Ausstellung „Den Vogel zeigen“: Im Nest des Raben
Eine Ausstellung im Museum Pankow informiert über Berlins letzte Umweltzeitung „Der Rabe Ralf“. Und warum in der Hauptstadt immer mehr Füchse herumlaufen.
Der Name der Ausstellung bezieht sich auf Der Rabe Ralf, die einzige Berliner Umweltzeitung, deren Geschichte dort dokumentiert wird. Sie ist neben dem Telegraph auch eine der letzten Publikationen der DDR-Oppositionsbewegung. Gegründet wurde der Rabe im Februar 1990 von der Grünen Liga, die sich als „Netzwerk ökologischer Bewegungen“ verstand.
Ein wichtiges Ziel war die Dokumentation von Umweltproblemen in der DDR, über die im autoritären SED-Staat nicht offiziell berichtet werden konnte. „Der Rabe Ralf hat Ökologie von Anfang an sehr weit gefasst und auch über soziale und ökonomische Fragen und über die Zusammenhänge zwischen diesen Sphären geschrieben“, sagt Redaktionsmitglied Matthias Bauer über die Themen, die in der Zeitung seit nunmehr 35 Jahren behandelt werden. Davon können sich die Ausstellungsbesucher*innen selbst ein Bild machen: Auf einem Gestell sind fast sämtliche Ausgaben zu finden.
Heute erscheint der Rabe alle zwei Monate mit 10.000 gedruckten Exemplaren und liegt als Umsonst-Zeitung an vielen Orten in Berlin aus. Die Vielfalt der Themen, die diskutiert werden, wird in der Exposition auf einem halben Dutzend Tafeln dokumentiert. Die Texte sind durch Bilder und Karikaturen aufgelockert.
Kampf ums Überleben
So erfahren die Besucher*innen etwa über das ökologische Engagement von Gustav Landauer. Der der Anarchist, der 1919 von rechten Freikorps in München ermordet wurde, hat sich in seinen Schriften schon vor mehr als 120 Jahren Gedanken über Ökologie und das Überleben der Menschheit gemacht.
Dem zuständigen Redakteur Johann Thun wurde bei der Ausstellungseröffnung gemeinsam mit Matthias Bauer ein goldener Rabe als Auszeichnung verliehen. Schließlich würde es ohne ihre ehrenamtliche Arbeit den Raben wohl nicht mehr geben.
Auf einer anderen Tafel wird über die heute weitgehend vergessenen Berliner Umweltzeitungen der vergangenen 30 Jahre informiert. Wer weiß noch, dass es mehrere Jahre eine Zeitung mit dem Namen Berliner Luft gegeben hat? Auch das Überleben des Raben als Printzeitung ist angesichts zunehmender Digitalisierung gefährdet. Doch die Reaktionen auf einen Solidaritätsaufruf Ende 2023 haben der kleinen Redaktion Zuversicht gegeben: Neben neuen Abos konnten auch Spenden gesammelt werden.
Auch die Ausstellung könnte die Unterstützung für die Zeitung erhöhen. Wird doch deutlich, was fehlen würde, sollte es den Raben nicht mehr geben. Wo sonst wird über Pflanzen- und Kräuterspaziergänge ebenso informiert wie über rechte Einwirkungsversuche in die Umweltbewegung und linke und anarchistische Konzepte von Ökologie?
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