Ausblick auf Winter-Olympia 2026: Reisen durch Norditalien
Die nächsten Winterspiele finden in Cortina, Mailand, in Livigno, Bormio, Antholz und Verona statt – für Groundhopper sicherlich interessant.
In vier Jahren finden die Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo statt. Es soll italienisch zugehen, verspricht Ghedina, auch wenn die beiden Orte nicht unterschiedlicher sein könnten. „Der Verstand und der Kopf werden in Mailand sein, die Emotionen und das Herz definitiv in unserem Ort“, sagte er bei einem Pressetermin in Peking. „Ich bin mir sicher, dass es großartige Spiele werden.“ Ja, was denn sonst?
Mehrere Olympische Dörfer
Giovanni Malagò, Chef des Italienischen Olympischen Komitees und Präsident des Organisationskomitees von Milano Cortina 2026 weiß auch warum. Der Weisheit des Internationalen Olympischen Komitees, dem auch er angehört, sei es zu verdanken, dass die italienische Bewerbung überhaupt möglich geworden sei. Mit der Agenda 2020 des IOC können sich nicht mehr allein einzelne Städte bewerben, sondern Regionen. Möglichst viele bestehende Sportstätten sollen für Olympia genutzt werden.
Es ist auch ein Experiment, mit dem die Italiener beweisen wollen, dass man in den Alpen noch Winterspiele veranstalten kann. In Graubünden, in Tirol und in München, das sich mit Garmisch-Partenkirchen für die Spiele 2022 bewerben wollte, hat die Bevölkerung gegen die Ausrichtung des Megaevents gestimmt. In Mailand und Cortina stehe die Bevölkerung hinter den Spielen, sagte Mailands Bürgermeister Sala am Freitag in Peking, „wie das ganze Land“.
Und so soll das Ganze aussehen: In Mailand wird Eishockey gespielt, in einer anderen Halle sind die Shorttracker und Eiskunstläufer unterwegs. Im Norden der Lombardei auf 1.800 Metern Höhe, in Livigno, wird der Snowpark eingerichtet. Nicht weit entfernt davon, in Bormio, fahren die Männer um alpines Skigold, während die Frauen in Cortina d’Ampezzo Ski fahren werden.
Die alte Olympia-Eishalle von 1956, als die Spiele schon einmal in Cortina waren, wird für den Curlingsport aufgemöbelt. Im nordischen Skisport werden im Val di Fiemme die Medaillen vergeben, wo schon des Öfteren Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Und die Biathleten laufen und schießen auf der traditionsreichen Anlage von Antholz um olympische Ehren.
Bau einer neuen Bobbahn
Noch was? Wo die Eisschnelllaufwettbewerbe stattfinden, muss noch entschieden werden. Der Plan ist es, eine bestehende Freiluftbahn in Baselga di Piné oben im Trentino zu überdachen, aber das steht noch nicht fest. Auch das leidige Thema Eiskanal war bis vor Kurzem noch nicht gelöst und so machte sich sogar Innsbruck mit seiner Bahn in Igls Hoffnungen auf die Rückkehr der olympischen Ringe nach Tirol. Nun soll aber in Cortina da, wo 1956 gerodelt wurde und noch eine Schneise durch den Wald geht, ein neuer Eiskanal entstehen.
Für Bürgermeister Ghedina ist das ein emotionales Thema. Eugenio Monti vom Bobclub Cortina wurde 1968 in Grenoble Olympiasieger im Zweier und Vierer – und wird in der Gemeinde verehrt wie ein Sportheiliger. Damit nicht genug: Die Schlussfeier soll in der Arena von Verona steigen, zwei Wochen nach der Eröffnungsfeier im Mailänder Fußballtempel San Siro. Für den könnte es eine Art Abschiedsspiel werden, denn daneben entsteht ein neues Stadion.
Die Spiele sollen, so Malagò, die billigsten in der jüngeren Olympiageschichte werden. Die Reisen zwischen den Wettkampfstätten will das Organisationskomitee dadurch klein halten, dass es vier olympische Dörfer mit allem, was dazugehört, errichtet. OK-Präsident Malagò erinnerte an seine Erfahrungen aus Tokio. Die Fahrt vom Hotel zur Radrennbahn mit dem Auto habe drei Stunden gedauert. Außerdem gebe es bis dahin ja flächendeckend G5, assistierte der Geschäftsführer von Milano Cortina 2026, Vincenzo Novari.
Wer heute mit dem Zug von Mailand ins Antholzer Tal will, ist fünfeinhalb Stunden unterwegs und muss in Verona, Bozen und Franzensfeste umsteigen. Gute Reise!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an