: Auslaufmodell Weserstadion
Was viele geahnt haben, ist nun Gewissheit geworden: Es wird nie wieder Leichtathletik-Wettkämpfe im Weserstadion geben
„Ein Stück aus dem Tollhaus“, nennt es SPD-Sportpolitiker Jürgen Pohlmann. Andere Stimmen sprechen von kalkuliertem polititischem Betrug. Dem Willen aller Bürgerschaftsfraktionen entsprach der Senat, als er im Beschluss zum Ausbau des Weserstadions ausdrücklich den „Multifunktionscharakter“ festschrieb. Für hochkarätige Leichtathletikevents wurde der Bau einer Laufbahn dort zugesagt, wo nach der Tieferlegung des Rasens mobile Tribünen installiert werden.
Bereits die erste Nagelprobe gab den Skeptikern Recht: Das neue Weserstadion ist für Leichtathletikveranstaltungen nicht geeignet. Die neue Laufbahn liegt so tief unter der Tribüne, dass sie höchstens aus der ersten Sitzreihe zu sehen wäre. Geisterrennen will der Bremer Leichtathletikverband aber nicht durchführen. „Wir ziehen unsere Bewerbung um die deutsche Meisterschaft 2004 zurück“, sagt Präsident Matthias Reick enttäuscht. „Peinlich“, zumal Ex-Sportsenator Bernt Schulte (CDU) seinem Verband zweimal schriftlich eine neue Laufbahn zugesichert habe. Dabei hätte man bei der Lektüre der eigens angefertigten Machbarkeitsstudie mit bloßem Auge sehen könne, dass die neuen Sichtachsen keinen Blick auf die geplante Tartanbahn gewähren würden. Das Gutachten sei seinem Verband aber vorenthalten worden, sagte Reick der taz. Empörung auch in der SPD-Fraktion: Mit einem „detaillierten Fragenkatalog“ wollen die Genossen nun klären, welches CDU-geführte Ressort die Verantwortung für die Hintergehung des Parlaments trägt, Sport oder Wirtschaft. Jan Kahlcke
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