Ausbreitung des Corona-Virus: Furcht vor ökonomischen Folgen

Auch die Hannover Messe wird verschoben. Die Corona-Krise führt zu immer mehr Schäden. Die Bundesregierung will angeschlagenen Firmen helfen.

Ein Arbeiter vor einem Container.

Container aus China: Weil weniger Lieferungen ankommen, könnte die Produktion stillstehen Foto: China Daily/reuters

BERLIN taz | Jetzt trifft es auch die größte Industrieschau der Welt: Nach der Buchmesse in Leipzig und etlichen anderen Ausstellungen ist am Mittwoch auch die für April geplante „Hannover Messe“ wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Immer mehr Großveranstaltungen werden verschoben, die Schäden gehen in Milliardenhöhe – und sie sind nicht versichert. Nach Angaben des Fachverbands Messe- und Ausstellungsbau (Famab) kosten die Absagen bislang mehr als 4,2 Milliarden Euro.

Welche Folgen die Krise für die deutsche Gesamtwirtschaft hat, ist noch nicht absehbar. Im produzierenden Gewerbe sind viele Unternehmen auf Lieferungen aus China angewiesen. Im Februar hat sich bei der Produktion in Deutschland das Virus noch nicht bemerkbar gemacht, heißt es beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. „Noch gibt es keine akuten Engpässe“, sagt Sprecher Frank Rösch. Im Laufe des Monats dürfte sich das aber ändern, erwartet Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen. Möglicherweise bleiben die Folgen aber glimpflich. „Gelingt es, das Coronavirus bald unter Kontrolle zu bekommen, wären die Rückschläge nur kurzfristig“, sagt sie.

Die Autoindustrie und viele andere Branchen haben Taskforces gebildet, welche die Folgen von Lieferengpässen mildern sollen. Betriebe sind in der Regel nicht gegen Produktionsausfälle wegen der Corona-Krise versichert. „Wir gehen davon aus, dass es die absolute Ausnahme ist, dass Unternehmen gegen eine Pandemie versichert sind“, sagt ein Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) der taz. Das gelte auch für Messeveranstalter.

Policen gegen Betriebsunterbrechungen für Industriebetriebe sehen in der Regel Zahlungen nach Schäden wie Feuer oder Überschwemmung vor. Zwar können sich Unternehmen zusätzlich gegen die Folgen einer Pandemie versichern – was Betriebe laut GDV aber sehr selten nutzen.

Konjunkturprogramm im Krisenfall

In der Bundesregierung ist die Bereitschaft groß, in Schwierigkeiten geratene Unternehmen zu unterstützen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Bundestags die grundsätzliche Bereitschaft bekräftigt, im Falle einer Krise ein Konjunkturprogramm aufzulegen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat Hilfen für Firmen angekündigt, die aufgrund der Coronakrise in Schwierigkeiten geraten. „Wir tun alles, damit dieses Virus die Wirtschaft in Deutschland nicht flächendeckend trifft“, sagte der CDU-Mann. Dazu gehöre, Liquiditätsspielräume von Unternehmen sicherzustellen. Wie das genau aussehen soll, ist noch unbekannt. Klar ist aber, dass die Bundesregierung angesichts des Haushaltsüberschusses in Milliardenhöhe die nötigen Mittel dafür hat.

Das ist in Ländern des Globalen Südens anders. Die Weltbank stellt deshalb Entwicklungsländern 12 Milliarden Dollar (10,77 Milliarden Euro) wegen der Coronakrise zur Verfügung. Das Geld ist gedacht für Länder, die sich an die Organisation mit der Bitte um Hilfe gewandt haben.

Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds haben wegen der Coronakrise ihre Frühjahrstagung im April abgesagt, bei der sich sonst Tausende Vertreter von Regierungen, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen treffen. Die Konferenz soll durch virtuelle Tagungen im Internet ersetzt werden. Bereits am Dienstag hatte die US-Notenbank Fed überraschend den Leitzins um einen halben Punkt auf 1,0 bis 1,25 Prozent gedrückt. Auch die australische Zentralbank senkte den Leitzins.

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