann die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Alten Münze besucht werden.

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