Ausbildungsstart: Bessere Chancen für Lehrlinge

Mehr offene Stellen, weniger Bewerber: Weil der Zuzug aus dem Umland ausbleibt, droht ein Azubi-Mangel. Unternehmen müssten in den Nachwuchs investieren.

Hier stehen die Chancen gut: Lehrlinge für das Bäcker-Handwerk werden gesucht. Bild: dpa

Der demographische Wandel wirft seinen Schatten voraus: In Hamburg gibt es zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres deutlich mehr offene Lehrstellen als unversorgte Bewerber, also solche, die trotz Bewerbung nicht unterkommen. Die Firmen müssen umdenken und mehr in ihren Nachwuchs investieren.

Aufgrund der niedrigen Geburtenraten wird die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz in den nächsten Jahren zudem stark zurückgehen. Nach einer Rechnung des Bundesinstituts für Berufsbildung werden im Jahr 2025 nur noch 360.000 Auszubildende zur Verfügung stehen. Heute gibt es allein in den Unternehmen 540.000 Lehrstellen, überbetriebliche Ausbildungsplätze nicht mitgerechnet. Die Betriebe müssten sich "auf eine weiter sinkende Nachfrage der Jugendlichen einstellen", prognostiziert das Institut.

Hamburg als Metropole von Ruf ist zwar in einer komfortablen Lage, weil sie viele Lehrlinge aus den Nachbarländern anzieht. Die Kehrseite dieser Medaille ist der große Konkurrenzdruck, der es schwachen Hamburger SchülerInnen schwer macht, eine Lehrstelle zu finden. Doch weil die Wirtschaft boomt und der Zuzug nachlässt, beginnen diese Verhältnisse ins Rutschen zu geraten.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte Ende Juli gut 2.700 offene Lehrstellen - fast 17 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dem standen knapp 2.400 unversorgte BewerberInnen gegenüber - fast 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zuwachs dürfte damit zu erklären sein, dass sich die Arbeitsagentur verstärkt bemüht hat, BewerberInnen zu akquirieren, etwa mit Bewerbertagen, Schulbesuchen und Briefen an Lehrer und Eltern.

Die Handelskammer verzeichnete zum 1. August gut 7.900 neue Ausbildungsverträge - gut vier Prozent mehr als vor einem Jahr. 420 offene Stellen in der Online Lehrstellenbörse der Kammer seien sofort zu vergeben. Am dringlichsten werden Bäcker-, Konditorei-, Fleischer- und Kochlehrlinge gesucht.

Dass auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt zunehmend Bewerber fehlen, liege auch daran, dass die Zahl der Bewerber aus dem Umland gesunken sei. Laut der Azubi-Umfrage der Kammer "ist die Zahl der Auszubildenden aus Mecklenburg-Vorpommern von gut vier Prozent im letzten Jahr auf 1,6 Prozent zurückgegangen". Auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen kämen weniger Bewerber.

Trotz der offenen Stellen bleiben Bewerber auf der Straße sitzen, weil sie für ungeeignet gehalten werden. Zumindest bei der formalen Qualifikation sollten die Firmen Abstriche machen, empfiehlt Horst Schmitt von der BA. "Die Jugendlichen haben teilweise andere Kompetenzen", sagt er. Die Firmen müssten mehr in die Personalentwicklung investieren. Die Arbeitsagentur helfe dabei.

"Noch ist die Lage nicht bedrohlich", urteilt Anemone Schlich von der Handwerkskammer. Die tue sehr viel, um Jugendliche für das Handwerk zu begeistern, sagt sie. Und die Karrieremöglichkeiten seien groß: Schließlich suchten 5.000 Handwerksbetriebe in den nächsten Jahren einen neuen Chef.

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