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■ Mit der Ausbildungsmisere auf du und duAusbildungsplätze bleiben auch in diesem Jahr Mangelware

Die Jagdsaison auf den Ausbildungsplatz geht gerade zu Ende. Die großen Bremer Unternehmen wie Daimler, Beck's und Kraft-Jacobs-Suchard haben ihre Azubi-Kontingente gefüllt; die kommende Lehrlings-Generation hat dort bereits feste Zusagen in der Tasche. Für die anderen SchulabgängerInnen, die „noch ohne“sind, wächst der Druck von Minute zu Minute. Denn die Ausbildungsbetriebe schließen die Verträge dieses Jahr früher ab als im Vorjahr, heißt es in der Handelskammer. Dort, beim Arbeitsamt und in der Bildungsbehörde befürchtet man, daß zu Beginn des kommenden Ausbildungsjahres im August ebensoviele SchulabgängerInnen ohne Lehrstelle auf der Straße stehen wie im Vorjahr – und da waren es rund 650.

Damit erreichte der Lehrstellenmangel in Bremen erstmals einen traurigen Höchststand – trotz aller Bemühungen bis hin zu publicity-trächtigen Aktionen, in denen Bremer SPD-Abgeordnete selbst zum Telefonhörer griffen, um Unternehmer zum Ausbilden zu überreden. In letzter Minute hatte auch der sparverpflichtete Öffentliche Dienst in Bremen zusätzliche Lehrstellen zugesagt; zuvor hatte der Arbeitssenator erneut Geld lockergemacht, um Betriebskooperationen zu fördern, die Azubis auf eigens geschaffene Lehrstellen unterbringen würden.

Ein Teil der 650 „übriggebliebenen“SchulabgängerInnen bekam ab November eine letzte, späte Chance durch eine Initiative der Bildungsbehörde. Sie schaffte in Schulen ein Extrakontingent an überbetrieblichen Ausbil-dungsplätzen. Rund 250 Stellen wurden belegt; die letzten davon im Frühjahr dieses Jahres, als rund 40 Nachzügler-Azubis im Bremer Norden die Malerquaste und den Tischlerhobel ergriffen.

Die zeitliche Verzögerung war gewollt, um dem „echten dualen Ausbildungssystem“nicht durch schulische Angebote in die Quere zu kommen – und die Unternehmen dadurch allzu zuvorkommend von ihrer Ausbildungsverpflichtung zu entlasten. Allerdings war zuvor bereits im Oktober der 79köpfige kaufmännische Zweig gestartet, ebenso die technischen ZeichnerInnen und die Industriemechaniker-Azubis; völlig aus dem geplanten Angebot gestrichen wurden dagegen die Bauzeichner. „Für die fand sich einfach kein Meister auf ABM-Basis“–und nur der hätte die Voraussetzung für ein einigermaßen kostenneutrales Angebot erfüllt, so Hüster.

„In diesem Jahr werden steigenden Schulabgängerzahlen im Vergleich eher noch weniger Ausbildungsplätze gegenüberstehen“, prognostiziert der Ausbildungsplaner der Bremer Bil-dungsbehörde. Dort erwägt man, weitere Möglichkeiten der überbetrieblichen Ausbildung, wie sie im letzten Jahr noch gescheitert waren, wieder aufzugreifen: Das Modell einer überbetrieblichen Ausbildung etwa, die Kurzzeit-Betriebspraktika von mehreren Monaten enthält. Das als „zweitklassig“umstrittene Modell sei für bestimmte Gruppen durchaus empfehlenswert, heißt es. Auch in Hamburg arbeite man an einem ähnlichen Konzept. ede

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