Ausgesetzte Tiere: Trauriger Ferienbeginn
Jeden Sommer werden tausende Haustiere vor die Tür gesetzt. Nun leistet sich Berlin erstmals einen Tierschutzbeauftragten. Der wird viel zu tun haben.
A usgesetzte Katzen und Hunde, im Klo entsorgte Fische, verdurstete Meerschweinchen: Für einige Berliner Haustiere ist der Beginn der Sommerferien keine Zeit der Freude. Denn während sich ihre BesitzerInnen auf den Weg an die Adria oder die Müritz machen, lassen sie ihre "Lieblinge" einfach stehen wie Möbelstücke. Die zurückgelassenen Streichel- und Schoßtiere sterben qualvoll; werden sie gerettet, müssen sie ins Tierheim. Das meldete zu Ferienbeginn jetzt einen traurigen Rekord: 1.500 Tiere lassen das Heim aus allen Nähten platzen, so viele wie nie zuvor. Vor allem Katzen, Kaninchen, Chinchillas und Hunde werden "herrenlos" von den Straßen aufgelesen. Es scheint, als hätte die Verantwortungslosigkeit der Haustierbesitzer einen neuen Höhepunkt erreicht.
Inzwischen dehnt sich das Wegwerfverhalten auch auf Leguane und Wasserschildkröten aus. Die von Natur aus wenig wohnzimmerkompatiblen Viecher kann man in Baumärkten kaufen wie Spülschränke und Campinghocker; doch genauso werden sie dann oft auch entsorgt.
Bislang blieb das Tierheim mit den Fundtieren stets alleine. Nur kurz, während des alljährlichen Sommerlochs, konzentrierte sich die öffentliche Empörung auf das Schicksal der verstoßenen Lieblinge - und vergaß sie dann wieder.
Jetzt hat der Senat auf die verschärfte Situation reagiert und den Posten eines Tierschutzbeauftragten geschaffen. Klaus Lüdcke wird alle Hände voll zu tun haben, denn neben Katzen, Kaninchen und Leguanen soll er sich künftig auch um die vielen Tauben in der Stadt kümmern. Doch wahrscheinlich wird er ziemlich wenig Beachtung finden - außer jedes Jahr nach Ferienbeginn, wenn die vielen verlassenen Tiere die zurückgebliebenen Berliner interessieren.
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